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#Bestraft der Papst einen Hardliner?

Bestraft der Papst einen Hardliner?

Papst Franziskus ist bekannt dafür, dass er Bischöfe aus abgelegenen Provinzbistümern mit der Kardinalswürde adelt oder auf einflussreiche Posten im Vatikan befördert. Nur selten ist die Rede davon, dass sich der argentinische Papst auch des umgekehrten Weges zu bedienen weiß, um in Ungnade gefallene Mitarbeiter aus der Zentrale der Weltkirche zu entfernen. Vieles spricht dafür, dass dem Sekretär der Glaubenskongregation im Vatikan jetzt ein solches Schicksal ereilt hat. Anfang der Woche gab der Vatikan bekannt, dass Erzbischof Giacomo Morandi von Franziskus zum Bischof von Reggio Emilia-Guastalla in Norditalien ernannt wurde.

Das ist in etwa so, als würde ein Staatssekretär im Bundesinnenministerium Bürgermeister einer Gemeinde im Allgäu. Obwohl Morandi den Titel eines Erzbischofs trägt, wurde er mit einem einfachen Bistum in seiner Heimat abgespeist. In Rom war der norditalienische Geistliche der zweite Mann in der Hierarchie einer der wichtigsten Kurienbehörden.

Man könnte diese Personalie als vatikanisches Ränkespiel abhaken, wenn der Name Morandi nicht mit einem Dokument verbunden wäre, das wie kein zweites in jüngster Zeit auch innerkirchlich Widerspruch und Empörung hervorgerufen hat, vor allem in Deutschland: dem vatikanischen Nein zur Segnung homosexueller Paare im März 2021. Damals hatte der Vatikan erklärt, er habe keine „Vollmacht“, die Erlaubnis für solche Segnungen zu erteilen, weil sie nicht den Plänen Gottes für die Schöpfung entsprächen und Sexualität außerhalb der Ehe nicht statthaft sei.

Erzbischof Giacomo Morandi im September 2020


Erzbischof Giacomo Morandi im September 2020
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Bild: Picture Alliance

In der Sache selbst war das keine Überraschung. Verwundert hat aber der apodiktische Ton und die Argumentation des Schreibens, die sich nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, jedem „Erkenntnisfortschritt theologischer und humanwissenschaftlicher Art verschließt“. Das schien vielen nicht recht zu passen zu dem Papst, der sich wie keiner seiner Vorgänger gegen eine Verurteilung von Homosexuellen gewandt hatte. Konnte dieser Papst hinter einem solchen Dokument stehen?

Die Schlusszeile schien eindeutig: Franziskus, heißt es darin, sei in einer Audienz von dem unterzeichnenden Sekretär der Glaubenskongregation über das Schreiben und die Erläuternde Note dazu „informiert“ worden und habe die Veröffentlichung „gutgeheißen“. Der unterzeichnende Sekretär war Morandi.

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Schon damals gab es in Rom Stimmen, die behaupteten, mit dem Informieren sei es nicht weit her gewesen. Der italienische Geistliche habe den Papst nur summarisch über das geplante Schreiben in Kenntnis gesetzt, ihm jedoch nicht den vollständigen Text vorgelegt. Außerdem sei sich Franziskus nicht darüber im Klaren gewesen, dass das Schreiben in dieser offiziellen Form veröffentlicht werden sollte. Schließlich sei der Papst damals ohnehin nicht ganz bei der Sache gewesen, weil er vollauf mit der Vorbereitung seiner Irak-Reise beschäftigt gewesen sei. Im Klartext: Hätte Franziskus den vollständigen Wortlaut gekannt, wäre das Schreiben in dieser Form wohl nicht veröffentlicht worden.

Ähnliche Erklärungsversuche für eine auffällige Diskrepanz zwischen den Worten des Papstes und den Dokumenten des Vatikans gab es im Pontifikat von Franziskus allerdings schon häufig, viele meinen, zu häufig, um glaubwürdig zu sein.

Die Versetzung Morandis vom Vatikan in die italienische Provinz lässt diese Behauptungen nun durchaus plausibel erscheinen. Zumal offensichtlich ist, dass die Glaubenskongregation in den vergangenen Jahren keine theologische Stütze des Pontifikats war – auch nachdem sich der Papst im Sommer 2017 von deren Chef, dem Hardliner Gerhard Ludwig Kardinal Müller, getrennt hatte. Müllers Nachfolger Luis Kardinal Ladaria gilt als konservativ, aber vermittelnd. Morandi hingegen wird als „Scharfmacher“ beschrieben. Dabei hatte Franziskus selbst den früheren Generalvikar des Bistums Modena im Sommer 2017 zum Sekretär der Glaubenskongregation befördert.

Dass man die Personalie aber auch ganz anders lesen kann, zeigte die Lokalzeitung in Morandis neuem Bistum. Die „Gazzetta di Reggio“ schrieb in einem Anflug von Lokalpatriotismus, Morandi sei ein weiteres Beispiel für den „Aufstieg eines Mannes aus der Region auf der kirchlichen Karriereleiter“.

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