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#Frieren für Frieden und Freiheit? Warum das Unsinn ist

„Frieren für Frieden und Freiheit? Warum das Unsinn ist“

Politiker, die den Bürgern seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine das Frieren nahegelegt haben, gibt es mittlerweile viele. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sprach vom „Frieren für die Freiheit“. Peter Hauk, Landwirtschaftsminister in Baden-Württemberg, war der Ansicht, dass man 15 Grad im Pullover aushalten könne: „Daran stirbt niemand.“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte den Tipp, nachts die Heizung abzustellen und nicht so oft zu duschen: „Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung.“ Und der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer äußerte, ein bisschen Frieren sei nicht der Rede wert, denn währenddessen „sterben in der Ukraine Väter an der Front und Kinder in den Armen ihrer Mütter“.

So ist das Thermostat in den eigenen vier Wänden zu einem Maßstab der Solidarität mit den Ukrainern geworden: Wer bereit ist zu frieren, der steht an der Seite der Freiheit und der Ukraine. Und wer es nicht ist? Der ist nach dieser Erzählart wahrscheinlich ein Freund Putins – und treibt Deutschland voller Absicht in die Gasnotlage.

Sicherlich ist es derzeit angebracht, sparsam mit der Heizung umzugehen, Aufforderungen wie „Friere, denn in der Ukraine sterben die Menschen“ sind dennoch Unsinn. Die Menschen in der Ukraine sterben auch, wenn die Deutschen frieren. Und Putin beendet den Krieg auch nicht, weil die Bürger statt wohliger T-Shirt-Temperaturen im Wohnzimmer auf frostige Norwegerpullover-Temperaturen umsteigen; den ukrainischen Vätern und Müttern an der Front hilft das ebenfalls herzlich wenig.

Wir frieren für sie ein bisschen, liefern aber keine Kampfpanzer: Das dürfte bei ihnen nicht wie Hilfe, sondern wie Hohn ankommen. Überhaupt ist das Frieren oder das Heizen in erster Linie kein Maßstab für die Solidarität mit der Ukraine, sondern ein Maßstab für den Umfang der Geldbörse.

Tipps aus der Komfortzone da oben

Die Politiker-Tipps setzen voraus, dass die Menschen die Wahl haben, ob sie frieren möchten oder eben nicht. Es sind Tipps von oben herab, aus der Komfortzone heraus – für Bürger, die ebenfalls in dieser Zone leben. Was nicht berücksichtigt wird: Schon vor der Energiekrise gab es viele Haushalte im Land, in denen sowieso nur sehr sparsam geheizt wird, weil man gerade so über die Runden kommt.

Und seit der Energiekrise müssen noch wesentlich mehr Bürger um ihre Existenz bangen. Sie haben gar keine Wahl: Wenn sie am Monatsende noch Geld für Essen haben wollen, ihre Raten abstottern, den Weg zur Arbeit bezahlen, können sie gar nicht so heizen, wie noch vor der Energiekrise – und daran ändern auch die bislang beschlossenen Entlastungen nichts. 300 Euro für Rentner mögen ja ganz nett sein, aber angesichts der höheren Preise für Gas, Öl, Strom und Lebensmittel helfen sie nicht wirklich. Sich dann noch anhören zu müssen, dass man sich halt einen Pullover anziehen soll, ist wenig hilfreich.

So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass immer mehr Leute mit Unverständnis auf die behäbige Energie- und Krisenpolitik der Ampel und die ideologischen Verrenkungen etwa der Grünen bei der Atomkraft blicken. Rund hunderttausend Bürger demonstrierten am 3. Oktober in Ostdeutschland gegen die Energiepolitik, Zehntausende folgten den Populisten der AfD und anderen Rechtsextremen – weil es so ist wie während der Flüchtlingskrise 2015/16: Die Leute haben das berechtigte Gefühl, dass ihre Sorgen und Nöte nicht ernst genommen werden, sondern sie stattdessen mit Waschlappen-Ratschlägen für dumm verkauft werden.

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