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#Die EZB muss Kurs halten

„Die EZB muss Kurs halten“

In der Welt der Preise gibt es eine bemerkenswerte Veränderung. Der Höhepunkt der Inflation scheint überschritten. Lag die Inflationsrate im Euroraum im Oktober vorigen Jahres noch bei 10,6 Prozent, so fiel sie im November auf 10,1 und im Dezember auf 9,2 Prozent. Im Januar könnte sie wieder etwas steigen, aber neue Höchststände dürften nach Einschätzung vieler Ökonomen nicht mehr erreicht werden.

Das heißt nicht, dass die Preise im Supermarkt nicht weiter klettern. Von Brot über Butter und Obst bis Wein hat sich zuletzt vieles weiter verteuert. Auf Jahressicht bleiben die Preissteigerungen extrem. Aber das Niveau der Verbraucherpreise, gemessen am Warenkorb der Statistiker, steigt nicht mehr so stark an wie zuvor.

Was passiert im März?

Spannend wird nun, was das für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank heißt. In anderthalb Wochen steht die nächste Zinssitzung an. Die EZB muss jetzt die Kraft aufbringen, Kurs zu halten, auch wenn die Inflationsraten nicht mehr zweistellig ausfallen und die Leitzinsen stolze vier Erhöhungsrunden hinter sich haben.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat in Davos bekräftigt, die EZB werde mit Zinserhöhungen weitermachen, andere EZB-Ratsmitglieder äußerten sich ähnlich. Eine Zinserhöhung im Fe­bruar um 0,5 Prozentpunkte scheint also eine ausgemachte Sache zu sein.

Umstrittener dürfte dann die Zinsentscheidung im März werden. Niemand weiß genau, wenn man ehrlich ist, wo am Ende jener Zinssatz liegt, bei dem die EZB beginnt, restriktiv zu werden und die Wirtschaft zu bremsen. Je höher die Zinsen aber steigen, desto lauter dürften die Stimmen werden, die ihn für erreicht oder überschritten halten.

So wird schon spekuliert, ob es im März vielleicht nur noch für eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte reicht. Und an den Finanzmärkten lässt sich ablesen, dass diese zumindest für die zweite Jahreshälfte zum Teil sogar mit Zinssenkungen rechnen.

Spekulationen über Zinssenkungen

Für solche Zinssenkungen, die von der EZB selbst nie in Aussicht gestellt wurden, hört man drei Argumente. Erstens könnte es sich erweisen, dass die Inflation doch schneller sinkt als erwartet. Das ist nicht auszuschließen; gut möglich, dass der Rückgang der Inflation jetzt genauso unterschätzt wird, wie es zuvor mit dem Anstieg passiert ist. Zweitens könnte die Rezession tiefer ausfallen als erwartet; das will man nicht hoffen. Und drittens könnte die amerikanische Notenbank Fed mit Zinssenkungen vorangehen – und die EZB sich als „Fed-Folger“ verhalten.

Es gibt aber ein wichtiges Argument, warum die EZB im Augenblick mehr Angst davor haben sollte, zu wenig zu tun als zu viel. Wenn ihr die Inflationsentwicklung entgleitet, ist es mit ungleich höheren Kosten verbunden, das wieder einzufangen, als wenn sich herausstellen sollte, dass sie es im Jahresverlauf übertrieben hat mit den Zinserhöhungen und anschließend nachsteuern muss.

Zudem ist die Inflation zwar ein bisschen gesunken, aber noch weit vom Notenbank-Ziel von 2 Prozent entfernt. Sogar die EZB selbst rechnet mit einer durchschnittlichen Inflation von 6,3 Prozent in diesem Jahr.

Notenbank muss sich auf ihr Ziel konzentrieren

In dieser Situation ist es zentral, dass die EZB ihr Ziel im Blick behält, die Preisstabilität. Inflation kann nämlich die unangenehme Eigenschaft haben, sich zu verfestigen, wenn sie einige Zeit anhält. Das vergangene Jahr wird als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem an der Tankstelle beim Benzinpreis auf einmal eine Zwei vor dem Komma stand, in dem man im Supermarkt gar nicht mehr herauskam aus dem Staunen über teurer gewordene Lebensmittel – und in dem sich die Heizkosten zum Teil verdoppelten.

Einmal werden viele Arbeitnehmer vielleicht ein Auge zugedrückt haben, wenn der Lohn nicht so gestiegen ist, wie es die Inflation eigentlich nahegelegt hätte. Je länger die Inflation aber anhält, desto weniger werden sie dazu bereit sein; völlig verständlicherweise. Kein Wunder daher, dass EZB-Chefvolkswirt Philip Lane zuletzt besonders darauf geachtet hat, wie sich die Löhne entwickeln – und ob auch das die Inflation noch mal beflügeln könnte.

Ansonsten gibt es sehr viele Unwägbarkeiten. Niemand weiß, wie es mit dem Ukrainekrieg weitergeht, wie sich der Winter entwickelt und wie die Energiepreise reagieren. Dass im Dezember die Inflationsrate gesunken ist, hatte erheblich mit staatlichen Eingriffen wie der Übernahme des Dezember-Gasabschlags durch den Staat in Deutschland zu tun, aber auch mit dem niedrigeren Ölpreis. Die EZB-Zinserhöhungen spürte man zwar etwas beim stärkeren Euro-Wechselkurs. Bis sie aber vollständig ihre Wirkung zeigen, dürfte noch einiges an Zeit vergehen.

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