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#Das Beste kam zum Schluss

Das Beste kam zum Schluss

Der zweite Teil der Berlin Fashion Week galt den Nischenthemen in ungewohnten digitalen Formaten, nachdem die Mercedes-Benz Fashion Week, der Berliner Mode Salon und das Berlin Fashion Film Festival am Anfang der Woche gezeigt wurden.

Nach den Sternen gegriffen hat, zumindest was die Location angeht, das Reference Festival, das unter dem Titel „Navigating Parallel Realities“ ein Planetarium und das eigene Studio bespielt hat. Virtuell vom digitalen Kreativstudio Cool in der Ästhetik von 3D-Videospielen der Neunzigerjahre nachgebaut, konnten Besucher sich mit der Maus durch die pastellfarbenen Räume navigieren. Auf der Hauptbühne wurden kurze Performances von Künstlern wie Anne Imhof und Eliza Douglas und MJ Harper live gestreamt, in kleineren Räumen wurden Mixtapes gespielt, etwa von Michel Gaubert, oder einfach nur Skulpturen oder Produkte (mit direkter Kaufoption) gezeigt.

Auch konnte das Festival das Label GmbH gewinnen, das seine Kollektionspräsentation zeitgleich auf der Pariser Männermodewoche und bei Reference gezeigt hat. Die Idee ist vielversprechend und die Organisatoren beweisen ein gutes Gespür für interessante Marken und Künstler, aber echte parallele Welten haben sich mit Inszenierung noch nicht aufgetan.

Im Zeiss Großplanetarium waren während der Berliner Modewoche mal keine Sterne zu sehen.


Im Zeiss Großplanetarium waren während der Berliner Modewoche mal keine Sterne zu sehen.
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Bild: Courtney Brockmann

Um Perspektiven und Inhalte ging es vielmehr bei „202030 – The Berlin Fashion Summit“, einem neuen Symposien-Format für nachhaltige Themen, das von den Agenturen Studio MM04, Squetch und dem Beneficial Design Institute initiiert wurde. Akteure aus Modeindustrie, Politik und Kultur, unter anderem Orsola de Castro von Fashion Revolution, diskutierten über Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft in der Mode und der Unternehmenskultur.

Interaktionen mit der Stadt statt konventioneller Videos

Das Beste aber kam zum Schluss: „Berlin, Berlin“, ein Content-Format der Streetwear-Publikation und Agentur Highsnobiety. Bereits im vergangenen Sommer hat Highsnobiety, das sich mittlerweile zu einer eigenen Marke etabliert hat, mit „Not in Paris“ gezeigt, wie man Mode innovativ digital vermittelt, und es auch diesmal wieder bewiesen. Statt konventioneller Videos von Schauen und Kampagnen gab es eine ganze Reihe von Interaktionen mit der Stadt: Zum einen wurden auf gutem alten Plakatpapier Fotos von Jonas Lindstroem in der ganzen Stadt gezeigt. Zum anderen gab es einen „Lockdown City Guide“ der zum Entdecken Berlins in Pandemie-Zeiten einlädt.

Von Freitag bis Sonntag spielten allabendliche Live-Musikstreams aus beliebten Berliner Orten wie dem Boros Bunker, zudem zeigte man Videos über Kreativschaffende wie den Designern von GmbH oder dem Voo Store, die in das Leben und Arbeiten im Lockdown schauten und zeigten, wie es aussieht, wenn sich die Macher Gedanken über die Geschichten statt nur über die Produkte machen. Das Highlight, das dann auch immer wieder auf Instagram auftauchte, war die Augmented Reality Ausstellung, die man einfach mit dem Handy von überall sehen konnte und die ein bisschen wie Pokémon Go funktionierte: Einfach die Handykamera draufhalten und schon schlängeln sich die virtuellen Linien und Kugeln des Künstlers Manuel Rossner um den Fernsehturm, oder es stapft ein Riesenbaby von Bianca Kennedy & The Swan Collective die Straße herunter. Auch eine Merchandising-Linie gab es, die allerdings innerhalb von einem Tag fast ausverkauft war.

Linien um den Fernsehturm: Augmented-Reality-Ausstellung des Künstlers Manuel Rossner


Linien um den Fernsehturm: Augmented-Reality-Ausstellung des Künstlers Manuel Rossner
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Bild: Manuel Rossner

„Es ist das erste Mal, dass wir eingeladen wurden mitzumachen und auch öffentlich unterstützt wurden“, sagt David Fischer, Gründer von Highsnobiety. „Mit dem Weggang der Messen war unklar, wie es weitergehen würde mit der Berlin Fashion Week, aber für uns und alle anderen Akteure ist es eine tolle Gelegenheit, die Fashion Week neuzudenken und zu fragen, was sie alles sein kein. Selbst etablierte Standorte wie Paris und Mailand haben nicht die Ressourcen, das die ganze Zeit zu machen, und jetzt sind wir in der Position auf einem weißen Blatt Papier anzufangen“, so Fischer. Für ihn bedeutet das ganz klar: Einen neuen Termin finden, der sich nicht mit den Pariser Modewochen überlappt, und Mode mit Kunst und Musik zusammenbringen, um die Stärken der Stadt auszuschöpfen und Subkulturen und Nischen eine Bühne zu geben.

Existenzielle Fragen aufgeworfen

Als erste Modewoche ohne die Messen, die dazu beigetragen haben zigtausende Besucher anzuziehen und hunderte Millionen Euro umzusetzen, als erste Modewoche während des Lockdowns, die nur digital stattfand, hat diese Modewoche existenzielle Fragen aufgeworfen: Wie steht es um die Mode in Deutschland? Wie kann es mit ihr weiter gehen?

Mit der großzügigen Unterstützung der Stadt konnten diesmal viele Möglichkeiten – unabhängig von kommerziellen Erwartungen – ausgelotet werden. Nun gilt es, sie zukuratieren, um wirklich das Beste aus der Stadt zu zeigen, das auch über die eigenen Grenzen hinaus Strahlkraft hat.

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