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#Hätten die Opfer vermieden werden können?

Hätten die Opfer vermieden werden können?

In dem vom Hochwasser verwüsteten Ahrtal in der Eifel laufen auch am Montag noch Rettungseinsätze. Manche Orte wurden bisher nur mit Amphibienfahrzeugen erreicht, die Bevölkerung ist dort nach Angaben der Rettungskräfte immer noch eingeschlossen. Am Montag galt das für Marienthal sowie Rech und Dernau. Auch andernorts ist die Lage weiterhin katastrophal, überall liegt die Infrastruktur brach, es fehlt an Wasser, Strom, Gas und vielerorts immer noch an einer Mobilfunkverbindung. Derweil steigt die Zahl der Toten im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz stetig, nach Polizeiangaben lag sie am Montag bei 117, mindestens 749 Menschen wurden verletzt.

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Die Katastrophe, die sie in der Nacht auf den Donnerstag heimsuchte, beschreiben Anwohner als eine Art Welle. Immer wieder habe sich das Wasser aufgrund von mitgerissenen Bäumen und Schutt gestaut – und dann unvermittelt Bahn gebrochen, heißt es. Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit sei der Pegel dann gestiegen. Klar, vor Hochwasser wurde gewarnt.

Aber niemand sei zum Verlassen der Häuser aufgefordert worden. Keine Sirenen hätten geheult. In Bad Neuenahr hieß es, die Feuerwehr sei am Mittwochabend vor den Häusern an der Ahr entlanggefahren und habe per Lautsprecher die Anwohner dazu aufgefordert, sich vom Wasser fernzuhalten. Mehr nicht. Wenige Stunden danach stand kaum eine Brücke mehr. Haben die Behörden deswegen versagt?

Vor Ort erhebt im Gespräch niemand diesen Vorwurf. Die Katastrophe wird hier als so außergewöhnlich wahrgenommen, dass Prognosen unmöglich gewesen seien. Das wurde auch beim Besuch der Bundeskanzlerin am Sonntag in dem betroffenen Gebiet deutlich. Bei der Pressekonferenz von Angela Merkel und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer vor dem Rathaus in Adenau waren viele Anwohner zugegen. Immer wieder wurden die Ausführungen von Merkel und Dreyer beklatscht.

„Alle hatten ihren Hochwasserschutz aktiviert“

„Wir waren eigentlich gut gerüstet“, sagte Dreyer. Rheinland-Pfalz habe in den vergangenen 25 Jahren 1,2 Milliarden Euro in Hochwasserschutz investiert, unter anderem im Ahrtal. Das Land verfüge über ein „ausgeklügeltes Hochwassersystem“, Kreise und Kommunen würden unmittelbar gewarnt, „alle hatten ihren Hochwasserschutz aktiviert“. Aber bei Pegelständen doppelt so hoch und mehr wie bei dem Hochwasser 2016 habe das nichts genutzt. Eine derart schreckliche Situation habe man noch nie erlebt. Die Wassermassen seien „in gigantischem Ausmaß“ über die Ortschaften hereingebrochen.

Merkel hatte die schwer verwüstete Ortschaft Schuld besucht, die an einer Ahrschleife liegt. Auch Schulds Ortsbürgermeister Helmut Lussi erhob keine Vorwürfe. Man habe gehört, dass es Starkregen und Hochwasser gebe, man sei vorbereitet gewesen auf Pegelstände von drei Metern und mehr, wie es sie bei dem Hochwasser 2016 gegeben hatte, sagte Lussi. Tatsächlich hatte der Deutsche Wetterdienst vor dem Hochwasser mehrmals Warnungen veröffentlicht, darunter Extremwarnungen und solche vor Überschwemmungen. Lussi sprach von einem guten Warnsystem. Aber die Flut habe alle Dimensionen überstiegen. „Uns hätte kein Hochwasserschutz geholfen.“ Innerhalb von Minuten sei der Pegelstand der Ahr auf über acht Meter angestiegen.

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Als die Welle durch das Ahrtal schwappte, heulten nach Angaben von Augenzeugen keine Sirenen. „Die technische Infrastruktur wurde auf einen Schlag zerstört“, sagte dazu der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz. Er sprach von einer „Momentexplosion des Wassers“. Da könne man die besten Warnungen geben. Lewentz war noch am Mittwochabend in der Einsatzleitung in Bad Neuenahr gewesen. Dass es zu einer derartigen Katastrophe kommen würde, war damals offenbar nicht absehbar.

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