Zwei Argumente vor allem waren es, die Boris Johnsons Unterstützer ins Feld führten, um die Abgeordneten der Konservativen dazu zu bewegen, den Premierminister im Amt zu belassen. Wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine sei es gerade nicht passend, den Regierungschef auszuwechseln. Außerdem habe dieser doch in seiner Amtszeit politisch Großartiges geleistet. In dieser Erfolgsbilanz die Bewältigung der Corona-Pandemie zu erwähnen, zeugt freilich entweder von einem beachtlichen Maß an Chuzpe, oder von einem ausgeprägten Realitätsverlust.

Gerade die Politik Johnsons während der Pandemie war es, die maßgeblich zur Entzauberung des begnadeten Populisten beigetragen hat. In Großbritannien starben unverhältnismäßig mehr Menschen als anderswo, weil die Gefahren zuerst verharmlost wurden. Im weiteren Verlauf fehlte Johnson dann der Mut zur Unpopularität, der einen großen Politiker, der er nach eigener Einschätzung ist, auszeichnet. Und dann kam „Partygate“.

Die dabei zutage getretene schamlose Missachtung selbst aufgestellter Regeln und öffentlich geäußerte Unwahrheiten haben dazu geführt, dass sich in der Konservativen Partei eine ausreichende Zahl von Abgeordneten fand, um ein Misstrauensvotum in Gang zu setzen. Das allein bedeutete schon eine bedeutende Schwächung des Premierministers. Sein „Sieg“ gegen 148 Abgeordnete ist ein klassischer Pyrrhussieg.

Es droht ein „Bürgerkrieg“ in der Partei

Schon vor der Bekanntgabe des Resultats appellierten Johnsons Anhänger an die Partei, wieder zusammenzustehen. Das ist genau das, was man von den Anhängern Theresa Mays hörte, als Johnsons Vorgängerin ihr Misstrauensvotum mit großer Mehrheit gewonnen hatte. Johnsons Ergebnis ist schlechter. Genutzt hat May ihr Sieg nicht.

Und auch jetzt droht ein „Bürgerkrieg“ innerhalb der Partei. Es ist deshalb nicht wahrscheinlich, dass es Johnson besser geht, obwohl man zugeben muss, dass Johnson der weitaus bessere „Verkäufer“ seiner selbst ist, als es May war.