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#Zemmour will eine „Union der Rechten“

Zemmour will eine „Union der Rechten“

In Frankreich hat die Stunde der Überläufer geschlagen. Die Dynamik entwickelt sich zugunsten von Eric Zemmour und gegen den Umfragetrend. Der 63 Jahre alte Präsidentschaftskandidat verheißt eine „Union der Rechten“ und hat politische Schwergewichte von Marine Le Pen und ihrer Partei Rassemblement National (RN) abgeworben.

In Cannes setzte der langjährige Front-National- und derzeitige EU-Abgeordnete Gilbert Collard seinen Fahnenwechsel in Szene: Als gäbe es keine Vorsichtsregeln in der Pandemie umarmte er lang und innig seinen neuen „Freund“ Zemmour. Der wiederum ließ es sich nicht nehmen, bei seiner Kundgebung vor mehr als 4000 Anhängern am Samstag Collard als Vorboten der „Union der Rechten“ feiern zu lassen. Unter großem Applaus wurde der Neuzugang begrüßt.

Schon zuvor hatte der Chef der Rassemblement-National-Gruppe im EU-Parlament, Jérôme Rivière, seinen Wechsel zu Zemmour bekannt gegeben. „Der Wagemut, die Tapferkeit, die Vitalität ist heute auf der Seite Zemmours“, sagte Collard. „Mit ihm schöpfe ich wieder Hoffnung.“ Er wolle betonen, dass er nichts gegen Marine Le Pen habe. Parteigründer Jean-Marie Le Pen hatte den großmäuligen Anwalt seinerzeit in Gilbert „Connard“ („Vollidiot“) umgetauft. „Der Tag wird kommen, da wird Marine Le Pen es mir nachtun und sich Eric Zemmour anschließen“, sagte Collard nun.

Vor ihm hatte Philippe de Villiers, eine der bekanntesten Gestalten der antieuropäischen Rechten, Zemmour als unerschrockenem Vorkämpfer für die Vereinigung der „Patrioten“ gehuldigt.

Der Verlust von Rieu schmerzt Le Pen

Laut einer jüngsten Umfrage des Instituts Ipsos für „Le Monde“ und die Stiftung Jean Jaurès kann Zemmour mit 13 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang im April rechnen, Marine Le Pen mit 15,5 Prozent. Mit der Union der Rechten meint Zemmour ein breites Wählerspektrum, das von ehemaligen Sarkozy- und Fillon-Anhängern über Le-Pen-Enttäuschte bis zu den Identitären reicht.

Der Gründer der inzwischen verbotenen Bewegung „Génération identitaire“, Damien Rieu, schloss sich ebenfalls Zemmour an. Rieu wirkte bislang als parlamentarischer Mitarbeiter von Le Pens Schwager Philippe Olivier, dem Spindoktor ihrer Wahlkampagne. Deshalb schmerzt der Verlust von Rieu besonders, der als Meister von Kampagnen in sozialen Netzwerken gilt. Ihm wurden Einblicke in die Wahlkampfstrategie Le Pens gewährt, die er jetzt gegen sie einsetzen könnte.

Rieu begründete seinen Wechsel offiziell mit der Weigerung Le Pens, die Theorie der „Umvolkung“ anzuerkennen und damit das Ausmaß der Masseneinwanderung herunterzuspielen. Rieu trat auch Zemmours Partei „Reconquête“ (Wiedereroberung) bei. Zemmour wähnt Frankreich wie einst Spanien vor der historischen Herausforderung einer Reconquista und hat wiederholt die Vertreibung oder die totale Assimilierung der Muslime propagiert.

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Bereits vergangene Woche konnte Zemmour den Überläufer Guillaume Peltier von den Républicains begrüßen. Peltier wurde sofort zum Kampagnensprecher befördert. Präsidentschaftskandidatin Valérie Pécresse spielte den Verlust herunter und ließ Peltier umgehend aus der Partei ausschließen. Ma­rine Le Pen reagierte zunächst nicht selbst, sondern überließ ihrem ehemaligen Lebensgefährten, dem Bürgermeister von Perpignan, Louis Aliot, ihre Verteidigung. „Ich bleibe Marine treu, denn sie ist die Einzige, die Macron schlagen kann“, twitterte ­Aliot.

Aber hinter den Kulissen geht es hoch her. Der frühere Vorsitzende der Nachwuchsorganisation des RN, Julien Rochedy, bekundete, er verstehe die Überläufer. Wenn man nicht zum engsten (Familien-)Clan zähle oder weitab in der Provinz lebe, sei es einfach unmöglich, es in den RN-Parteigremien auszuhalten. Die Niederlage bei den Regionalwahlen und der Parteitag in Perpignan hätten die Missstimmung verstärkt. Le Pen beförderte den Freund ihrer Nichte, Jordan Bardella, zum Parteivorsitzenden während ihres Interims im Präsidentschaftswahlkampf.

Wahlkampfspenden für Zemmour

Noch schockierter waren aber lang gediente RN-Kader darüber, dass Le Pen im Namen der „Feminisierung“ eine befreundete Anwältin in den Parteivorstand holte, die erst am Vortag des Parteitags in die Partei eingetreten war. Alexandra Masson wirkt jetzt als eine der Wahlkampfsprecherinnen. Le Pens Bestreben, die Partei so weiblich und so wenig extremistisch wie möglich aufzustellen, stößt bei vielen auf Unmut.

Die hoch verschuldete Partei muss zudem einen Low-Cost-Wahlkampf führen, während Zemmour sich nach Recherchen der französischen Presse vor Wahlkampfspenden kaum retten kann. Als wichtigster Kreditgeber weiß Zemmour den Milliardär Vincent Bolloré an seiner Seite, der kürzlich im Senat angehört wurde. „Niemand konnte wissen, dass Zemmour Präsident werden würde“, rechtfertigte Bolloré vor den Senatoren seine Unterstützung. „Er ist es noch nicht“, korrigierte ihn ein sozialistischer Senator.

Zemmour spekuliert darauf, dass sich auch Marion Maréchal, die Enkelin des Parteigründers Jean-Marie Le Pen, seiner Bewegung anschließen wird. Maréchal hatte sich nach der Niederlage ihrer Tante Marine Le Pen 2017 aus der Politik zurückgezogen. Sie bildet an ihrem eigenen politischen Institut in Lyon „rechtsnationale“ Führungskader aus. Zemmour knüpfte bei seiner Rede in Cannes einmal mehr an die Idee einer „nationalen Erweckung“ an, die Maréchal verteidigt.

Die beiden waren im vergangenen Herbst gemeinsam nach Budapest gereist und hatten Viktor Orbán getroffen. Zemmour ließ im Saal die Anhänger des Rassemblement National und die Anhänger der Républicains beklatschen. Sie seien alle jetzt „im gemeinsamen Haus“ seiner Partei vereint. „Das Volk der Rechten ist in der Mehrheit“, behauptete Zemmour. Er werde die „Union der Rechten“ an die Macht führen.

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