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#Der Muezzinruf als Unterwerfungsgeste

Der Muezzinruf als Unterwerfungsgeste

Wem gehört der öffentliche Raum, und wer darf ihn beschallen? In Köln dürfen die Muezzine nun zum Freitagsgebet rufen. Die Stadt hat dazu ein Modellprojekt gestartet.

Es braucht nur wenige Worte: Kopftuch, Moschee, Minarett, Muezzin, und schon steigt der Puls, explodieren die Kommentarspalten, wird gestritten. Die Debatte ist immer wieder alter Wein in neuen Schläuchen: Die einen sehen das Recht auf freie Religionsausübung schon mit Füßen getreten, wenn es darum geht, dass Lehrerinnen nicht mit Kopftuch unterrichten dürfen, wie es das Berliner Neutralitätsgesetz oder das Bundesgesetz zum Erscheinungsbild von Beamten vorschreiben.

Absolute Neutralität gibt es nie

Die anderen sehen sich schon ihrer kulturellen Identität beraubt, wenn sich eine ornamentverzierte Kuppel zu einem barocken Sakralbau gesellt. Beides ist Quatsch. Man kennt solche Allüren auch, wenn es um Kreuze im Klassenzimmer geht. Ikonisch auch, wie Markus Söder 2018 mit ritterlicher Geste das Kreuz in die Kamera hielt und den Kreuzerlass ankündigte („Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen.“) – übrigens trotz kirchlichen Protestes. Man kann nicht gleichzeitig Kreuze aufhängen und Kopftücher verbieten. Wenn schon, denn schon: Gleiches Recht für alle!

Der deutsche Staat ist säkular und darf sich mit keinem religiösen Bekenntnis identifizieren. Beamte sind Repräsentanten des Staates. In der Schule gilt das Neutralitätsgebot, das heißt, die Schule muss ein weltanschaulich und religiös neutraler Ort sein. Auch wenn es die absolute Neutralität nie gibt und auch wenn sie nicht allein daran festzumachen ist, was auf dem Kopf ist oder um den Hals hängt, soll sie doch zumindest angestrebt werden. Deutschland ist ein Einwanderungsland, multiethnisch und multireligiös. Die kulturelle Identität eine pluralistische. Und der säkulare und weltanschaulich neutrale Staat ist, wenn man es so will, der Boden, auf dem sich die pluralistische Gesellschaft begegnet.

Das Glockengeläut ist nur Klang, nicht sprachliche Botschaft

Lange war Religionskritik eine linke Kardinaltugend (Opium des Volkes usw). In den vergangenen Jahren gab es einen Paradigmenwechsel. Kritik an religiösen Inhalten wird oft als Angriff auf die Identität verstanden. Die Gretchenfrage spaltet, nicht nur wenn es um das Berliner Neutralitätsgesetz geht, SPD, Grüne; Linke. Lange haben sich Feministinnen gegen den Sexismus und die Moral der Herren im Talar zur Wehr gesetzt. (Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!) Heute wird das Tragen eines Hijabs bisweilen als emanzipatorischer Akt umgedeutet. Feministinnen beteiligen sich am #WorldHijabDay. Und andere Feministinnen reagieren mit dem #NoHijabDay. Bestenfalls ist man am Streiten, schlimmstenfalls wird Religionskritik gleich als Islamhass diskreditiert. Man zieht sich in säkulare Nischen zurück, findet die neue politische Heimat bei den Liberalen und Konservativen oder verliert sie ganz.

Ronya Othmann


Ronya Othmann
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Bild: Kat Menschik

Zurück zum Muezzinruf. Das Recht auf freie Religionsausübung, heißt es oft. Dabei ist der Muezzinruf keine religiöse Pflicht. Wer nicht auf ihn verzichten will, kann sich einfach eine App herunterladen. Aber es heißt auch, der Muezzinruf sei schließlich nur die islamische Version der Kirchenglocken. Stimmt und stimmt nicht. Die Kirchenglocken läuten nicht nur zum Gebet – wer mal hinter einer Kirche gewohnt hat, weiß das. Sie signalisieren auch die Uhrzeit, was heute nicht mehr notwendig ist.

Eingeweiht von Erdogan himself

Und im Gegensatz zum Adhan, dem Gebetsruf, ist das Glockengeläut nur Klang, nicht sprachliche Botschaft. Teil des Adhan ist auch das islamische Glaubensbekenntnis („Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Gesandter“). Natürlich kann man fragen, ob es dem Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft zuträglich ist, den öffentlichen Raum mit Glaubensbekenntnissen zu beschallen. Denn was von manchen Muslimen freudig begrüßt wird, ist für religiöse Minderheiten und Atheisten, die vor Islamismus nach Deutschland geflohen sind, mitunter retraumatisierend.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, bekundete jüngst: „Köln sendet (. . .) ein Zeichen der Toleranz und der Vielfalt in die Welt.“ Wir erinnern uns, der Zentralrat der Muslime, Hort der Toleranz und Vielfalt, dessen mitgliederstärkste Organisation Atib den grauen Wölfen zugerechnet wird, ebenso das Islamische Zentrum Hamburg, das laut Verfassungsschutz Ajatollah Chamenei untersteht. „Toleranz“ ist so ein Wort wie „Vielfalt“ und „Respekt“, die sind wie alter Kaugummi, auf dem so lange rumgekaut wurde, bis er nach nichts mehr schmeckt. Die größte Moschee in Köln ist die Ditib-Zen­tralmoschee.

Sie wurde 2018 von Erdogan himself eingeweiht. Schließlich unterstehen die Ditib-Moscheen der türkischen Religionsbehörde Diyanet und damit Erdogan. Wenn also diese Behörde in der Türkei oder in Kurdistan, im besetzten Afrîn alevitische und jesidische Dörfer mit Moscheen zupflastert und sie fünfmal täglich mit dem islamischen Glaubensbekenntnis beschallt, ist das eine islamistische Unterwerfungsgeste, und wir sollten der Kölner Filiale nicht selbiges gestatten.

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