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#Die Enttäuschung mit den Schnelltests

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Die Enttäuschung mit den Schnelltests

Scheinbar hatten sie alles richtig gemacht. Zwei Schwestern wollten sich mit ihren Familien zu Ostern bei den Großeltern treffen, und alle haben sich Schnelltests unterzogen, um sicherzugehen. Trotzdem aber registrierte das Gesundheitsamt in Hamburg-Eimsbüttel nach dem Treffen vier Infektionen. Es sei zwar nicht ganz auszuschließen, dass das Virus durch die nicht getesteten Kinder hineingetragen worden sei, heißt es dort, viel wahrscheinlicher aber sei, dass eine der Schwestern bereits, ohne es zu wissen, infiziert gewesen sei – und der Schnelltest nicht angeschlagen habe. „Das macht die Tests als solche nicht schlecht, aber sie funktionieren eben nur dann, wenn die Viruslast hoch ist. Es ist ein Kompromiss, dessen muss man sich bewusst sein“, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes Eimsbüttel, Gudrun Rieger-Ndakorerwa. „Es ist gut und schön, dass wir die Schnelltests haben. Aber die Tests sind eigentlich nicht dafür da, in eine steigende dritte Welle hinein alles öffnen zu können, sondern nur, um Infektionen schnell zu erkennen.“

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Timo Steppat

Matthias Wyssuwa

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Als Anfang März die Bedingungen für Öffnungen vereinbart wurden, die von Schnelltests flankiert werden sollten, nahmen die Infektionszahlen bereits deutlich zu. In vielen Gesundheitsbehörden herrscht nun Ärger darüber vor, dass die Politik das Instrument der Schnell- und Selbsttests zum Weg der Öffnung erklärt hätte. „Im besten Fall können wir dadurch die Härte der dritten Welle abmildern“, sagt ein Behördenleiter aus Hessen. Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sprach am Donnerstag davon, dass man die Zahlen in erster Linie senken müsse. „Es ist naiv zu glauben, das Virus wegtesten zu können. Das funktioniert nicht“, so Wieler.

Eine gewisse Enttäuschung über die Schnelltests macht sich breit. Der Berliner Virologe Christian Drosten ging darauf in seinem jüngsten Podcast ein. Er ließ auch durchblicken, dass manche in den experimentellen Studien ursprünglich geweckten Hoffnungen sich in der Realität als falsch herausstellten. Das liegt aber weniger an den Tests als vielmehr an den Erwartungen an sie. Breit und häufig angewendet, als „Public-Health-Screening“, um damit das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen und den R-Wert zu drücken, seien die Tests weiter ein wichtiger Baustein – das musste Drosten nach seinem Podcast auf Twitter klarstellen, nachdem viele der Zuhörer die Schnelltests schon als unbrauchbar abhaken wollten.

Superspreader aufspüren

Offenbar gibt es immer noch die Vorstellung, mit den Schnelltests könne man eine großangelegte Öffnungsstrategie begleiten und sich beispielsweise fürs Shopping „freitesten“ – und für alle anderen Aktivitäten gleich mit, die mit einer Öffnung einhergehen. Diese Illusion von Sicherheit kann und konnte ein Schnelltest noch nie liefern. Die große Mehrheit der unabhängig validierten Antigen-Schnelltests auf dem Markt hat grundsätzlich eine hohe Sensitivität. Sie beträgt deutlich über neunzig Prozent und ist zum Teil auch genauso hoch wie die der PCR-Tests – allerdings nur, wenn die Infizierten zum Testzeitpunkt auch wirklich infektiös sind. Aussagekräftig sind die Antigen-Schnelltests, wenn sich viele Viren im Nasenrachenraum finden und die Wahrscheinlichkeit, dass diese infektiösen Viren mit Aerosolen etwa beim Sprechen abgegeben werden, sehr hoch ist.

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