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#Ein utopisches Vehikel

Ein utopisches Vehikel

Tausende Biker stehen auf ihren Hinterrädern. Selbstbewusst fahren sie durch die Straßen von Westminster. Anschließend vollführen sie ihre Tricks auf den High Streets des East Ends, in Brixton und in Croydon. „Knifes down, bikes up“ – „Messer runter, Räder hoch“ – prangt auf ihren T-Shirts. Viele junge Londoner sind Teil dieser ungewöhnlichen Demonstration. Sie protestieren gegen den Krieg der Gangs. Die „Bike Stormz“ wollen ein Zeichen setzen und Jugendlichen einen Weg aus der Kriminalität zeigen, heißt es im Manifest der Bewegung. Gegründet wurde sie 2014 von dem Fahrradaktivisten Mac Ferrari und dem Kunstradfahrer Jack O’Neill. Dokumentiert wird ihre Arbeit von Adam Corbett, der die Stunts der Teenager in eindrucksvollen Schwarzweiß-Aufnahmen fotografiert hat. Seine Bilder der „Revolution auf zwei Rädern“ wird nun im Rahmen der Ausstellung „Easy Rider Road Show“ im Märkischen Museum in Berlin gezeigt.

Die Schau, die in Kooperation mit dem Museum für Subkulturen konzipiert wurde, feiert die Drahtesel als Instrumente der Freiheit und des Widerstands und zeigt Aufnahmen von Fahrradfahrern aus aller Welt. Es gehe darum, dass Fahrradfahren als Lebensart und Protestform darzustellen und zu zeigen, dass es Subkulturen prägt, heißt es im Eingangstext. Doch in der Anfangsphase, vor rund zweihundert Jahren, war das Fahrrad zunächst ein Spielzeug für Adel und Bürgertum. Erst um die Jahrhundertwende wurde es zum Symbol einer sozialen Bewegung – bei den Suffragetten. Mithilfe des Fahrrads konnten Frauen allein unterwegs sein und sich von der viktorianischen Kleiderordnung befreien. Historische Aufnahmen aus London und New York zeigen das.

Um die Geschichte der Fahrradkultur zu erzählen, haben die Museen mehr als hundert Fotoaufnahmen und Fahrradmodelle versammelt. Viele der Ausstellungsstücke sind skurril, doch sie zeigen, wie das Fahrrad Veränderungen, „Transformationen“, wie es in der Ausstellung heißt, anstößt, sei es in sozialistischen Fahrradwerkstätten in Havanna oder bei Fahrradnomadentreffen in Colorado.

Im Selbstverständnis als Anti-Konsumisten

Besonders eindrucksvoll sind die Aufnahmen von Tod Seelie, der das „Bike Kill Festival“ fotografiert hat, eine Freakshow der „Mutantenräder“, bei der Fahrradnarren aus den Vereinigten Staaten zusammenkommen und ihre ausgefallenen Fahrradkonstruktionen zeigen. Die Fahrräder auf den Bildern sehen wie Skulpturen aus – mal sind es zwei Meter hohe Hochräder aus dünnem Metall, mal aufgemotzte Mountainbikes mit dicken Reifen, mal Apparate, die mit der Hand bedient werden. Oft sind die Teilnehmer selbst kostümiert. Am Abend führen die Bastler ihre Konstruktionen vor und drücken dabei ihre Persönlichkeit aus.

Protest gegen den Krieg der Gangs: „Bike Stormz“-Fahrradaktivisten auf den Straßen Londons


Protest gegen den Krieg der Gangs: „Bike Stormz“-Fahrradaktivisten auf den Straßen Londons
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Bild: Adam Corbett

Der Organisator des Festivals ist eine andere Institution der Fahrradfreunde – der Black Label Bike Club, der 1992 von Jacob Houle und Per Hanson in Minnea­polis gegründet wurde. Der Club ist dem Hochrad verschrieben. Anderthalb Meter hohe Fahrradmodelle zeigen die Fotos von Julie Glassberg, einer Dokumentarfotografin aus Frankreich, die sich über mehrere Jahre mit den Mitgliedern traf. Im Geist der Steampunk- und Do-it-yourself-Bewegung bauen sie eigene Räder und zerstören sie anschließend wieder. Bei anarchischen Kampfspektakeln schwingen sich die Hobbybastler auf ihre Hochräder, fahren mit gepolsterten Lanzen ineinander und fallen auf Watte und Styropor. Es wird getrunken und gefeiert, und dennoch ist der Club auch politisch. Die Mitglieder verstehen sich als Anti-Konsumisten.

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