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#Geimpft wird neben der Moschee

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Geimpft wird neben der Moschee

Die jungen Männer haben bis zwei Uhr morgens eine schlichte Halle zum Impfzentrum umgebaut, mit Trennzäunen aus Metall, Computer-Arbeitsplätzen für die Registrierung und fünf strahlend blauen Kabinen, die während der Impfung etwas Privatsphäre schaffen sollen. Am Samstagmorgen stehen weitere Mitglieder der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde freundlich grüßend mit gelben Warnwesten bereit, um Gäste zu empfangen.

Eine Woche zuvor hatte die Gemeinde schon einmal das große mit Waschbeton verkleidete Gebäude an der Genfer Straße in Nieder-Eschbach für einen Impfmarathon geöffnet. 4600 Spritzen wurden dort gesetzt, die Warteschlange wand sich um die Häuserecke. Auch an diesem Wochenende stehen die Männer der Ahmadiyya-Jugendorganisation als Lotsen, Erklärer und Beruhiger bereit – oder um die Toiletten zu putzen.

Die ehrenamtliche Arbeit, wie hier für das Massen-Impfprojekt, für den Neujahrsputz in der Nachbarschaft oder Blutspendeaktionen, ist Teil des Selbstverständnisses der Ahmadiyya. Durch die Organisation solcher Veranstaltungen habe er Projektmanagement gelernt, sagt Impfarzt und Gemeindemitglied Saqib Cheema, der mit seinem Team über impfpraxis-frankfurt.de an vielen Stellen hilft und dabei durch Effizienz überzeugt.

„Impfen kann sogar Spaß machen“

Die Frauen der Gemeinde, die eine eigene Organisation haben, sind am Wochenende nicht bei den Aufbau- und Betreuungsarbeiten dabei. Allerdings ist Cheemas Team gemischt: „Im medizinischen Bereich machen wir keine Unterschiede.“ Auch in anderen Ahmadiyya-Gemeinden ist an diesem Wochenende geimpft worden: in Hanau, Friedberg und Dietzenbach. Das religiöse Oberhaupt der Gemeinde, Kalif Mirza Masroor Ahmad, hat seine Gemeinde zum Impfen und nun zum Boostern aufgerufen, sagt Cheema. Die Ahmadiyya bezeichnen sich selbst als Reformgemeinde innerhalb des Islams. Sie legen viel Wert auf gute Ausbildung, betonen die friedfertige Seite des Islams, sie gelten aber auch als wertkonservativ.

Etwa 15.000 Ahmadiyya leben im Rhein-Main-Gebiet, schätzt Samee Ullah, der im Vorstand der Jugendorganisation arbeitet. Viele von ihnen haben familiäre Wurzeln in Pakistan. Für Ullah ist die Impfaktion fast schon ein Tag der offenen Tür, sonst kommen fast nur Gemeindemitglieder in die Ecke des Gewerbegebiets, wo die Zentrale der Ahmadiyya in Deutschland liegt. Ein Arbeitsplatz für mehr als 300 Personen. Die Gäste, die an diesem Wochenende kommen, wollen fast alle eine Booster-Impfung. Nur etwa fünf bis zehn Prozent der gesetzten Spritzen seien Erstimpfungen, berichtet Cheema. Die Nachfrage sei in der vergangenen Woche etwas zurückgegangen, ob sie schon gesättigt ist oder die Leute jetzt Weihnachtsvorbereitungen im Sinn haben, werde sich erst nach den Feiertagen zeigen, sagt Cheema.

Auf dem Weg zum Ausgang treffen die Besucher auf Gläubige, die sich in der angrenzenden Moschee zum Gebet versammeln. Beim Verlassen des Gebäudes zuckt eine ältere Dame zusammen, als ihr vor der Tür ein junger Mann unerwartet ein fröhliches, lautes „Hallo“ zuruft. Seit dem Vormittag steht er dort mit anderen ehrenamtlichen Helfern und bietet allen Geimpften, die aus dem Gemeindehaus kommen, Tee und Waffelschnitten an, die Stärkung ist unentgeltlich. Die meisten lehnen dankend ab, einige setzen sich jedoch mit ihrem dampfenden Becher im Freien unter einen Gartenpavillon und kommen ins Gespräch. Die besten Momente sind dann für Ullah, wenn Fremde sich für die Gemeinde interessieren. Auch wenn ihn die ältere Dame zunächst für einen Geflüchteten hält. „Aber das bin ich gewohnt“, sagt der 28 Jahre alte Frankfurter. Andere Besucher schreiben ein paar Zeilen ins Gästebuch: „Tolle Organisation. So nette Menschen. Impfen kann sogar Spaß machen!“

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