Wissenschaft

#Dem Schicksal eines Mammuts auf der Spur

Die Beziehung von Mensch und Mammut im Visier: Anhand von Isotopenmustern in einem Stoßzahn haben Forscher den Lebensweg einer nordamerikanischen Mammutkuh rekonstruiert und ihn mit den Spuren menschlichen Präsenz in der Region verknüpft. „Elma“ wanderte demnach vor rund 14.000 Jahren in einen Bereich ein, wo die meisten Spuren früher menschlicher Besiedelung gefunden wurden. Bei einem der Lagerplätze fand die Mammutkuh dann auch ihr Ende – vermutlich als Jagdopfer. In den Ergebnissen spiegelt sich wider, dass die Menschen gezielt Orte aufsuchten, wo Mammutherden zusammenkamen, sagen die Forscher. Darin steckt wiederum ein Hinweis darauf, dass sie zumindest einen Beitrag zum Aussterben der Rüsseltiere in der Region geleistet haben.

Einst zogen sie in großen Herden über die kalten Steppen Eurasiens und Nordamerikas: Die Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius) waren die an Kälte angepassten Verwandten der heutigen Elefanten. Am Ende der Eiszeit verlagerten sich ihre typischen Lebensräume dann allerdings immer mehr nach Norden. Doch auch dort konnten sie sich schließlich nicht mehr halten: Ihre Bestände schwanden immer mehr, bis auch die letzten zotteligen Riesen ausstarben. Was der ausschlaggebende Grund für das Aus war, gilt als umstritten. Grundsätzlich scheint klar, dass die klimatischen Bedingungen für die Tiere ungünstiger wurden. Doch auch der Mensch könnte seine Hand im Spiel gehabt haben. Denn unsere Vorfahren jagten die Rüsseltiere, wie aus verschiedenen Hinweisen hervorgeht.

Die aktuelle Studie richtet nun den Blick auf eines der späten Verbreitungsgebiete der Wollhaarmammuts: Alaska. Man geht davon aus, dass die aus Sibirien nach Nordamerika eingewanderten Menschen dort noch mindestens 1000 Jahre mit den Riesen parallel existierten. Im Zentrum der Studie von Forschenden um Audrey Rowe von der University of Alaska in Fairbanks stand die Untersuchung eines Mammut-Stoßzahns, der am Fundort Swan Point im Inneren Alaskas entdeckt wurde. Es handelt sich dabei um eine der ältesten bekannten archäologischen Stätten Alaskas: Spuren von Lagerfeuern, Steinwerkzeugen und Überresten von Jagdbeute belegen die Präsenz des Menschen vor etwa 14.000 Jahren. Der Datierung zufolge stammt auch der Stoßzahn im Bereich des Lagers aus dieser Zeit. Außerdem wurden dort Überreste zweier weiterer junger Mammuts entdeckt.

DNA- und Isotopenanalysen liefern Einblicke

Für ihre Studie entlockten die Wissenschaftler dem Stoßzahn und den Überresten der beiden anderen Tiere von Swan Point fossile DNA. Zusätzlich gewannen sie Erbgutspuren aus Mammutüberresten, die bei drei weiteren archäologischen Stätten im Umkreis von Swan Point gefunden wurden. An dem Stoßzahn führten die Wissenschaftler zudem eine Isotopenanalyse durch. Wie sie erklären, bilden sich beim Wachstum von Stoßzähnen Schichten – ähnlich wie bei den Jahresringen von Bäumen. Das Verhältnis bestimmter Strontium-Isotope in den Schichten kann dabei Rückschlüsse darauf ermöglichen, wo sich das Tier zu verschiedenen Zeiten seines Lebens aufgehalten hat. Denn je nach Region weisen Wasser und Nahrungspflanzen bestimmte Isotopen-Signaturen auf, die dann auch in den jeweiligen Stoßzahnschichten aufzufinden sind. Zusätzlich untersuchte das Team auch die Profile von Sauerstoff- und Stickstoff-Isotopen in den Stoßzahnschichten, die Hinweise auf die Ernährung sowie das klimatische Umfeld des Tieres liefern können.

Wie die Wissenschaftler berichten, zeigten ihre Ergebnisse: Der Stoßzahn gehörte einer Mammutkuh, die im jungen Erwachsenenalter von etwa 20 Jahren gestorben war. Sie gaben ihr den Namen Elma. Aus dem Isotopenprofil ging hervor, dass dieses Mammut sich in einem guten Ernährungszustand befunden hat, berichten die Forscher. Der Vergleich der Ergebnisse der DNA-Sequenzierungen zeigte, dass Elma nah mit den beiden Jungtieren verwandt war, deren Überreste am gleichen Fundort entdeckt wurden. Die Mammuts von den benachbarten Fundorten gehörten hingegen offenbar anderen Mammutgruppen an.

Lager an einem Mammut-Hotspot

Die Rekonstruktion des Lebensweges von Elma anhand der Strontium-Isotopen-Profile im Stoßzahn zeigte, dass die Mammutkuh im Laufe ihres Lebens mindestens 1000 Kilometer zurückgelegt hatte. Den Großteil ihres Lebens hatte sie demnach in einem relativ kleinen Gebiet im Bereich des östlichen Teils des Yukon Rivers verbracht. Später ging sie dann jedoch auf Wanderschaft und legte in nur drei Jahren den weiten Weg bis ins Innere Alaskas zurück. Dort fand sie dann bei Swan Point ihr Ende – gemeinsam mit den beiden Jungtieren, die vermutlich zu ihrer Herde gehörten.

Die Forscher sehen in ihren Ergebnissen nun einen Hinweis darauf, dass das Swan-Point-Gebiet wahrscheinlich einen angestammten Treffpunkt für unterschiedliche Mammutherden bildete. „Unsere Mammutkuh befand sich in der Region, in der sich die meisten archäologischen Stätten Alaskas befinden. Es sieht so aus, als hätten die frühen Bewohner der Region Jagdlager in denjenigen Gebieten errichtet, in denen sich häufig Mammuts aufhielten“, sagt Rowe.

Die Ergebnisse legen somit auch nahe, dass der Mensch eine Rolle beim regionalen Aussterben der Mammuts in Alaska gespielt haben könnte. Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass die klimatischen Veränderungen in der Ära die Lebensbedingungen für die an offene Vegetation angepassten Tiere verschlechtert haben: Höhere Temperaturen und Niederschläge führten zur Bildung von Wäldern in der Region. „Der Klimawandel am Ende der Eiszeit hat den bevorzugten offenen Lebensraum der Mammuts fragmentiert, was möglicherweise auch ihre Bewegungsräume eingeschränkt hat, was den menschlichen Jägern zugutekam“, sagt Co-Autor Potter von der University of Alaska in Fairbanks.

Quelle: University of Alaska Fairbanks, McMaster University, Fachartikel: Science Advances, doi: 10.5281/zenodo.8408732

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