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#Das Problem mit der angemessenen Distanz

Das Problem mit der angemessenen Distanz

Sie reisen während der EM mit Bastian Schweinsteiger zu Stadien in ganz Europa. Wie nah werden Sie an Trainern und Spielern dran sein?

Wir gehen davon aus, dass wir zu Trainern und Spielern kaum persönlichen Kontakt haben werden. Wir haben fest zugeschriebene Positionen mit Blick aufs Spielfeld, aber wir können nicht wie gewohnt nach einem Spiel in der sogenannten Mixed-Zone Spieler und Trainer interviewen. In der Regel werden wir nur die Gelegenheit bekommen, jemanden aus angemessener Distanz zu interviewen.

Manche Länder verlangen bei der Einreise eine Quarantäne, andere nicht. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?

Wir haben schon jetzt unseren Reiseplan ändern müssen. Wir wollten vom Auftaktspiel in Rom nach London weiterreisen, aber aufgrund der strengen Einreisebestimmungen bei der Rückkehr nach Deutschland haben wir den Plan geändert und fliegen stattdessen von Rom weiter nach Amsterdam. Wir müssen sehr flexibel sein. Der Notfallplan lautet immer: Wir gehen ins Kölner Studio.

Diese Europameisterschaft ist sehr umstritten, da Teams, Berichterstatter und Fans quer durch Europa reisen. Warum machen Sie da mit?

Grundsätzlich freue ich mich drauf, als Sportberichterstatterin wieder in einem Stadion mit Publikum zu sein. Denn die Zuschauer, die Fans sind die Basis dieses Sports. Wir behalten die Situation natürlich im Auge. Im Moment ändert sich die Lage ja praktisch täglich, die Inzidenzen gehen zurück, die Regelungen werden angepasst. Wenn allerdings die UEFA wie in den vergangenen Monaten Druck auf einzelne Städte ausübt, weil sie die Zuschauer unter allen Umständen in die Stadien bringen will, bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Fans noch die Basis sind oder nur die Kulisse, um dieses Ereignis PR-mäßig sicherzustellen. Wir werden sehen, wie die Einlasskontrollen sind, wie die Hygienekonzepte eingehalten werden, wie mit Fans umgegangen wird. Das wird ja dann auch Teil unserer Berichterstattung sein. Es wird und kann bei uns im Programm keine aalglatte Show aus den Stadien geben. Wir werden als Reporterinnen und Moderatoren immer kritisch die Umstände hinterfragen.

Sie haben mal gesagt: Für mich ist Sport fast immer eine hochpolitische Angelegenheit. Welches Signal sendet eine Fußball-Europameisterschaft in Zeiten der Pandemie?

In unserem kleinen Wohlstandseuropa möchte die UEFA gerne, dass dies der Start in ein neues Leben ist, das Leben nach der Pandemie. Im allerbesten Fall, wenn Corona uns nicht noch ein Schnippchen schlägt, könnte das ja auch so sein. Gesamtgesellschaftlich gesehen, greift das aber viel zu kurz. In Asien etwa ist die Lage komplett anders, die Olympischen Spiele stehen noch immer auf der Kippe. Insofern finde ich es naiv zu sagen, mit dieser Europameisterschaft im Fußball beenden wir diese schlimme Phase. Es wäre schön, wenn die UEFA nicht nur Europa in ihrem Fokus hätte.

Journalismus im Fußball wirkt manchmal sehr unjournalistisch: Viele Reporter duzen Spieler und Trainer. Wie wichtig ist Ihnen journalistische Distanz?

Ich sehe mich klar als Journalistin, bin ja auch nicht nur im Sport, sondern auch in der Politik unterwegs. Ich frage mich immer: Wenn man so kumpelhaft auftritt und eine Wohlfühlatmosphäre herstellt, wie kann man dieselben Sportlerinnen oder Sportler zwei Wochen später knallhart zu einem Dopingskandal befragen? In so einer Sportler-Reporter-Beziehung das Kumpelhafte raushängen zu lassen funktioniert für mich nicht mehr – und für viele andere Kolleginnen und Kollegen auch nicht. Vielleicht ging das in einer Sportwelt vor 15–20 Jahren, weil damals gesellschaftskritische Themen meist ausgespart wurden. Ganz einfach ist das mit der journalistischen Distanz für eine Sportjournalistin aber nicht. Als ich zum ersten Mal von den Olympischen Spielen berichtete, bekam ich kritische Zuschauerpost. Die Leute schrieben, jetzt sitzt der Olympiasieger bei der Frau Wellmer auf dem Sofa, und die hakt immer noch so komisch nach, die freut sich gar nicht mit. Das wirkte offenbar etwas arrogant. Ich musste lernen, da einen Mittelweg zu finden.

Wenn ein Interview mit einem Fußballer autorisiert werden soll, schreibt es die Pressestelle mitunter völlig um. Was halten Sie von dieser Autorisierungspraxis?

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