Wissenschaft

#Eine embryonale Discokugel

Blastoid
Discokugel-ähnliche Blastoide wie dieser könnten in Zukunft dabei helfen, Fehlgeburten abzuwenden. © Laboratory of Stem Cell Biology and Molecular Embryology at The Rockefeller University

Alles Leben fängt klein an. Auch menschliche Embryos sind in den ersten Wochen ihrer Entwicklung nicht viel mehr als ein winziges Zellknäuel. Erst nach und nach entsteht schließlich die typische menschliche Form. Einer der ersten großen Schritte in diese Richtung ist die sogenannte Gastrulation, bei der sich das Zellknäuel – auch Blastozyste genannt – zu einer geordneten dreischichtigen Struktur wandelt, die die Grundlage für alles Weitere bildet.

„Die Gastrulation ist der Ursprung unserer eigenen Individualisierung, die Entstehung unserer Achse“, sagt Ali Brivanlou von der Rockefeller University in New York. „Es ist der erste Moment, der unseren Kopf von unserem Hintern trennt.“ Doch obwohl die Gastrulation ein derartiger Meilenstein auf dem Weg zum Menschen ist, glich sie bislang einer nicht einsehbaren Blackbox. Denn technische und ethische Hürden haben dafür gesorgt, dass wir uns selbst noch nie in diesem frühen Stadium beobachten konnten – bis jetzt.

Um Zeuge des menschlichen Anfangs werden zu können, haben Brivanlou und andere Wissenschaftler nun sogenannte Blastoide entwickelt – auf Stammzellen basierende Blastozystenmodelle. Ein solches Blastoid ist auch auf dem obigen Bild zu erkennen und ähnelt ein wenig einer blau-roten Discokugel. Blastoide können geklont, experimentell manipuliert und programmiert werden, was eine Reihe kontrollierter Untersuchungen an ihnen ermöglicht.

Bislang konnte das Team mithilfe der Blastoide bereits den genauen Ablauf der Gastrulation beobachten und dabei neue Erkenntnisse über die Details dieses wichtigen Prozesses gewinnen. In Zukunft könnte die Blastoidenforschung dann zu Fortschritten bei der Diagnose und Behandlung von Entwicklungsstörungen führen, aber auch Einblicke in mögliche Ursachen von frühen Fehlgeburten während der Gastrulation bieten.

„Viele Paare können keine Kinder bekommen, weil sich der Embryo nicht richtig einnistet“, erklärt Erstautor Ricardo De Santis, ebenfalls von der Rockefeller University. „Wir haben jetzt ein Modellsystem, das uns helfen kann, den molekularen Mechanismus zu verstehen, der bestimmt, ob eine Schwangerschaft erfolgreich verläuft oder nicht.“

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