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#Der Geist der Unabhängigkeit

Der Geist der Unabhängigkeit

Die junge Frau an der Kasse klingt etwas verzweifelt. „Sie sind der zweite Kunde in zwei Tagen“, sagt sie. „Die ganze Situation ist erschreckend.“ In ihrem Laden gibt es die typischen Kaschmirschals und Mützen mit Schottenmustern, kleine Dudelsäcke für Kinder und „Robert the Bruce“-Figuren mit der Aufschrift „Freedom“. Nach vier Monaten hartem Lockdown dürfen Geschäfte in Schottland seit einer Woche endlich wieder öffnen. Doch Besucher verirren sich kaum in die Läden am Grassmarket unterhalb der Burg Edinburgh Castle.

Die Corona-Krise hatte den für Schottland wichtigen Tourismus weitgehend lahmgelegt. Sehr langsam geht es jetzt wieder los. Im Hotel an der berühmten Royal Mile sind nur wenige Zimmer belegt, obwohl es mit Sonderpreisen lockt. Vor den Restaurants und Pubs in der Altstadt sitzen trotz kühler Temperaturen einige Gäste und trinken ein Bier, sogar im Nieselregen.

„Bei der Unabhängigkeit geht es um das Öffnen von Chancen“

Am Wochenende dann mehr Andrang in den Einkaufsstraßen. In Glasgow ist die große Buchanan Street, die Haupteinkaufsmeile, gut gefüllt. Doch der Einzelhandelsverband warnt, wie schlimm Corona die Branche getroffen hat. Jeder sechste Laden in Schottland stehe leer – so viele wie seit Jahren nicht. Und nun kommt noch politische Unruhe hinzu.

Die schottische Parlamentswahl am 6. Mai wirft große Schatten voraus. Größtenteils dreht sich der Wahlkampf um Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Erholung nach der Corona-Rezession. Noch brisanter ist aber der Streit um ein mögliches neues Unabhängigkeitsreferendum – „Indyref2“ genannt. Die regierende Scottish National Party (SNP) will es auf den Weg bringen.

Einige Umfragen zeigten im Herbst 2020, auf dem Höhepunkt der Corona-Unzufriedenheit mit Boris Johnsons Regierung in Westminster, dass eine Mehrheit der Schotten für die Unabhängigkeit votieren würde. Beim ersten Referendum 2014 stimmte eine 55-Prozent-Mehrheit gegen die Abspaltung. In neuesten Umfragen ist das Ja-Lager zur Unabhängigkeit wieder deutlich unter 50 Prozent geschmolzen.

Viele Unternehmer äußern ihren Unmut nicht öffentlich

Politisch Interessierte schauten vor Kurzem die TV-Debatte der Spitzenkandidaten der schottischen Parteien an. SNP-Chefin Nicola Sturgeon, seit 2014 Ministerpräsidentin, ragte heraus. Im roten Kostüm, eloquent und selbstbewusst, ließ sie die Oppositionskandidaten verblassen.

Sturgeon will einen Wahlsieg am 6. Mai als Sprungbrett für ein neues Unabhängigkeitsreferendum für Schottland nutzen; später soll das Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern auch wieder Mitglied der Europäischen Union werden. „Brexit hat Chancen verengt“, sagt sie, „bei der Unabhängigkeit geht es um das Öffnen von Chancen.“

Unterstützung kriegt sie von Business for Scotland, einem Verband von Kleinunternehmern, die für die Unabhängigkeit trommeln. Verbandsleiter Gordon MacIntyre-Kemp, Gründer einer kleinen Werbeagentur und zugleich Chef der Kampagne „Believe in Scotland“, lässt derzeit große Plakate im Land aufstellen mit der Aufschrift „Unabhängigkeit ist normal“. Man müsse eine positive Botschaft senden. Aber Business for Scotland hat nur wenige Unternehmer als Mitglieder, überwiegend Hardcore-SNP-Unterstützer.

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