#Bei Guttenberg kannten die Grünen kein Pardon
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„Bei Guttenberg kannten die Grünen kein Pardon“
Um ihre Spitzenkandidatin zu schützen, setzen viele in der grünen Partei auf Attacke. Annalena Baerbock sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, sie habe bei ihrem Buch mit dem Titel „Jetzt“ abgeschrieben. Die Zahl der umstrittenen Passagen stieg zuletzt stetig. Bis Dienstag dokumentierte der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber ganze 43 verdächtige Textstellen. Die Belege sprechen für sich. Trotzdem machten die Grünen seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe klar, dass sie davon nur wenig halten.
Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin nannte die Diskussion eine „Dreckskampagne“, der ehemalige Parteichef Reinhard Bütikofer wollte einen „Propagandakrieg“ erkannt haben. Es würden „Bagatellen aufgebauscht, um von den inhaltlichen Fragen abzulenken“, sekundierte der Bundesgeschäftsführer der Partei, Michael Kellner. Zuvor hatte sich der Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen ähnlich geäußert. Die Kritik sei „maßlos“, sagte Felix Banaszak. „Wenn wir uns aber über einige wenige Textstellen in einem Buch mehr streiten als über die Dringlichkeit der Klimakrise und ihre sozialen Folgen, ist das einfach nur noch realitätsfern.“
Unbarmherzige Redner der Grünen
Vor zehn Jahren haben die Grünen die Dringlichkeit einer Debatte über mutmaßliche Plagiate in Texten des politischen Spitzenpersonals noch ganz anders beurteilt. Sie konnten sie nicht intensiv genug führen. Am 23. Februar 2011 rief der Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Thierse, im Plenum eine „dringliche Frage“ des Grünen-Abgeordneten Kai Gehring auf. Im Plenum war eine Befragung der Bundesregierung angesetzt. Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, in seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.
Die Debatte begann mit acht plagiierten Autoren auf etwa vier Seiten Text – weniger, als zur Zeit in Baerbocks Buch in Frage stehen. Zwar ist „Jetzt“ keine wissenschaftliche Arbeit – die Autorin will ihr Werk noch nicht einmal als Sachbuch verstanden wissen –, doch der Umfang des Problems ist schon jetzt beachtlich. Die öffentliche Diskussion über die Arbeitsweise Guttenbergs, dem rasch weit mehr Plagiate nachgewiesen wurden, war den Grünen damals so wichtig, dass sie für die Regierungsbefragung eigens zwei „Dringlichkeitsfragen“ einreichten. Ansonsten geht es in der Fragestunde des Bundestags übrigens eher um Sachthemen.
Während die Grünen heute einen sanfteren Umgang mit ihrer Kandidatin fordern, haben sie Karl-Theodor zu Guttenberg seinerzeit besonders heftig angegriffen. Plenarprotokoll 17/92 offenbart nicht nur, wie unbarmherzig damalige Redner der Grünen gegen den ungeschickt agierenden Guttenberg zu Felde zogen. Die Akten dokumentieren auch, dass die Grünen den unversöhnlichen Umgang mit mutmaßlichen Plagiatoren in der Politik mit kultiviert haben – eine politische Tradition im Umgang mit solchen Fällen gab es bis dahin nicht. Die Causa Guttenberg war die erste ihrer Art.
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