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#„Bei Marineschiffen sind die Margen sehr dünn“

Herr Lürßen, der russische Überfall auf die Ukraine hat große Auswirkungen auch auf die Rüstungsindustrie. Alle reden über eine „Zeitenwende“. Sind die drei deutschen Marinewerften – Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), German Naval Yards und Ihr Bereich Naval Vessels Lürssen (NVL) – dafür aufgestellt?

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Eine Konsolidierung unter den richtigen Vorzeichen und mit der Zustimmung der Regierung macht in Deutschland auf jeden Fall Sinn. Dabei muss man allerdings ehrlich sagen: Fähig zum Generalunternehmer ist ganz sicher TKMS. Auch wir sind heute schon Generalunternehmer, aber wir lassen viel Arbeit ausgliedern an andere Werften. German Naval hat viele Komponenten nicht, sie machen Reparaturen und sind eingebunden, aber bei großen Aufträgen meist als Unterlieferant. Bei einer Konsolidierung von TKMS und uns unter vernünftigen Bedingungen haben Sie einen Ansprechpartner für eigentlich alle großen Kampfschiffe und die komplexen Programme als Generalunternehmer. Und in fünf Jahren wäre dann wohl auch die German Naval konsolidiert, das ist der einzige sinnvolle Schritt.

Würde eine Konsolidierung den Gang an die Börse nach sich ziehen?

Es ist wahrscheinlich sinnvoll, eine Börsenfirma zu nehmen, weil das Umfeld in Europa von Aktiengesellschaften bestimmt ist, wenn auch teilweise – wie in Frankreich – vom Staat kontrolliert. Eine Konsolidierung heißt, dass unser gesamtes Marinegeschäft und die TKMS eingebracht würden. Das wäre dann eine Werftengruppe, die vernünftig diversifiziert aufgestellt werden muss, das heißt, man muss auch Synergien heben, Kompetenzen verteilen, die richtige Führungsstruktur haben, und dann ist, glaube ich, auch ein Börsengang ein durchaus sinnvoller und gangbarer Weg.

Was würde das für die Arbeitsplätze bedeuten?

Addieren Sie die heutigen Stellen zusammen, dann wissen Sie, was Sie in etwa erwarten können. Großes Wachstum sehe ich nicht, weil die Zahl der Plattformen nicht dramatisch wachsen wird. Helfen wird allerdings der starke Wunsch der Bundesregierung, Konverterplattformen nicht in China bauen zu lassen, sondern in Deutschland. Deren Volumen liegt bei rund 2,5 Milliarden Euro pro Stück.

Was müsste Berlin bei einem solchen Werftenzusammenschluss leisten?

Zuallererst muss die Regierung akzeptieren, dass sie in Zukunft nur mit dieser konsolidierten Firma über Aufträge spricht. Es kann nicht so wie in der Vergangenheit sein, dass vonseiten des Auftraggebers ganz Europa intensiv motiviert wird, für Aufträge der Bundesmarine zu bieten.

Sie wollen also ein Monopol für die Fertigung für die Kriegsmarine?

Wir erwarten dann schon von der Bundesregierung, dass sie akzeptiert, dass wir für diese Art von Aufträgen gesetzt sind. Natürlich ist man bereit, im Rahmen einer sinnvollen Aufgabenteilung, für Unteraufträge auch andere Werften zu beteiligen. Aber die Systemführerschaft, die Generalunternehmerschaft, muss dann eindeutig bei dieser konsolidierten Firma liegen. Natürlich gibt es Schiffe, die sind sehr komplex, und solche, die sind weniger komplex. Bei einigen wird man etwas an die Industrie abgeben; aber die Führerschaft für diese Aufträge muss an diese zusammengeführte Werft vergeben werden.

Wäre es bei einer solch engen Verbindung sinnvoll, dass der deutsche Staat sich ebenfalls beteiligt?

TKMS hat ja ins Spiel gebracht, dass der Staat mit einem Anteil einsteigen sollte.

Aber wäre das in Ihrem Interesse?

Eine Regierung als Ankeraktionär zu haben ist dann sicherlich richtig. Denn es steht ja zu vermuten, dass man sich nach der deutschen Konsolidierung in Europa umschaut, um gewisse Kapazitäten dort zu konsolidieren. Dann ist es immer gut, wenn wir die deutsche Regierung als Anteilseigner hätten.

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