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#Der barfüßige Bote verkündete ihre Geburt

Der barfüßige Bote verkündete ihre Geburt

Als das Mädchen endlich auf der Welt war, kurz vor halb sieben Uhr abends am 8. Juli 1951 im Cedars of Lebanon Hospital in Los Angeles, wurde sofort ein Telegramm nach Butiaba geschickt, ein Städtchen im Westen Ugandas. Und von dort, so hat es Anjelica Huston später erzählt, brauchte der Bote, der barfuß über ungepflasterte Straßen ging, noch zwei Tage, bis die Nachricht endlich bei den Murchison Falls war, den Wasserfällen mitten im Urwald, wo der Vater der Neugeborenen einen großen Film drehte, „African Queen“, mit Katherine Hepburn und Humphrey Bogart. Der Vater war John Huston, der damals vielen als der größte Regiekünstler Hollywoods galt.

Wie wichtig dieser Vater für sie war, hat Anjelica Huston vor acht Jahren in einem schönen, langen Text für „Vanity Fair“ beschrieben – und dass sie sich ihm immer sehr nahe fühlte, bis zu seinem Tod im Jahr 1987, das lag wohl auch daran, dass er meistens fern war. Sie wuchs in Irland auf, lebte als Teenager in London und New York. Er drehte in Hollywood, in Mexiko, mit Marilyn Monroe im Wilden Westen. Und als sie ihn in Rom, bei den Dreharbeiten zu dem monumentalen Film „Die Bibel“, besuchen durfte, war sie alt genug zu wissen, dass er nicht der liebe Gott war. Aber gleich nach diesem kam eben John Huston. Ihren einzigen Oscar gewann sie für eine Rolle in einem Film ihres Vaters. „Die Ehre der Prizzis“ war 1985 in acht Kategorien nominiert, und als sie ihren Oscar für die beste Nebenrolle entgegennahm, in einem Kleid, das sie selbst entworfen hatte, sah man in ihrem mädchenhaften Lächeln, wie stolz sie darauf war, dass ihr Vater jetzt stolz sein durfte auf sie.

Als Fremde gut und als Einheimische falsch besetzt

Dabei hatte sie in diesem Mafiafilm kein Mädchen, sondern eine Frau gespielt, die gefährlichste von allen, größer als die meisten Männer, selbst wenn sie, was selten vorkam, flache Schuhe trug. Was das bedeutet, die eigene Tochter in so einer Rolle zu inszenieren und als Tochter so eine Rolle unter der Regie des Vaters zu spielen: Das reflektiert der Film in einer kurzen, bösen Szene, in der Huston als Maerose Prizzi ihrem Vater Dominic von einer Nacht mit dem Killer Charley Partanna vorschwärmt. Diesen Killer spielte Jack Nicholson, der auch im Leben der Liebhaber Anjelica Hustons war. Sie ist ganz sachlich. Aber der Vater möchte sich die Ohren zuhalten, die Tochter erwürgen, den Liebhaber erschießen.

„Manhattan“ (Woody Allen, 1979)



Bilderstrecke



Anziehend und beunruhigend
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Rollen von Anjelica Huston

Sie hat als Model angefangen, ihre Fotos sah man in der Vogue, die echte Anjelica Huston auf den Laufstegen von Mailand und New York – und in ihren frühen Filmen sieht es so aus, als ob ihr genau das noch immer die größte Freude machte: mit ihren langen Beinen auf hohen Absätzen über den Schauplatz zu schreiten. Und dabei so tun, als merkte sie gar nicht, dass sie von allen angestarrt wird. Mit ihren dunklen, glatten Haaren, der eher zurückhaltenden als expressiven Mimik und der Suggestion, dass es hinter ihrem schönen, flächigen Gesicht ein paar Geheimnisse gebe, die auch im Laufe eines sehr langen Films nicht aufgedeckt werden, war sie in nahezu jeder Umgebung als Fremde gut und als Einheimische falsch besetzt.

Eine Art Hohepriesterin der Schönheit

Und wenn es um Filme für die ganze Familie ging, dann musste es schon eine Mafia-Familie sein. Oder die Addams Familiy, die dunkle, groteske, leicht vampiristische und sehr komische Monsterfamilie, deren Matriarchin Anjelica Huston in zwei Filmen lustvoll spielte. Auch in den komplett dysfunktionalen „Royal Tenenbaums“ war sie genau richtig – und atemraubend sind die Momente in Stephen Frears „The Grifters“ , wo sie ihrem nur 14 Jahre jüngeren Sohn John Cusack zeigt, wie man ein Betrüger in richtig großem Stil wird.

Sie ist, wie wir alle, älter geworden; aber dass ihre Fremdheit nichts von ihrer gleichermaßen anziehenden wie beunruhigenden Wirkung verloren hat, das offenbart sich vielleicht am deutlichsten in einem Spot der Firma Gucci, der im Herbst herausgekommen ist. Es geht um Bloom, ein neues Parfum, und Anjelica Huston, ohne die geringste Scheu, ihr eigenes Image zu karikieren, spielt darin eine Art Hohepriesterin der Schönheit, des Duftes, der Weiblichkeit. Oder so ähnlich; man weiß es nicht genau, weil der Spot ein wenig pompös und prätentiös ist. Es ist trotzdem stimmig; mit Mode und Modefirmen hat für sie ja alles angefangen. Und dass das Dezente und Geschmackvolle meistens auch ein bisschen spießig ist, gehört ja zum Schönsten, was man von dieser eleganten und exzentrischen Frau noch lernen kann. Heute wird sie unglaubliche siebzig Jahre alt.

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