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#Der „schwarze Schwan“ im Suezkanal

Der „schwarze Schwan“ im Suezkanal

Als bei Reedern in Taipeh, bei Ölhändlern in Singapur, bei Versicherern in London, bei Herstellern von Fernsehern im Westen Chinas und bei holländischen und japanischen Bergeunternehmen gleichzeitig die Telefone klingelten war klar, dass eine Katastrophe drohte. Eine der Arterien des Welthandels, der Suezkanal, war blockiert. Seit Dienstag liegt eines der größten Containerschiffe der Welt, die erst knapp drei Jahre alte “Ever Given“, diagonal verkeilt im Kanal. Eine Stahlwand, mit 400 Metern länger als der Berliner Fernsehturm hoch ist. 

Christoph Hein

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Nichts geht hier mehr, wie ein Korken auf der Flasche steckt der Frachter fest, den Bug eingegraben am einen Ufer, das Heck an der gegenüberliegenden Spundwand. Mehr als hundert Schiffe, Öltanker und Containerfrachter stauen sich schon an beiden Seiten des fast 200 Kilometer langen Kanals zwischen Port Said und Port Taufiq.  

Genau zu dem Zeitpunkt, an dem Corona die globalen Lieferketten schon ins Wanken gebracht hat, ist nun das Nadelöhr verstopft. „Zentrale Lieferketten geraten aufgrund mangelnder Container, unpünktlicher Schiffe und fehlender Transportkapazität ins Stocken, während die Kosten steigen“, warnt Holger Lösch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Nicht nur ihn besorgen die Bilder aus Ägypten: Wie Spielzeug wirken die Raupe, die den roten Wulstbug der Ever Given befreien sollte, und die zwischenzeitlich zehn Schlepper, vor dem festgefahrenen Koloss, der doppelt so lang ist wie der Kanal breit. 

Allein 9 Prozent der deutschen Ein- und Ausfuhr laufen durch die Lebensader des Welthandels. Die Ever Given war auf dem Weg von China nach Rotterdam und hatte einen Zwischenstopp in Tanjung Pelepas in Südmalaysia gemacht, am anderen Nadelöhr des Welthandels, der Straße von Malakka. 

Rettungsprofis setzen auf das Wochenende

Erst sollte der Riese am Mittwoch freikommen, dann am Donnerstag. Doch irrte der ägyptische Hafenmeister. Nun setzen Rettungsprofis auf das Wochenende, an dem die Flut stark in die Wasserstraße zwischen Europa und Asien drücken wird. Inzwischen sind die Besten der Welt im Anflug: die holländische Smit Salvage, die mit ihrer 175jährigen Geschichte einen legendären Ruf für die Bergung auf See hat, schickt zehn Fachleute. Feuerwehrleuten nicht unähnlich, haben sie rund um die Uhr Dienst in Rotterdam, Houston, Singapur und Kapstadt. Unterstützt werden sie nun von der japanischen Nippon Salvage, die ihr Geschäft auch schon 1893 aufnahm. 

Ägyptische Beamte am Ufer des Suezkanals


Ägyptische Beamte am Ufer des Suezkanals
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Bild: dpa

Der Kanal, in dem der Containerriese steckt, ist noch älter. Die Arbeit wurde 1869 beendet, und bislang war er in seiner Geschichte nur fünfmal blockiert. Nach dem Sechstage-Krieg lagen hier 15 Schiffe fest, weil beide Kanaleinfahrten mit Minen blockiert waren – und das über sieben Jahre. Der Wüstensand ließ sie zur „Gelben Flotte“ werden. 25 Schiffe aber sind in den vergangenen zehn Jahren im Kanal schon auf Grund gelaufen. Dabei macht die „ Konvention von Konstantinopel“ die Verbindung zwischen Mittelmeer und Rotem Meer zu einer diplomatischen Besonderheit – er soll „in Kriegs- wie Friedenszeiten von jedem Schiff, gleich ob Handels- oder Kriegsschiff, ohne Unterschied seines Herkunftslandes“ genutzt werden können.  

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