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#Gefährliche Gurkenscheiben

„Gefährliche Gurkenscheiben“

Drei Jahre nach dem Skandal um den Wursthersteller Wilke sind in Hessen abermals Menschen wegen keimbelasteten Essens an Listeriose erkrankt. Einer starb. Wie die Zeitung Welt am Sonntag berichtet, ermittelt die Darmstädter Staatsanwaltschaft gegen einen Obst- und Gemüsebetrieb in Südhessen. Er hatte, wie es in dem Bericht heißt, geschnittene Gurkenscheiben geliefert, die auch in Krankenhäusern als Bestandteil von Salaten von Patienten verzehrt wurden. Mindestens zwei der vier Erkrankten sollen sich während eines Klinikaufenthalts infiziert haben.

Die hessische Task-Force Lebensmittelsicherheit habe bei der Prüfung des Betriebs stehende Pfützen, Rattenkot und Schimmel in der Produktion festgestellt und fehlende Reinigungspläne und unzureichende Eigenkontrollen moniert. Außerdem seien bauliche Mängel wie fehlende Hygieneschleusen oder unzureichende Wasserabflüsse aufgefallen. Das verantwortliche Veterinäramt in Groß-Gerau hatte das Unternehmen der „Welt am Sonntag“ zufolge zuletzt zwei Jahre lang nicht mehr kontrolliert. Dabei seien ein bis zwei Betriebsprüfungen pro Jahr vorgeschrieben. Der Landkreis gestand ein, den Betrieb nicht gemäß den rechtlichen Vorgaben überwacht zu haben. Grundsätzlich habe das Amt während der Corona-Pandemie in Unternehmen, die wegen eines erhöhten Gesundheitsrisikos häufiger kontrolliert werden müssen, „deutlich zu wenige“ Betriebsprüfungen durchgeführt.

Erinnerungen an Wilke-Skandal

Landrat Thomas Will (SPD) und Gesundheitsdezernent Walter Astheimer (Grüne) bedauerten gemäß des Berichts „zutiefst“, dass es „zu einer Kontrolllücke kam, die Gesundheit und Leben von Menschen gefährden konnte“. Die hessischen Behörden seien Mitte Februar auf den aktuellen Lebensmittelskandal aufmerksam geworden und hätten dem Betrieb das weitere Verarbeiten von Lebensmitteln untersagt.

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Der Fall erinnert an den Lebensmittelskandal, der im Frühjahr 2019 in Nordhessen seinen Ausgang nahm. Damals wurden in Produkten des Unternehmens Wilke Listerien nachgewiesen, die für Menschen mit schwachem Immunsystem lebensbedrohlich sein können. Der Fall erregte in ganz Deutschland Aufsehen, weil mit ihm drei Tote und 37 Krankheitsfälle in Verbindung gebracht wurden.

Die daraufhin durch die Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Die Grünen) veranlassten Reformen stießen auf Kritik. So bemängelte der hessische Landesrechnungshof erst vor wenigen Wochen Überwachungsdefizite und empfahl dem Ministerium, die Ursachen aufzuklären und gemeinsam mit den Veterinärbehörden für einheitliche Kontrollen zu sorgen.

Solange die gesetzlich vorgeschriebenen Plankontrollen nicht lückenlos durchgeführt werden könnten, sollten Betriebe mit höherem Risiko vorrangig überwacht werden, meinte der Rechnungshof. Er regte an, die Entnahme von Proben in den Betreiben mittelfristig zur Aufgabe des Landeslabors zu machen. Es bedeute eine effiziente Zentralisierung, wenn die Entnahme und die Untersuchung der Proben in einer Hand lägen. Außerdem würden die kommunalen Aufgabenträger damit durch das Land entlastet. Sie bekämen mehr Zeit für die Betriebskontrollen.

Erschüttert zeigte sich am Samstag, die Landtagsabgeordnete der FDP im Hessischen Landtag, Wiebke Knell. Hinz habe es nach dem Wilke-Skandal versäumt, die Lebensmittelkontrollen zu verschärfen. „Damit ist leider traurige Realität geworden, wovor wir seit Jahren gewarnt haben.“ Der jüngste Fall verdeutliche, dass die Verantwortung für Lebensmittelkontrollen für Hochrisikobetriebe und Warenzentrallager neu organisiert werden müsse.

Die Maßnahmen der Landesregierung hätten nicht dazu geführt, dass die verpflichtend vorgeschriebene Anzahl anlassloser Kontrollen flächendeckend durchgeführt werde, so die Politikerin. Die Lebensmittelkontrollen für Hochrisikobetriebe und Warenzentrallager müssten in die Verantwortung der Regierungspräsidien gegeben werden. Damit würden einerseits die Veterinärämter in den Kreisen und kreisfreien Städten entlastet. Andererseits müsse die Landesregierung als Fachaufsicht dann sicherstellen, dass alle vorgeschriebenen Kontrollen durchgeführt werden.

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