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#Die im Dunkeln sieht man nicht

Noch mal davongekommen. Das Bankenbeben, das vor wenigen Wochen mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank in den USA begann, weitere mittelgroße Banken erfasste, mit der Credit Suisse nach Europa schwappte und für einen Tag auch die Deutsche Bank erschüttern ließ, das weltweite Beben, es hat sich abgeschwächt. Gebannt aber ist die Gefahr noch lange nicht. Bester Beweis dafür ist die amerikanische Regionalbank First Republik, die jüngst ebenfalls in heftige Turbulenzen geraten ist. Nach dem Kurssturz von über 50 Prozent in der vergangenen Woche, wird die Bank nun von der amerikanischen Investmentbank JP Morgan übernommen.

Mit den vergleichsweise guten Quartalszahlen der Commerzbank und der Deutschen Bank hat sich trotz aller Unsicherheit die Sorge vor der nächsten unmittelbar bevorstehenden Finanzkrise in Deutschland nicht nachhaltig festsetzen können. Der Kurssturz der Deutschen Bank, angeblich das Resultat einer Attacke von Leerverkäufern, zeigt aber: Einzelne Institute und das System insgesamt sind verwundbar.

Gewerbeimmobilien als neues Sorgenkind

Sorgen bereitet das Geschäft mit den Gewebeimmobilen in den USA, einem scheinbar unglamourösen, aber lange Zeit sehr lukrativen Sammelbecken für Investorengelder aller Art. Zu den größten Kreditgebern hierbei gehören vor allem US-Regionalbanken, die nun vor der Herausforderung stehen, Anschlussfinanzierungen bereitstellen zu müssen. Das Problem der Kunden: Die deutlich gestiegenen Zinsen und die gleichzeitig fallenden Bewertungen der Immobilien. Eine Mischung, die sich noch als toxisch erweisen könnte – vor allem, wenn die Zinsen in den USA auf Grund der noch immer nicht eingefangenen Inflation weiter steigen. Auch die Deutsche Bank ist bei diesen Finanzierungen in den USA involviert. Von ihrem Gewerbeimmobilienportfolio in Höhe von 33 Milliarden Euro entfällt etwa die Hälfte auf den amerikanischen Markt. Anleger haben also durchaus einen Grund, nervös zu sein, auch wenn die Führungsriege bei der Vorlage der Quartalszahlen in der vergangenen Woche versuchte, die Unruhe einzufangen. Die derzeit besonders im Fokus stehenden Büroimmobilien würden sich in guten Lagen befinden.

Wie volatil die Nervosität trotz aller Beruhigungsversuche ist, zeigen die sogenannten Credit Default Swaps, also die Kreditausfallversicherungen. Die zu zahlenden Prämien waren in den vergangenen Wochen wieder deutlich gestiegen, sind inzwischen aber wieder etwas gefallen. Der Satz von Deutsche-Bank-Christian Sewing aus der Corona-Zeit, wonach Banken nun Teil der Lösung und nicht mehr Teil des Problems sein sollten, wirkt angesichts der Turbulenzen ausgehöhlt.

Schattenbanken sind ein großes Risiko

Die Gefahr einer Krise auf den Finanzmärkte geht aber schon längst nicht mehr nur von den Banken aus. Die Aufseher, die seit der Finanzkrise 2008 und 2009 die systemrelevanten Banken so eng an die Leine genommen haben, sie haben längst ein neues Problemfeld in den Blick genommen: die sogenannten Schattenbanken. So werden Finanzinstitutionen bezeichnet, die mit Finanzierungen und Geldgeschäften ein Milliardenrad auf den Finanzmärkten spielen, aber vom Radar der peniblen Bankenaufseher nicht ausreichend erfasst werden. Dazu gehören Hedge Fonds, Geldmarktfonds oder auch Private Equity. Die Dimension ist gewaltig. Die letzten Zahlen vom in Basel beheimateten Finanzstabilitätsrat belegen: Die gehaltenen Vermögenswerte der Schattenbanken machen inzwischen die Hälfte des weltweiten Volumens aus

Die Gefahr, die von diesen Spielern ausgeht, ist nicht neu. Elke König, die jüngst in den Ruhestand verabschiedete langjährige Chefin der europäischen Bankenabwicklungsbehörde, hat schon 2012 dieses Problem auf den Tisch gebracht. „Wir können uns mit der Regulierung von Schattenbanken keine Zeit mehr lassen“, hatte sie damals als Präsidentin der deutschen Aufsichtsbehörde Bafin gesagt. Ironischerweise hatte sich der Schattenbankenmarkt vor allem als Folge der Finanzkrise rasant entwickelt: Banken wurden streng reguliert, was also liegt näher, risikoreiche Aktivitäten an Nicht-regulierte Institutionen auszulagern?

Die Europäische Zentralbank und auch der Internationale Währungsfonds haben das Problem erst in den vergangenen Tagen neu adressiert, aber bisher keine Lösungsvorschläge präsentiert. Das könnte sich noch als fatal erweisen. Eine Einstufung der Schattenbanken als „systemrelevant“ wäre angesichts ihrer Marktmacht ein nötiger, erster Schritt. Die Uhr tickt.

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