Wissenschaft

#Gefühltes Wissen beeinflusst Einstellung zur Wissenschaft

„Gefühltes Wissen beeinflusst Einstellung zur Wissenschaft

Themen wie Gentechnik und Impfungen rufen in der Gesellschaft starke, gegensätzliche Haltungen hervor. Doch was beeinflusst unsere Einstellung zu solchen wissenschaftlichen Themen? Sorgt mehr Aufklärung automatisch dafür, dass Menschen der Wissenschaft positiver gegenüberstehen? Eine neue Studie zeigt nun, dass es bei der Einstellung zur Wissenschaft weniger darauf ankommt, was ein Mensch weiß, sondern darauf, was er zu wissen glaubt. Demnach glauben Personen mit ausgeprägten Meinungen zu Themen wie Gentechnik oder Impfungen, dass sie sich in den entsprechenden Bereichen gut auskennen. Bei Personen mit stark negativen Einstellungen stimmt diese Selbsteinschätzung allerdings nicht mit ihrem objektiven Wissen überein.

Ob Impfstoffe, Klimawandel oder gentechnisch veränderte Lebensmittel – gesellschaftlich wichtige Wissenschaft kann starke und gegensätzliche Haltungen hervorrufen. Frühere Studien haben gezeigt, dass oft vor allem Menschen, die wenig über die wissenschaftlichen Fakten und Hintergründe wissen, eine besonders negative Einstellung haben. In der Wissenschaftskommunikation ging man daher lange davon aus, dass es eine hilfreiche Strategie für mehr Akzeptanz wäre, einfach mehr Wissen zu vermitteln. Neuere Studien stellen dies jedoch in Frage. So hat sich gezeigt, dass Menschen, die beispielsweise Impfungen oder Gentechnik ablehnen, gar nicht das Gefühl haben, zu wenig über diese Themen zu wissen. Im Gegensatz glauben sie oft, besonders gut informiert zu sein.

Starke Überzeugung, starker Glaube ans eigene Wissen

Ein Team um Cristina Fonseca von der Genetics Society in London hat sich nun damit beschäftigt, wie die Diskrepanz zwischen dem objektiven und dem subjektiven Wissen zu einem wissenschaftlichen Thema mit der Einstellung zusammenhängt. Fonesca und ihre Kollegen befragten dazu mehr als 2.000 Menschen aus Großbritannien zu ihrer Einstellung gegenüber der Gentechnik. Unter anderem sollten die Probanden angeben, ob sie Behauptungen über die Vorteile der modernen Genforschung für übertrieben halten und ob sie glauben, dass die Verantwortlichen vertrauenswürdig sind.

Zusätzlich erhoben die Forscher, wie hoch die Befragten ihr Wissen zu diesem Thema einschätzten. Mit zwölf Wissensfragen prüften sie außerdem, wie gut sich die Probanden tatsächlich auskannten. „Wir haben festgestellt, dass Personen mit extremeren Einstellungen, entweder in positiver oder negativer Richtung, eher davon überzeugt sind, dass sie die Genetik verstehen“, berichten die Forscher. Psychologisch gesehen, so das Team, macht dies Sinn: Um eine starke Meinung zu vertreten, muss man fest an die Richtigkeit seines Verständnisses der grundlegenden Fakten glauben.

Ungerechtfertigtes Selbstbewusstsein

Bei Personen mit einer positiven Einstellung zur Wissenschaft in Bezug auf Gentechnik zeigte sich bei den Wissensfragen, dass sie sich in der Regel tatsächlich gut in dem Bereich auskannten. Anders war dies jedoch bei den Personen, die eine negative Einstellung hatten und überzeugt waren, über ein hohes Faktenwissen zu dem Thema zu verfügen: Bei ihnen zeigte sich, dass sie bei vielen Wissensfragen falsch lagen – etwa bei der Frage, ob nur genmanipulierte Tomaten Gene enthalten oder ob durch den Verzehr genetisch modifizierter Lebensmittel die eigene DNA verändert werden könnte.

„Wir stellen fest, dass diejenigen, die eine negative Einstellung angeben, sich in ihrer Überzeugung irren, die Wissenschaft zu verstehen“, so die Forscher. „Dies ist sowohl mit als auch ohne Bezug auf spezifische Gentechnologien zu beobachten. Die Ablehnung spezifischer Technologien kann also für einige ein Deckmantel sein, hinter dem sich eine zugrunde liegende Negativität verbirgt, die durch ungerechtfertigtes Selbstvertrauen untermauert wird.“ Diese Ergebnisse konnten die Forscher mit einer zusätzlichen Befragung, die sich statt um Gentechnik um Covid-19-Impfstoffe drehte, replizieren.

Gefühltes durch echtes Wissen ersetzen

Für die Wissenschaftskommunikation hat diese Erkenntnis wichtige Implikationen: Statt einfach Informationen aus der Forschung zu vermitteln, könnte eine bessere Strategie darin bestehen, die Diskrepanzen zwischen dem, was die Menschen wissen, und dem, was sie zu wissen glauben, zu beseitigen. „Um die negative Einstellung mancher Menschen gegenüber der Wissenschaft zu überwinden, muss man wahrscheinlich das dekonstruieren, was sie über die Wissenschaft zu wissen glauben, und es durch ein genaueres Verständnis ersetzen“, sagt Co-Autorin Anne Ferguson-Smith von der Cambridge University. „Das ist eine ziemliche Herausforderung.“

Quelle: Cristina Fonseca (The Genetics Society, London) et al., PLoS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.3001915

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