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#Bundespräsident Steinmeier zeigt Stärke

Bundespräsident Steinmeier zeigt Stärke

Zu den Problemen der Deutschen zählt, dass sie nicht wissen, ob sie sich Politiker wünschen sollen, die so wie sie selbst sind, oder solche, die eben gerade nicht so sind. Am besten wären brave Genies, die nur Siege wagen, keine Niederlagen, die in aller Bescheidenheit große Reden halten und Fehler zugeben können, aber keine machen. Eigentlich wie bei der Geldanlage: Fünfzehn Prozent Zinsen auf dem Sparbuch, das wär schön.

Weil es solche Politiker nicht gibt, geben sich die Deutschen meist mit solchen zufrieden, die ihnen den Eindruck vermitteln, dass man sich auf sie verlassen könne. Hin und wieder fällt ihnen dann auf, dass es schillernder ginge, kitzelnder, cooler. So fragten zum Beispiel diese Woche einige, ob nicht ein aufregenderer Bundespräsident denkbar wäre als Frank-Walter Steinmeier.

Wäre dessen Name ein Silvesterorakel, verhieße es Zeiten des Kompromisses: Frank und Walter, Stein und Meier, alles findet zusammen. Und tatsächlich hat der Bundespräsident es geschafft, dass nun die vier größten Parteien seine Kandidatur unterstützen. Freilich ist der Grund hierfür nicht grenzenlose Bewunderung, wie sie aber ohnehin niemand, nicht mal Markus Söder, auf sich zieht.

Steinmeier legte sich früh fest

Es spielen machtpolitische Gründe eine Rolle, etwa der, dass die Grünen es für angesagt hielten, nicht gleich für schlechte Stimmung in der Koalition zu sorgen, indem sie eine eigene Kandidatin aufstellten oder eine der Union unterstützten. Die Union benannte dann auch keine, obwohl ihr designierter Vorsitzender Friedrich Merz das noch im Dezember für „selbstverständlich“ gehalten hatte.

Unter den Vorsichtigen hatte sich Steinmeier als der Mutigste erwiesen, indem er schon einige Monate vor der Bundestagswahl ankündigte, noch einmal zu kandidieren. Das war ein Wagnis, denn ob er genügend Unterstützer finden würde, hing vom Ausgang der Wahl ab. Ein schwarz-grünes Bündnis hätte wohl auf einer eigenen Kandidatin bestanden. Steinmeier schreckte die Aussicht, vor aller Augen zu scheitern, jedoch nicht. Oder vielleicht schreckte sie ihn, und er riskierte es dennoch. Das war das Gegenteil des endlosen Taktierens, das vielen Bürgern an Politikern missfällt. Dass Steinmeiers Entscheidung im Rückblick ganz natürlich wirkt, liegt nicht daran, dass sie es gewesen wäre, sondern daran, dass sie es geworden ist.

Doch kein Sieg ohne Besiegte. Das sind jene, die Steinmeier zu unauffällig finden, so wie zum Beispiel Reporter der „Bild“-Zeitung, die alles, was nicht in Drei-Worte-Sätze passt, für Kleingedrucktes halten, oder Zeitgeistgequälte, die sich mehr sogenannte Charaktere in der Politik wünschen. Abgesehen davon, dass es beim Charakter nicht nur darauf ankommt, überhaupt einen zu haben, sondern auch darauf, welchen, wird dabei oft Zuspitzung mit Sicherheit im Urteil verwechselt.

„Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben“

Letztere hat Steinmeier, und wer sich die Mühe macht, mehr als die Tweets zu lesen, die seine Reden langweilig nennen, also zum Beispiel die Reden selbst, wird vielleicht nicht blendend unterhalten, aber dafür nachdenklich. So sagte Steinmeier zum Tag der Befreiung im Jahr 2020: „Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben.“ Es gebe keinen deutschen Pa­triotismus ohne Brüche. Diese Sätze kippen in keine Richtung, nicht zum Patriotismus und nicht zum Bruch. Sie stehen gerade.

Dazu passt, dass Steinmeier seinem Patriotismus immer wieder Ausdruck verleiht, etwa im November, als er das verdruckste Verhältnis mancher Deutschen zur Bundeswehr beklagte. Als vor einigen Jahren die Gleichstellungsbeauftragte des Familienministeriums vorschlug, den Text der Nationalhymne geschlechtsneutral zu formulieren („Heimatland“ statt „Vaterland“), war er deutlich dagegen. Nicht minder deutlich fordert der Bundespräsident aber seine Geschlechtsgenossen auf, Gleichstellung ernst zu nehmen und ihren Teil dazu beizutragen.

Steinmeier kämpft für eine politische Kultur, in der Versöhnlichkeit nicht mit Schwäche, Kompromissbereitschaft nicht mit Beliebigkeit verwechselt wird. Manchen scheint dieser Kampf aussichtslos. Aber wäre er leicht zu gewinnen, wäre er ja schon vorbei. Viele Gefechte haben sich ins Netz verlagert, und dort ist erfolgreich, wer am lustigsten ist, am aggressivsten, am wütendsten, am schnellsten. Das macht schon normalen Bürgern zu schaffen, die sich doomscrollend nach den Zeiten sehnen, als es noch keine Smartphones gab, und erst recht den Politikern, die auf diesem Schlachtfeld für ihre Arbeit werben müssen.

Steinmeier geht die Sache mit Ruhe und Zuversicht an, Eigenschaften, die sich gerade viele wünschen. Seine Stärke ist, nicht aus der Masse herausstechen zu wollen, sondern in sie hinein zu wirken.

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