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#CDU-Werbespot verwechselt Berliner Reichstag

Ikonische Gebäude haben ihre Schicksale und der Bundestag-Reichstag in Berlin würde vermutlich ächzen, könnte er sprechen. Aber vielleicht kann er ja? Wessen Bild jeden Abend ins Wohnzimmer flimmert, der ist lebendig präsent, und sei er aus Stein. Den Reichstag darf man wohl wie einen guten Bekannten vermenschlichen, nachdem er schon seit seiner Einweihung 1894 in Karikaturen personifiziert wurde und mit Augen, Mund (die Portikus-Anlage), oder Nase versehen als Verkörperung des wilhelminischen Kaiserreichs galt.

Das war die erste böswillige Verdrehung in seiner Geschichte, denn Wilhelm II. hasste das Gebäude nicht nur wegen seines Inhalts, der demokratisch gewählten Parlamentarier („Reichsaffenhaus“), sondern von Beginn an wegen seines Stils: Paul Wallots mediterrane Neo-Renaissance und insbesondere die Kuppel über dem Sitzungssaal waren ihm ein Dorn im Auge. Er beschimpfte das Haus als „Gipfel der Geschmacklosigkeit“, immer wieder ließ er die Entwürfe vom Baumeister überarbeiten und betrat das Gebäude bis 1918 ganze zwei Mal.

Göring ließ den Reichstag anzünden, Stalin Bilder seiner Eroberung retuschieren

Die weitere Geschichte ist nicht weniger von Verdrehung und Täuschung geprägt. Göring ließ seine Schergen das Parlament anzünden und schob dem Niederländer Marinus van der Lubbe die Schuld in die Schuhe. Dem russischen Soldaten, der 1945 die Sowjetfahne auf dem Reichstag hisste und dessen Foto in unzähligen deutschen Geschichtsbüchern zu finden ist, wurde das Handgelenk retuschiert – die erbeuteten Armbanduhren sollten auf Stalins Geheiß hin nicht in die Geschichte eingehen.

Nach Hauptstadtentscheid für Berlin und beim Umbau zum gesamtdeutschen Parlament gab es abermals Konfusion: Der erstplatzierte Architekt Norman Foster wollte partout keine Rekonstruktion der Kuppel, sondern den Reichstag mit einem gigantischen Flachdach auf fünfzig Meter hohen Stelzen wie eine Autobahntankstelle überdecken. Auf mehr oder weniger sanften Druck von Kanzler Kohl wurde die gläserne Kuppel des Entwurfs von Fosters Konkurrenten Santiago Calatrava in den Siegerentwurf hineingemogelt. Wobei der unterlegene Spanier auf Plagiat klagte.

Hat eine KI den Berliner Reichstag mit dem Präsidentenpalast in Tbilissi verwechselt? Das Gebäude auf dem von der CDU in ihrem neuen Werbefilm verbreiteten Bild unterscheidet sich jedenfalls deutlich in der Fassade und der Kuppel. Die Partei hatte das Video am Dienstag unter anderem auf ihrem Profil bei X (ehemals Twitter) veröffentlicht.


Hat eine KI den Berliner Reichstag mit dem Präsidentenpalast in Tbilissi verwechselt? Das Gebäude auf dem von der CDU in ihrem neuen Werbefilm verbreiteten Bild unterscheidet sich jedenfalls deutlich in der Fassade und der Kuppel. Die Partei hatte das Video am Dienstag unter anderem auf ihrem Profil bei X (ehemals Twitter) veröffentlicht.
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Bild: dpa

Nun ist der Reichstag neuerlich gedemütigt worden, diesmal von der CDU. In einem Werbefilm der Partei erscheint anstelle des ehrwürdigen Berliner Baus der Präsidentenpalast Georgiens in der Hauptstadt Tbilissi. Der besitzt zwar ebenfalls einen Portikus-Vorbau und wird von einer Kuppel bekrönt, die allerdings eher wie ein in die Höhe gezogener Eierbecher mit Fühlern als Halterung der Staatsflagge aussieht.

Die mit Spott überzogene Partei wird den Schwarzen Peter wohl zu der beauftragten Marketing-Agentur weiterschieben, die das Filmchen offenbar hastig und gedankenlos produziert hat. Ob die Geschichte der Fake-Burg Reichstag damit an ihr Ende gekommen ist, bleibt abzuwarten.

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