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Bloß keine Hilfe aus China

Taiwans Ringen um Impfstofflieferungen mutet derzeit ziemlich verzweifelt an. Nachdem es der Regierung nicht gelungen war, zeitnah genügend Dosen zu beschaffen, kündigten Terry Gou, der Gründer des Elektronik-Herstellers Foxconn und eine buddhistische Vereinigung an, die Vakzine auf privatem Wege zu beschaffen. Abhilfe kam am Freitag aber von anderer Seite: Japan schickte kurzentschlossen 1,2 Millionen Dosen AstraZeneca nach Taipeh. „Ich bin so dankbar, dass ich es kaum in Worte fassen kann“, schrieb Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen auf Japanisch auf Twitter.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Für sie ist es Hilfe in größter Not. Tsai ist in den vergangenen Tagen politisch in eine schwierige Lage geraten. Steigende Corona-Infektionszahlen brachten die Präsidentin in Erklärungsnot, weil in Taiwan bislang nur zwei Prozent der Bevölkerung eine erste Dosis erhalten haben. Lokalpolitiker der Opposition forderten lautstark, dass Taiwan Lieferangebote aus China annehmen solle. Diesen Triumph will Tsai der chinesischen Regierung aber nicht ermöglichen.

Auch Deutschland um Hilfe gebeten

Ihre Regierung bat Japan, Amerika und Deutschland um Hilfe. Tokio plant laut einem Bericht der Asahi Shimbun weitere Lieferungen an Taiwan. Um die erste Charge vom Freitag zu beschleunigen, habe man die Dosen direkt geliefert, statt sie über die internationale Covax-Initiative bereitzustellen. China äußerte schon vorab sein Missfallen: „Wir lehnen Japans Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten strikt ab“, sagte ein Sprecher in Peking und nannte die Impfstofflieferung eine „politische Show“. Peking betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums.

Auch in Washington wurden die Rufe aus Taipeh erhört. Das Weiße Haus teilte am Donnerstag mit, dass Taiwan zu jenen 16 „Ländern und Entitäten“ gehöre, an die die Vereinigten Staaten bis Ende Juni sieben Millionen Dosen liefern wollen. Das dürfte kaum reichen. Bisher hat Taiwan inklusive der Lieferung aus Japan nur zwei Millionen Dosen für 23 Millionen Einwohner zur Verfügung.

Für die zögerliche Beschaffung gibt es drei Gründe: Erstens gab es lange keine Dringlichkeit für die Impfkampagne, weil das Virus auf der Insel dank eines strengen Grenzregimes und Quarantäneregeln unter Kontrolle war. Seit Mitte April aber schwappt die erste große Corona-Welle über Taiwan mit täglich mehreren hundert Neuinfektionen. Zweitens hoffte die Regierung auf eigene Impfstoffhersteller, deren Präparate aber wohl nicht vor Juli bereitstehen. Und drittens verhandelte Taipeh lange vergeblich mit dem Mainzer Unternehmen BioNTech.

Präsidentin Tsai warf China vergangene Woche vor, einen Vertragsabschluss, der schon im Januar unter Dach und Fach schien, verhindert zu haben. Hintergrund ist, dass das chinesische Unternehmen Fosun von BioNTech nach eigenen Angaben die Exklusivvermarktungsrechte für China und Taiwan gekauft hat. Inzwischen hat sich die deutsche Regierung in die Debatte eingeschaltet. „Seien Sie versichert, dass …Wirtschaftsminister Altmaier sich in den fortlaufenden Gesprächen und der Koordination zwischen Taiwan und BioNTech sehr bemüht hat“, schreibt der Leiter der deutschen Vertretung, Thomas Prinz, auf Facebook. Die Regierung in Berlin habe jedoch keinen Einfluss auf eine Vertragsunterzeichnung. Altmaier hatte seinerseits die Regierung in Taipeh gebeten, sich bei den taiwanischen Chipherstellern für schnellere Lieferungen an deutsche Autobauer einzusetzen.

Das Angebot der Buddhisten-Vereinigung, 500.000 Dosen von Johnson & Johnson zu importieren, scheint sich derweil zerschlagen zu haben. Das amerikanische Unternehmen teilte mit, es verhandle nur mit Regierungen und multilateralen Organisationen. Ähnlich könnte es Terry Gou gehen, dessen Stiftung fünf Millionen Dosen BioNTech aus Deutschland importieren will.

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