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#Endstation Verzweiflung bei der Deutschen Bahn

„Endstation Verzweiflung bei der Deutschen Bahn“

Mindestens drei Tote, mehrere schwerletzte Menschen. Die schreckliche Nachricht, dass in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen am Freitagmittag ein Regionalzug entgleist ist, sorgt für Trauer und Betroffenheit. Und sie überschattet alles, was bei der Bahn sonst gerade los ist. Die Gründe des Unfalls blieben zunächst ungeklärt.

Das tragische Unglück trifft die Deutsche Bahn in einer Lage, in der sie ganz grundsätzliche Probleme hat, die so groß sind wie lange nicht mehr. Sie sind so offenkundig und so schwerwiegend, dass sich niemand mehr die Mühe macht, sie zu verdecken. Im Gegenteil: In der Woche des 9-Euro-Tickets reihte sich auch schon vor dem Unfall eine negative Nachricht an die nächste. Den Anfang machte am Wochenanfang Bahn-Chef Richard Lutz mit einer überhastet anberaumten Pressekonferenz. Gut eine Stunde lang räumte er mit leicht angespannter Stimme und in ungewöhnlicher Offenheit ein Scheitern auf den Schienen ein und legte einen Offenbarungseid ab: „Wir stehen vor einer Zäsur. So wie bisher geht es nicht weiter.“ Lutz kündigte eine „Generalsanierung“ an, mit etlichen Vollsperrungen auf zentralen Korridoren in den kommenden Jahren. Die voraussichtlichen Folgen beschrieb der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, Klaus-Dieter Hommel, als „Tal der Tränen“, das die Kunden und Verkehrsunternehmen jetzt durchschreiten müssten.

Am Mittwoch redete der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, der FDP-Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer, Klartext: „Der Zustand des Netzes ist offensichtlich so dramatisch wie seit Jahren nicht mehr.“ Wobei dieser Tiefpunkt zu erwarten war, wenn man wie Theurer einen „erheblichen Investitions- und Sanierungsstau“ konstatiert. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), stets bemüht, die Probleme konstruktiv anzugehen, kommentierte die Lage am Ende der Woche lieber so: „Die Frage ist doch: Wer traut sich, die notwendigen Sanierungs und Modernisierungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen?“, sagte er am Freitag im Interview mit dem F.A.Z. Podcast für Deutschland, um dann gleich die Antwort zu liefern: „Ich traue mich!“ Er werde demnächst ein Konzept vorlegen, mit dem das vorhandene Netz so modernisiert werden könne, dass Baustellen weniger Belastung für den Betrieb darstellten.

Kein Verlass mehr

Sollte sich in der Summe der düsteren Analysen eine Werbebotschaft verstecken, dann wohl eine für die neue Ampelregierung, die die Misere nicht verschuldet, sondern nur geerbt habe, aber jetzt umso beherzter aufräume. Allerdings: In dieser Situation mit einem 9-Euro-Ticket auch noch die Nachfrage und damit die Ansprüche anzukurbeln ist nicht einmal mehr mit Wagemut zu erklären.

Die geübten Bahnkunden jedenfalls spüren es schon lange: Mag der Zug auf vielen Strecken das mit Abstand komfortabelste Verkehrsmittel sein – auf ihn ist schlicht kein Verlass mehr. Im Fernverkehr ist die Quote offiziell pünktlicher Züge – und die berechnet die Bahn auf Basis einer sehr großzügigen Definition von Pünktlichkeit – so niedrig wie selten zuvor. Angesichts von aktuellen Werten um die 70 Prozent hat Lutz die für 2022 angepeilten 80 Prozent nun auch offiziell zu den Akten gelegt. Wer pünktlich zu wichtigen Terminen kommen will, nimmt einen oder zwei ICEs früher. Schuld daran sind nicht orientierungslos in den Bahnhöfen umherirrende Kunden, die gern als ein entscheidender Verspätungsgrund herangezogen werden. Es sind vielmehr die unzähligen Baustellen. Schon jetzt wird auf Rekordniveau gebaut, für rund 14 Milliarden Euro allein 2022. Doch der Spagat zwischen Bauen und Fahren – er will nicht so recht gelingen.

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