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#Ein 15-Kilometer-Radius ist kein Gefängnis

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Ein 15-Kilometer-Radius ist kein Gefängnis

Im Westen wäre kurz vor Liederbach Schluss, im Süden käme ich bis Langen, in östlicher Richtung wäre die Hanauer Innenstadt noch erreichbar. Und im Norden würde das Örtchen Rodheim vor der Höhe als Ausflugsziel bleiben. Dort war ich tatsächlich noch nie in meinem Leben, es gäbe also doch noch etwas zu entdecken. Unerreichbar fern dagegen wären solche Flecken wie Aschaffenburg, Darmstadt, Mainz und, ach Gott, auch der schneeumtoste Feldberg im Taunus, der Sehnsuchtsort schlechthin dieser Tage.




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Alexander Jürgs

Ja, das wäre in der Tat ein überschaubarer Aktionsradius, den ein hoher Inzidenzwert uns da bescheren würde. Die besuchbare Welt würde noch kleiner, als sie es seit Beginn der Pandemie sowieso schon geworden ist. Mit einem Zirkel auf einer alten Landkarte habe ich ihn ausgemessen: den 15-Kilometer-Radius, der zu den neuen Corona-Maßnahmen dazugehört und den Orten droht, in denen mehr als 200 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner gezählt werden. Nicht von der Südsee, von österreichischen Bergwelten, von den engen Gassen der Altstadt Lissabons müsste ich dann schmachtend träumen, sondern von Fluchten nach Heidelberg, Rheinhessen oder Weilrod. Denn die Reisen dorthin wären verboten. Herrje.

Wird der Wohnort zum Gefängnis?

Soll man sich also schon voreilig wie im Gefängnis wähnen? Solch ein Inzidenzwert schießt ja schließlich oft recht plötzlich mal nach oben, die 15-Kilometer-Radius könnte also schnell drohen. Papperlapapp, so einfach wirft man die Flinte nicht ins Korn. Aus einer Misere das Beste zu machen, ist noch immer der richtige Ausweg.

Ich werde mich deshalb, sollte die Einschränkung der Bewegungsfreiheit tatsächlich schon bald wie ein Blitz über uns kommen, nicht eingesperrt, sondern wie ein Graf oder ein Burgherr fühlen. Schließlich hatten die allermeisten mittelalterlichen Herrscher auch nur kleinste Territorien zur Verfügung, in denen sie sich austoben durften. Kaum ritt man bei der Jagd einmal ein paar Kilometer in die falsche Richtung, befand man sich in feindlichem Gebiet und musste um Leib und Leben fürchten. Von dieser Gefahr dürfte niemand, der sich jetzt unerlaubt mehr als 15 Kilometer von dem Hotspot entfernt, an dem er lebt, betroffen sein. Selbst wenn penibel streng kontrolliert wird.

Mein Fürstentum mit Zentrum in einer Mietswohnung im Frankfurter Nordend jedenfalls wäre ein bezauberndes Reich. Ein Reich mit einem schmucken Dom, in dem bereits Kaiser gekrönt wurden, mit Weinstöcken am Lohrberg, mit Apfelwiesen in Maintal, mit im Moment zwar nicht schneebedeckten, aber auch nicht ganz so kleinen Wäldern, mit einem der größten Flughäfen der Welt und einigen charmanten Trinkhallen im Gallus, die ja schließlich trotz Lockdown noch geöffnet bleiben dürfen. Mal ehrlich: Wer in solch einem Reich residiert, braucht die Welt rundherum doch gar nicht mehr.

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