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#"Es ist furchtbar": Die Alles steht Kopf 2-Macher über Teenie-Schmerzen, Emotionen mit deutschem Akzent und Star Wars-Inspiration

Mit Alles steht Kopf 2 wird der beliebte Animations-Hit von 2015 aus dem Hause Pixar fortgesetzt. Wir haben zum Kinostart mit den Machern Kelsey Mann und Pete Docter gesprochen.

Mit Alles steht Kopf ist Pixar 2015 ein echter Genie-Streich gelungen. Die universelle Geschichte um die kindliche Riley (Originalstimme: Kensington Tallman)und ihre Emotionen hat sowohl kleine als auch große Kinofans begeistert und wird auch heute noch von Fans und Kritik geliebt. Nicht umsonst hält das Animations-Abenteuer bei Rotten Tomatoes  einen Presse-Score von unglaublichen 98 Prozent.

Knapp 9 Jahre später geht Rileys Geschichte auf der großen Leinwand weiter. In Alles steht Kopf 2 feiert sie ihren 13. Geburtstag ‒ und mit diesem stehen ein Schulwechsel an, sowie die Ankunft einiger noch unbekannter Emotionen …

Moviepilot-Redakteurin Joana Müller hat zum Kinostart mit Regisseur Kelsey Mann und Pixar Chief Creative Officer Pete Docter über die Animations-Fortsetzung gesprochen. Dabei haben uns die beiden verraten, warum wir alle manchmal zweifeln, warum Peinlich die größte Emotion ist und ob wir mit einem dritten Teil rechnen dürfen.

Moviepilot: In Alles steht Kopf 2 kommt Riley in die Pubertät und dabei lernen wir neue Emotionen kennen: Zweifel, Peinlich, Neid and Ennui. Warum habt ihr diese vier aus den vielen Möglichkeiten ausgewählt?

Kelsey Mann: Es gab tonnenweise Auswahl. Ich habe eine Liste gemacht, was wir machen könnten, und mich hat es sofort zu Zweifel hingezogen. Schon früh im Prozess hatte ich das Gefühl, dass viele Menschen diese Emotion gut verstehen können. Ich habe damit im Januar 2020 angefangen. Und zu der Zeit gab es einen statistischen Anstieg von Zweifel bei Teenager:innen, vor allem Mädchen. Dann kam die Pandemie. Und dadurch wurde das Problem noch größer.

Pete Docter: Es gab einen Anstieg bei Teenagerinnen und bei Animations-Regisseuren (lacht).

Kelsey Mann: (lacht) Total. So wusste ich von vornherein, dass [Zweifel] dabei sein wird. Aber ich wusste noch nicht, wer mit ihr kommen würde. Wir haben verschiedene Optionen ausprobiert, aber die Emotionen, die dabei geblieben sind, sind die, die Rileys Geschichte in diesem Alter am besten erzählen können. Sie ist hier ein Teenager und sie muss mit vielen Dingen klarkommen, man wird sich selbst sehr bewusst in diesem Alter. Man vergleicht sich selbst mit anderen. Die Emotionen, die es geschafft haben, sind die, die sich selbst sehr bewusst sind und darüber nachdenken, wie man im Vergleich zu anderen hineinpasst.

Zweifel sorgt in Alles steht Kopf 2 für Chaos

Das kann ich verstehen. Ich habe im Vorfeld gelesen, dass auch Schuld, Eifersucht und Schadenfreude weit vorne im Rennen waren. Welche dieser Emotionen hättet ihr noch gerne im Film gesehen?

Pete Docter: Mit Schadenfreude haben wir es schon im ersten Film versucht und jetzt zum zweiten Mal. Er kann sehr lustig sein und er spräche wahrscheinlich mit einem deutschen Akzent.

Kelsey Mann: Ich glaube sehr an diese Figur. Wir haben es schon zum zweiten Mal versucht, denn wir machen ja so viele Versionen dieser Filme. In Alles steht Kopf war er ein echt lustiger Typ. Aber wie geht es dann weiter? Er war nicht notendig, um zu erzählen, was [die Figur] Freude und Riley gerade durchmachen. Aber ich bin mir sicher, dass er irgendwann mal einen kurzen Auftritt hat.

Pete Docter: So wie Nostalgie mal für eine Minute vorbeischaut.

  • Meinung: Alles steht Kopf 2 zeigt, wie schön zweifeln ist

Wir haben schon über Zweifel gesprochen und dass sie die wahrscheinlich zentralste neue Emotion des Films ist. Ist sie auch eure liebste Emotion oder habt ihr einen geheimen Favoriten?

Kelsey Mann: Für mich ist sie das. Sie ist so eine universelle Emotion, im Guten wie im Schlechten. Egal wo man hingeht, jeder kann sich mit Zweifel identifizieren und ich bin wirklich froh, wie sich ihre Figur entwickelt hat. Sie hat als antagonistische Kraft angefangen, sie war zu sehr ein Schablonen-Bösewicht, dem man nicht wirklich gerne zusieht.

Auch wenn sie auf eine gewisse Art der Bösewicht des Films ist, sieht sie sich selbst nicht so. Sie liebt Riley genauso wie Freude. Sie sind wie Eltern, die darüber streiten, wie man sich am besten um ihr Kind kümmert.

Pete Docter: Sie ist der Elternteil, der etwas zu weit geht.

Freude und Zweifel müssen erst lernen, miteinander zu arbeiten

Wie seid ihr an das Design von Zweifel und den anderen Emotionen herangegangen? Warum sehen sie so aus, wie sie aussehen?

Pete Docter: Im ersten Film haben wir versucht, uns an sehr klassischen Formen zu orientieren. Wut ist ein Block und er ist eine Primärfarbe, Rot. Freude hat die Form einer Sternenexplosion und sie ist Gelb. Als wir neue hinzugefügt haben, haben wir über neue [Formen und Farben] nachgedacht.

Kelsey Mann: Ich habe eine Liste gemacht, welche Emotionen wir machen könnten, aber auch, welche Farben wir nehmen könnten. Alle, mit denen wir bisher nicht gearbeitet haben. Orange war auf der Liste. Also dachte ich, jemand muss orange sein. Wer könnte dazu am besten passen? Sehr schnell war klar, dass es Zweifel ist. Ich glaube, über viele andere Optionen haben wir bei ihr gar nicht nachgedacht.

Pete Docter: Man stellt sie alle nebeneinander auf und schaut, ob sie zusammenpassen. Dabei ging es auch um Größe.

Kelsey Mann: Genau. Ich habe unserem Szenenbildner Jason Deamer gesagt, dass ich eine sehr kleine und eine sehr große Emotion haben möchte. Wir wussten aber noch nicht, wer das sein könnte. Peinlich hat ungefähr in der Größe von Traurigkeit angefangen. Aber ich wollte noch eine sehr große Emotion haben.

Wenn einem etwas peinlich ist, dann möchte man sich verstecken, oder? Und er ist die größte Emotion, er kann sich nicht verstecken. Für ihn ist das sehr schwer, also hat er uns viele Möglichkeiten für Humor gegeben. Und für die kleinste Emotion hat Neid schließlich perfekt gepasst, denn das ist das Gefühl, das man hat, wenn man sich wünscht, was andere haben. Und das schließt auch die Fähigkeit ein, die Konsole in Rileys Kopf zu erreichen. Ich wollte, dass sie gerade klein genug ist, dass wenn sie steht und ihren Kopf streckt, die Knöpfe nicht erreichen kann. So wünscht sie sich, dass sie so groß wie die anderen wäre.

Farbe und Größe der Emotionen sind in Alles steht Kopf 2 genau durchdacht

Wie seid ihr an das Stimmen-Casting herangegangen? Hattet ihr bestimmte Schauspieler:innen im Kopf, als ihr die Figuren designt habt oder kam der Prozess erst danach?

Kelsey Mann: Bei den neuen Emotionen haben wir uns auf unser tolles Casting-Department bei Pixar verlassen. Wir treffen uns mit ihnen und sprechen über die Figuren. Zum Beispiel bei Zweifel, sie ist immer kurz in Fight-or-Flight-Modus, sie macht sich immer Sorgen um mögliche Bedrohungen. Sie denkt sehr schnell. Also spricht sie wahrscheinlich auch sehr schnell. Also gebe ich ihnen ein paar Anhaltspunkte und dann strecken sie ihre Fühler aus und kommen mit einer Liste zurück. Da steht wirklich nur Schauspieler:in 1, Schauspieler:in 2, 3 usw. drauf. Und ich gucke mir das Design der Figur an und höre mir alles einzeln an.

Pete Docter: Dabei sagen sie dir nicht, wer es ist.

Kelsey Mann: Man hört sich nur die Qualität ihrer Stimmen an und schaut, ob es sich wie die Figur anfühlt. Manchmal erkennt man auch, wer es ist und denkt sich, ‘Oh, ich finde sie toll’. Manchmal wusste ich es nicht, fand es aber großartig. Also sage ich ihnen, diese Stimme fühlt sich wie Zweifel an, und dann sagen sie mir, wer es ist.

Pete Docter: Wie beim ersten Film. Außer bei Wut. Da hatte ich immer Lewis Black im Kopf.

Kelsey Mann: Ich erinnere mich, dass du erzählt hast, dass ihr dafür jemanden finden wolltet, der bei der Aufnahme genauso wirkt wie im echten Leben.

Pete Docter: Genau, privat ist er immer noch die Figur. Er will noch nicht mal gemein sein. Aber er ist es.

Ihr habt euch auch mit einer Gruppe Teenagerinnen abgestimmt, die euch Anmerkungen zur Authentizität der Geschichte gegeben haben. Könnt ihr noch einmal genauer erklären, was es mit “Riley’s Crew” auf sich hat?

Kelsey Mann: Ich liebe es, über Riley’s Crew zu sprechen. Es gab eine Gruppe von Teenagerinnen, die bei Drehstart zwischen 13 und 16 Jahre alt waren. Sie haben genau das gemacht, was du erwähnt hast. Wir haben ihnen jede einzelne Version des Films gezeigt. Bei Pixar machen wir ein Storyboard des gesamten Filmentwurfs, von Anfang bis Ende. Wir schneiden alles zusammen, mit temporärer Musik und Sound und den Stimmen und allem und dann schauen wir alle drei Monate den neuen Film.

Ich glaube, wir hatten acht oder neun Versionen des Films. Jede davon haben wir Riley’s Crew gezeigt, um sicherzugehen, dass wir akkurat und authentisch erzählen. Ich wollte, dass alle sich mit dem Film identifizieren können. Egal, ob man mal ein Teenager sein wird, ob man mal ein Teenager war oder ob man gerade ein Teenager ist. Bei mir ist es eine Weile her, also brauchte ich Unterstützung.

Riley ist zwischen ihren alten und neuen Freundinnen hin und hergerissen

Der Film dreht sich ja auch um viele Dinge, die man als Teenager erlebt. Warum ist diese Geschichte so wichtig zu erzählen und so universell?

Kelsey Mann: Zu dieser Zeit macht man viele Veränderungen durch und Riley tut das auch. Sie ist in dieser Übergangsphase, wo sie von einer Schule zur anderen wechselt und dabei realisiert sie, dass ihre Freundinnen, von denen sie dachte, dass sie sie auf diesem neuen Abenteuer begleiten werden, nicht dabei sein werden. Sie wird allein sein. Sie macht sich Sorgen: Wen werde ich kennen? Ich muss schnell Freund:innen finden.

Und sie hat die Möglichkeit dem Hockey-Team an der neuen Schule beizutreten. Aber bei ihr ist es so: Wenn man jung ist, ist man automatisch im Team. Aber später heißt es, sich zu beweisen.
Meine Kinder mussten da auch durch.
Man muss wirklich gut sein, um es ins Team zu schaffen.

Pete Docter: Für all das gibt es biologische Gründe. Von Geburt an haben wir Eltern. Man muss nichts dafür tun. Du bist süß. Sie kümmern sich um dich. Aber wenn in die Pubertät kommt, wird man automatisch aus dem Stamm gedrängt. Und muss einen neuen finden, damit die Gene funktionieren.

Deshalb haben wir all diese Emotionen. Weil man verstehen muss, was nötig ist, um reinzupassen. Was ist cool? Was ist nicht cool? Was wird jemanden verletzen? Was wird jemanden dazu bringen, mich zu töten? All diese Dinge brechen auf dich in diesem Alter herein. Genau, wenn man auf die Junior High kommt. Es ist furchtbar.

Als die Pubertät losgeht, steht bei Riley wieder alles Kopf

Pete, du hast bei dem ersten Film Regie geführt und auch am Drehbuch mitgeschrieben. War es schwer für dich, jetzt den Regieposten abzugeben?

Pete Docter: Nein. Ich sorge mich unglaublich stark um die Filme. Aber wenn sie fertig sind, denke ich nicht mehr viel darüber nach. Aber ich liebe die Figuren und die Welt immer noch.

[Kelsey] hatte großen Respekt hatte großen Respekt vor Teil 1 und seinen Figuren. Er stellte sicher, dass alles authentisch und konsistent ist. Gleichzeitig aber auch, dass wir uns nicht wiederholen und wir nicht einfach nur eine Kopie des selben Films machen, mit ein paar ausgetauschten Figuren.

Kelsey Mann: Es ist lustig, ich habe viel an Das Imperium schlägt zurück gedacht, als wir den Film gemacht haben.

Pete Docter: Ach wirklich?

Kelsey Mann: Du bist der George Lucas von Alles steht Kopf. Ich fühle mich wie der [Das Imperium schlägt zurück-Regisseur] Irvin Kershner von Alles steht Kopf.

Bekommen wir Alles steht Kopf 3 zu sehen?

Pete Docter: Wer weiß? Wir wollten Teil 2 nur in einem Fall machen: wenn wir eine Geschichte finden, die es wert ist, erzählt zu werden. Und wenn nicht, dann nicht. Wir versuchen natürlich, dass es dem Publikum gefällt. Wir wollen etwas schaffen, was sie mögen werden. Aber zuerst einmal müssen wir etwas finden, das es wert ist. Das haben wir noch nicht.

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