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#Die heiligen drei Königinnen

Die heiligen drei Königinnen

Wo Länderklischees beginnen, ist ziemlich klar. Doch wo enden sie? Bei dem offenen Brief von Catherine Deneuve und ihren Mitstreiterinnen gegen die Metoo-Bewegung, in dem sie das „Recht zu belästigen“ und die sexuelle Freiheit bedroht sehen? Bei einer Impfkampagne in Frankreich, die auf leidenschaftliche Nebenwirkungen hinweist: endlich wieder ungehemmt küssen, und zwar auch außerhalb der häuslichen Infektionsgemeinschaft? Sitzen die Franzosen da nur dem eigenen Klischee auf, oder ist das Begehren tatsächlich freier im Land der Pompadour?

Was wir der Frage in jedem Fall verdanken: charmant selbstironische Filme jenseits des süßlichen Kitschs der französischen Wohlfühlfilmindustrie. In Julie Delpys „2 Tage Paris“ etwa verzweifelt ein klischeeprüder Amerikaner ziemlich amüsant an der eiffelturmhohen Libertinage. Und auch „Nona und ihre Töchter“, eine putzig sinnliche Koproduktion von Arte France und dem SWR, eine reine Frauenproduktion, die sich einige Schlenker ins französische Schokoladenkino erlaubt (die burleske Variante) und zudem viel Aufhebens um die surrealistische Grundierung des Erzählten macht, die sich schließlich schlicht in Luft auflöst, verführt uns selbstbewusst mit einer dezidiert französischen Spielart des Feminismus, die mit Erotik alter Schule kein Problem hat.

Ein Fruchtbarkeitswunder in der Verhütungsberatung

So prognostiziert die siebzigjährige Emanze Nona von einem klapprigen Balkon ihres Hauses herab den Männern in einer großen feministischen Mutter-Rede (vor pathetischer Klimpermusikkulisse), bald alle Privilegien aufgeben und endlich erwachsen werden zu müssen, aber das werde durchaus belohnt: „Lasst euch von uns als Männer lieben, nicht als kleine Kinder.“ Die allesamt eher drolligen Herren der Schöpfung scheinen ihre neue Stellung bereits akzeptiert zu haben, weshalb der Geschlechterkrieg, mit dem gartenscherenschwingende Amazonen sonst drohen, ausfällt. Es wird wild und frei geliebt.

Die von Valérie Donzelli (zugleich die Regisseurin) und Clémence Madeleine-Perdrillat eigentlich der Deneuve auf den Leib geschneiderte Rolle der coolen Nona spielt in der Serie die kaum weniger berühmte Ikone Miou-Miou, aber die macht ihre Sache so überzeugend, dass man ihr sogar eine schwer kuriose Anomalie abnimmt. Die reizende Oma, die eine Beratungsstelle für junge Frauen aufgebaut hat und dort das Verhüten lehrt, war nämlich nicht nur alleinerziehende Mutter von Drillingen – die drei Mittvierzigerinnen sind gleichwertige Protagonistinnen der Serie –, sondern ist mit siebzig noch einmal schwanger: ein Fruchtbarkeitswunder. Nach kurzem Zögern entscheidet sie sich für das Kind, das zu Weihnachten (!) kommen soll und zudem, da wird es vollends magisch, nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint. Außerdem steht nicht fest, wer der Vater sein könnte, wenn nicht der himmlische, aber um Väter geht es ja eben nicht. Es wird dann einfach einer requiriert.

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