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#„Freiberufler und Künstler haben eher Angst vor der Impfung“

„Freiberufler und Künstler haben eher Angst vor der Impfung“

Herr Kalbitzer, die Bundesregierung will in der kommenden Woche mit Plakaten, Fußballprofis und der amtierenden „Miss Germany“ fürs Impfen werben. Erreicht man so Impfskeptiker – oder sollte man eher den Druck auf Ungeimpfte erhöhen?

Mit Vorbildern zu werben, ist sicher eine gute Teiltaktik. Druck wirkt auch, die Frage ist nur, welche Nebenwirkungen das hat. Ich behandle als Psychiater und Psychotherapeut viele freischaffende Künstler und Selbständige, die der Impfung kritisch gegenüberstehen. Sie lassen sich nur impfen, weil sie als Theaterschauspieler oder Sänger die Sorge haben, ungeimpft nicht mehr auftreten zu können. Ich weiß nicht, ob das nicht gesamtgesellschaftlich Nebenwirkungen hat, wenn wir Menschen nicht überzeugen, sondern zwingen.

Warum sind diese Leute skeptisch gegenüber der Impfung?

Die COSMO-Daten der Universität Erfurt sind da sehr aufschlussreich: Es geht vor allem um fehlendes Vertrauen in öffentliche Stellen und Experten. Denen muss man glauben, dass sich Impfungen einerseits lohnen, weil sie gut wirken, und andererseits keine Nebenwirkungen und Langzeitfolgen haben, die unterschlagen werden könnten. Ich spreche viel mit Menschen, die impfskeptisch sind. Sie verunsichert der Aktivismus von bestimmten Experten und Journalisten.

Jan Kalbitzer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet die Stressmedizin der Oberberg Kliniken.


Jan Kalbitzer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet die Stressmedizin der Oberberg Kliniken.
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Bild: Andreas Pein

Wie meinen Sie das?

Auch wenn sie oft als dumpf dargestellt werden, viele Impfskeptiker sind durchaus kluge Menschen. Sie werden skeptisch, wenn sie sehen, dass eine Biologin wie Melanie Brinkmann, die bisher vor allem zu zellulären Mechanismen bei viralen Erkrankungen geforscht hat, in der Pandemie zur Expertin für Kinderinfektiologie und Epidemiologie wird und für No-Covid wirbt. Da verschwimmt die Grenze zwischen Expertise und Aktivismus. Das merken viele Menschen und es verursacht Skepsis: Kann man den Experten, die ja auch die Regierung beraten, vertrauen – oder sind das Aktivisten, die selbst Angst haben und nicht objektiv über Fakten reden? Es ist eine gewisse Goldgräberstimmung unter Wissenschaftlern entstanden, die in dieser Pandemie sehr schnell sehr viel Aufmerksamkeit bekommen können.

Melanie Brinkmann hat der Zeitung Die Zeit kürzlich gesagt, dass in Deutschland im Winter wegen Corona „mehrere Hundert Kinder und Jugendliche“ ihr Leben verlieren könnten. Christian Drosten hat im NDR-Podcast angesprochen auf solche Zahlen gesagt, dass er sich „über beide Extreme in der öffentlichen Diskussion“ ärgere, also Verharmlosungen und Horrorszenarien: „Beide Extreme werden leider auch von Medizinerinnen und Medizinern mit betrieben.“ Drosten hält das für „zerstörerisch“, weil man so die Ängstlichen und die Unvorsichtigen gegeneinander aufhetze.

Brinkmann hat Zahlen aus den USA zitiert und die dann hochgerechnet. Da müsste man wenigstens dazu sagen, dass Kinder in einigen Teilen der USA selten getestet werden – bei uns aber flächendeckend in den Grundschulen. Die Dunkelziffer ist dann dort viel höher, deswegen funktioniert diese Rechnung nicht. Bei vielen Experten weiß ich schon bevor ich ein Interview lese, was sie fordern werden. Das ist ein schlechtes Zeichen. Bei Christian Drosten ist das anders. Seine Qualität erkennt man daran, dass er eigene, frühere Einschätzungen auch mal korrigiert – das ist echte Wissenschaft und kein Aktivismus. Es ist Zeit für mehr Objektivität. Wir sind in Deutschland in einer Situation, in der wir ziemlich sichere Impfstoffe haben und gleichzeitig ein Virus, das durch seine Mutationen immer aggressiver wird. Deswegen ist es wichtig, Skeptiker zu überzeugen. Das funktioniert aber nur, wenn man darauf vertrauen kann, dass man es mit objektiven Experten zu tun hat, die über objektive Daten und nicht ihre persönliche Meinung sprechen, zu der sie sich dann möglichst passende Zahlen suchen.

Haben Angstpatienten eher Angst vor Corona oder Angst vor der Impfung?

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