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#Fünf Freunde und der kahle Junkie

Fünf Freunde und der kahle Junkie

Aktenzeichen SH … ungelöst: Das Image des meisterlichsten Detektivs aller Zeiten ist neuerdings angeschrammt. Gleich zwei ungeknackte Nüsse sind hinzugekommen. Zum einen ist das, so nun bei Netflix zu sehen, der „Fall des Sammlers“. Körperteile wurden in ganz London entwendet, um aus ihnen mit Magie, Zaubertränken und Prometheus-Geschwurbel irgendetwas zusammenzubauen.

Was nur? Sherlock Holmes kam einfach nicht drauf. Auch weil er hintergangen wurde, eigentlich aber wohl, weil er sich mit angestaubten Schauerromanen – zumal aus Frauenhand – denn doch nicht so auskannte: Der neue Frankenstein erweist sich dann als deutlich kürzer haltbar als sein Mythos.

Das zweite ungelöste Rätsel ist noch schräger. So werden wir nun vermutlich nie erfahren, ob ein emotionaler, weniger misogyner Sherlock Holmes gegen die Markenrechte des Conan Doyle Estate verstößt. Die Nachlassverwalter hatten im vergangenen Sommer allen Ernstes Netflix verklagt, weil im aparten Film „Enola Holmes“ ein empathischer, Frauen achtender Detektiv auftrat, und einen solchen habe Conan Doyle erst in jenen Geschichten entworfen, für die gerade eben noch das Copyright gelte. Frei modifiziert werden darf demnach nur Sherlock der Stinkstiefel. Zur Verhandlung kam es jedoch nicht, weil die Kläger sich vor drei Monaten mit den Beklagten geeinigt haben.

Tragisch gescheiterter Familienmensch

Sollte es dabei nicht nur um Geld gegangen sein, sondern auch um die Integrität der Figur, dann dürfte im Estate derzeit das Absinth-Fläschchen kreisen, denn was Netflix nun mit „The Irregulars“ – leicht kindlich übersetzt als „Die Bande aus der Baker Street“ – nachlegt, das geht auf keinen Herrenpantoffel. Nicht nur alle Homoerotik wurde gestrichen (zum Bedauern Watsons, gespielt von Royce Pierreson), sondern wir bekommen Sherlock (Henry Lloyd-Hughes) als tragisch gescheiterten Familienmenschen präsentiert, der seine große Liebe verloren hat.

Nur am Stinkstiefelgehalt lässt sich wenig aussetzen, denn die glücklichen Tage sind lange vorüber. Der Meisterdetektiv, den die Baker-Street-Gang antrifft – man kennt sie als Lumpengehilfen („Street Arabs“) aus der Geschichte „A Study in Scarlet“; als „Irregulars“ aus „The Sign of the Four“ –, ist nurmehr ein grantiger, kaputter Heroin-Junkie, der sich in alle Ecken übergibt und nicht einmal Teesorten richtig zu deduzieren vermag.

Besetzt wurde die Serie maximal divers: Frauen und Männer, „People of Color“ und „Weiße“ sind gegen jede historische Evidenz verteilt, Watson etwa ist schwarz. In seiner Selbstverständlichkeit ist das einer der wenigen gelungenen Aspekte. Auch Netflix ist entschuldigt: Die vom Oscar-nominierten Autor Tom Bidwell („Watership Down“) entwickelte Grundidee ist so schlagend, dass jeder Sender zugegriffen hätte.

Frech gegen den Strich gebürstet

Vier Jugendliche, die sich aus dem Waisenhaus kennen, in einem viktorianischen Kellergewölbe hausen und für Watson, den eigentlichen Herrn der Baker Street 221b, die Detektiv- und Drecksarbeit übernehmen, zu den Protagonisten zu machen, schien die Legende noch einmal frech gegen den Strich zu bürsten. Außerdem öffnete Bidwell sie zum angesagten Teenage-Mystery-Genre hin. So durchleben Haudegen Billy (Jojo Macari), Schlaumeier Spike (McKell David) sowie die Schwestern Bea (Thaddea Graham) und Jessie (Darci Shaw) – die eine resolut angstfrei; die andere fragil und seherisch begabt – allerlei paranormale Abenteuer. Dabei kommen sie Geheimnissen auf die Spur, die ihre eigene Identität betreffen. Das hätte sehr unterhaltsam werden können.

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