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#Falsche Übersetzung aus Moskau

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„Falsche Übersetzung aus Moskau“

Die russischen „Komiker“ Vovan und Lexus sind in Deutschland Ende Juni einem größeren Publikum bekannt geworden, nachdem sie europäische Politiker mit gefakten Videotelefonaten hinters Licht geführt hatten. Sie gaben sich per Videoschnipsel-Montage als Wolodymyr Selenskyj oder als Vitali Klitschko aus. Auch im Berliner Rathaus riefen Vovan und Lexus an. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey glaubte zunächst, sie spreche mit ihrem Kiewer Amtskollegen Vitali Klitschko.

Nun am Donnerstag, sieben Wochen später, haben die russischen „Komiker“ einen knapp neun Minuten langen Zusammenschnitt des Gesprächs mit Giffey auf Rutube veröffentlicht. Eine Version mit englischen Untertiteln ist unter anderem auf dem Youtube-Kanal „Stars Save the Earth“ zu finden, der auf die Social-Media-Profile von Greta Thunberg verlinkt, jedoch vornehmlich Videos von Vovan und Lexus publiziert, die mit bürgerlichen Namen Wladimir Kusnezow und Alexej Stoljarow heißen und deren Kanal auf Ru­tube Gazprom finanziert. Das Video zeigt Ausschnitte aus dem Gespräch mit Franziska Giffey. Dabei ist nur sie zu sehen, aus dem Off stellt eine Männerstimme, die nicht nach Vitali Klitschko klingt, auf Russisch Fragen. Eine Sprecherin des Senats bestätigte die Echtheit der Ausschnitte.

Von Humor oder Satire kann nicht die Rede sein, es sei denn, man findet zynische Bemerkungen über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine witzig. Stattdessen weichen die russische Synchronisation in der russischen Version und die englischen Untertitel in der untertitelten Version oft von den Aussagen Giffeys ab – durch zeitliche Versetzung oder falsche Übersetzung. Da wird ab einer Minute, neunzehn Sekunden gefragt, ob der Berliner Senat genug Geld habe, um den aus der Ukraine Geflüchteten zu helfen. Giffey antwortet im gezeigten Ausschnitt, „wir haben natürlich auch mehrere Tausend Plätze in unseren Landesunterkünften, um die Menschen unterzubringen“. Dazu heißt es im englischen Untertitel und in der Synchronisation: „Eines der Probleme, denen wir uns im Moment gegenübersehen, ist die Umsiedlung der Flüchtlinge auf unserem Gebiet.“

Danach sagt Giffey, „wir tun das vor allen Dingen auch in Gemeinschaftsunterkünften“, gefolgt von „die Schwierigkeit ist tatsächlich dann auch die Vermittlung von Wohnraum, weil die Wohnungen in Berlin auch ohnehin knapp sind“. Übersetzt werden diese Sätze mit: „Auf der einen Seite sehen wir sozial engagierte Bürger, die ihnen [den Geflüchteten] helfen, indem sie eigenen Wohnraum zur Verfügung stellen. Einige Geflüchtete kommen bei ihren Freunden unter. Wir bieten Wohnraum für einige an, in benachbarten Bundesländern, insbesondere aus dem einfachen Grund, das Wohnraum in Berlin knapp ist.“

Die Gesamtheit der Ausschnitte zeigt, dass übersetzte Begriffe und Sätze vorkommen, aber oft aus dem Zusammenhang gerissen oder in andere Reihenfolge gebracht worden sind. Als Giffey gefragt wird, ob man der Ukraine mit Unterstützung der ukrainischen Polizei helfen werde, ukrainische Männer aufzuspüren, um sie an die Front zu holen, heißt es im englischen Untertitel: „Natürlich, ich werde das für mich festhalten [„I will point this down for myself“], ich werde das auf Bundesebene einbringen, aber die Bundesregierung wird dann ihrerseits eine separate Lösung schaffen müssen.“ Im entsprechenden Ausschnitt mit Giffey sagt diese jedoch: „Ich kann diesen Wunsch gerne auch noch mal mitnehmen, aber das ist eine Entscheidung, die müsste auf Bundesebene getroffen werden.“ Als es darum geht, Frauen und ältere Flüchtlinge zurück in die Ukraine und an die Front zu holen, hakt Giffey nach, ob sie es richtig verstehe, dass das Zurückholen der Flüchtlinge für Klitschko Vorrang habe. Die Übersetzung gibt sie hier halbwegs wortgetreu wieder, ebenso wie zum Schluss, an dem der falsche Klitschko um Hilfe bei der Ausrichtung eines Chris­topher-Street-Days in Kiew bittet.

Um dem Fake von Vovan und Lexus etwas Wahrhaftiges entgegenzusetzen, teilte Franziska Giffey am Donnerstag mit, sie habe nun mit dem echten Vitali Klitschko gesprochen. Man habe sich eine Stunde lang über die Lage in der Ukraine, die Energieversorgung, die Situation der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland unterhalten und über gefälschte Videoanrufe beziehungsweise russische Propaganda. In einer kurzen Videosequenz, die Giffey auf Twitter veröffentlichte, sagt sie zu Beginn des Gesprächs: „So, ich hoffe, lieber Vitali Klitschko, dass ich diesmal mit dem echten spreche.“ Woraufhin er sagt, er glaube schon, „ich bin der echte“.

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