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#Die Stimmen der Verletzten

Die Stimmen der Verletzten

Das Landgericht Kassel hat getan, was es kann. Wenn um neun Uhr die abschließende Aufarbeitung einer Tat beginnt, die kurz nach dem Attentat von Hanau im Februar 2020 ganz Deutschland in Schrecken versetzte, dann soll niemand zu kurz kommen. Das Gericht hat eigens eine Messehalle angemietet, damit so viele Menschen wie möglich die Verhandlung verfolgen können. Mehrere hundert Personen finden dort Platz, selbst dann noch, wenn sie die vorgeschriebenen Abstände zueinander einhalten. Mit dieser Organisation trägt das Gericht nicht nur dem Interesse der Presse Rechnung, die in manch anderem Großprozess von solchen Verhältnissen nur träumen kann. An erster Stelle ist die Verlagerung des Prozesses aus dem Gerichtsgebäude heraus ein Signal an die Betroffenen dieser immer noch unbegreifbaren Tat.

Mehr als 150 Menschen sind von den Strafverfolgern als „Geschädigte“ identifiziert worden, sind also verletzt worden, traumatisiert, erheblich psychisch beeinträchtigt. Ein paar wenige haben sich der Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt als Nebenkläger angeschlossen und sind anwaltlich vertreten. Doch die Chance, die Verhandlung zu sehen, sollen alle haben.

Alle Geschädigten sollen zu Wort kommen können

Die Kasseler Richter tragen den Betroffenen noch mit etwas anderem Rechnung. 31 Verhandlungstage hat die Strafkammer bisher terminiert, den letzten für den 16. Dezember. Dadurch will sie allen Geschädigten die Möglichkeit geben, vor Gericht ihre Erlebnisse zu schildern. Auch dann, wenn sich die Berichte wiederholen sollten und an der Beurteilung des Falles nicht mehr viel ändern. Die Fürsorge für die Menschen aus Volkmarsen und für jene, die damals von anderswo zum Rosenmontagsumzug in die 7000-Einwohner-Karnevalshochburg in Nordhessen gekommen waren, scheint in diesem Verfahren von Beginn an das einende Motiv der Beteiligten zu sein. Jedenfalls aller außer dem Angeklagten selbst, Maurice P.

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Der 30 Jahre alte Mann schweigt beharrlich, wie er es von Beginn an getan hat. Gespräche mit dem psychiatrischen Sachverständigen hat er verweigert, Fragen der Ermittlungsbehörden unbeantwortet gelassen. Nicht mal sein Verteidiger hat eine Ahnung, welches Motiv P. hatte. Ob er sein Schweigen im Prozess brechen wird? Sich, wenn schon nicht zur Tat, wenigstens zu seiner Biographie äußern wird? Nicht viel ist über ihn bekannt geworden. Es heißt, er sei vor Jahren aus Süddeutschland mit seiner Mutter und Großmutter nach Volkmarsen gezogen, doch kaum einer habe ihn gekannt. Er habe zurückgezogen gelebt, mit niemandem etwas zu tun gehabt.

Im Prozess wird P. die Menschen anhören müssen, die unter seiner Tat gelitten haben und dies bis heute tun. 90 Menschen verletzte er, manche davon so schwer, dass sie auf die Intensivstation mussten. Viele Verletzte waren Kinder, das jüngste gerade mal drei Jahre alt. Ob das im Angeklagten etwas auslöst, das zur Aufklärung der Hintergründe führen wird, ist vollkommen unklar.

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