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#Greta darf jetzt wählen

Greta darf jetzt wählen

Es war stets eine ihrer größten Anklagen: Weil die Erwachsenen zu wenig gegen die Klimakrise unternähmen, müssten die Kinder jetzt die Verantwortung übernehmen und den Klimaschutz anmahnen. „Sie sagen, wir seien bloß Kinder. Aber wir wiederholen nur die Botschaft der vereinten Klimawissenschaft“, sagte Greta Thunberg etwa im britischen Unterhaus. „Wir Kinder tun das, um die Erwachsenen aufzuwecken.“ Zumindest auf dem Papier ist die Aktivistin seit Sonntag kein Kind mehr: Die Klimaaktivistin wird 18 Jahre alt.

Julia Anton

Julia Anton

Redakteurin im Ressort Gesellschaft bei FAZ.NET

Normalerweise wird 18. Geburtstagen in den Medien wenig Beachtung geschenkt, Glückwünsche gibt es zum 60., 70., 80. Geburtstag, wenn man auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken kann. Doch was Greta Thunberg bis zu ihrem 18. Geburtstag geschafft hat, füllt längst unzählige Berichte, Bücher und Dokumentationen: Sie hat Massen mobilisiert und mit ihnen das Thema Klimaschutz auf der Agenda nach vorne gebracht, Staats- und Regierungschefs getroffen und aus Sicht mancher sogar eine ganze Generation geprägt, sodass wir an dieser Stelle eine Ausnahme machen und einen Blick auf ihr (noch junges) Leben werfen.

Greta Thunberg wird am 3. Januar 2003 in Stockholm geboren, ihr Vater ist Schauspieler, ihre Mutter Opernsängerin. Sie hat das Asperger-Syndrom, eine Variante von Autismus: Soziale Interaktionen fallen ihr eher schwer, dafür kann sie sich ausgiebig und konzentriert mit einem Thema beschäftigen, wenn sie etwas interessiert. Wie ihre Familie später berichtet, ist Greta acht Jahre alt, als sie anfängt, sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Was sie in den folgenden Jahren über die prognostizierten Folgen der Erderwärmung wie das Artensterben liest, stürzt das Mädchen zeitweise in eine Depression.

Viel hat sich nicht verändert: Greta Thunberg im November 2018 vor dem schwedischen Parlament


Viel hat sich nicht verändert: Greta Thunberg im November 2018 vor dem schwedischen Parlament
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Bild: Reuters

Sie beginnt zunächst, ihr eigenes Leben und das ihrer Familie umweltbewusst zu gestalten, wird Veganerin und erlegt sich einen Einkaufs- und Flugstopp auf. Durch einen Schreibwettbewerb zum Thema Umweltpolitik in einer schwedischen Zeitung kommt sie schließlich zu ihrem öffentlichen Engagement. Vom 20. August 2018 bis zu den Wahlen am 9. September sitzt sie zunächst alleine täglich streikend vor dem schwedischen Parlament, danach setzt sie ihre Aktion wöchentlich fort. Bis Ende November schließen sich ihr etwa 20.000 Jugendliche in 270 Städten an. Im Dezember hält die Schwedin eine Rede auf dem UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz. „Ihr hier sprecht nur von ewigem grünem Wirtschaftswachstum, weil ihr zu viel Angst davor habt, unbeliebt zu sein“, wirft sie den anwesenden Politikern vor. „Ihr seid nicht reif genug, um zu sagen, was wirklich ist. Auch noch diese Last bürdet ihr uns Kindern auf.“

Ihre drastischen Worte sind ihr Markenzeichen

Die Aufzeichnung der knapp dreiminütigen Rede geht viral. International titeln Medien „15-Jährige Schülerin rechnet mit Politikern ab“. Die durch Greta inspirierte Schulstreikbewegung „Fridays for Future“ bekommt Woche für Woche mehr Zulauf. Mit der Bahn und dem E-Auto reist die Schülerin in Begleitung ihres Vaters von Demonstrationen zu Konferenzen, trifft den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Papst Franziskus, spricht im britischen und im Europäischen Parlament und beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos – mit gerade mal 16 Jahren.  

Fordert den Papst zum mitmachen auf: Greta Thunberg trifft Papst Franziskus im April 2019 bei seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan.


Fordert den Papst zum mitmachen auf: Greta Thunberg trifft Papst Franziskus im April 2019 bei seiner wöchentlichen Generalaudienz im Vatikan.
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Bild: dpa

Die Zöpfe sind ihr Markenzeichen – und ihre drastischen Worte. „Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennen würde, denn das tut es“, sagt sie im Januar 2019 in Davos. „Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“ Den Abgeordneten des Europaparlaments wirft sie wenige Wochen später vor: „Ich habe meine Schulausbildung geopfert, um gegen Ihre Untätigkeit zu protestieren. (…) Wir werden Ihnen nicht erlauben, mit unserer Zukunft Geschäfte zu machen.“ Sie erhält begeisterten Applaus, ihre Auftritte machen Schlagzeilen.

Doch vielen sind Gretas Worte zu drastisch, ihre Forderung, die Maßnahmen zum Klimaschutz in erster Linie an wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten, zu kompromisslos. Greta Thunberg sagt, in Sachen Klimaschutz gebe es für sie nur schwarz und weiß. Auch sie selbst polarisiert. Während sie für die einen zur Ikone der Klimaschutzbewegung wird, sind andere von der Schwedin genervt – manche sogar so sehr, dass sie „Fuck you Greta“-Aufkleber an ihren Autos anbringen. Obwohl Klimawissenschaftler in großer Zahl das Anliegen der jungen Schwedin unterstützen, drehen sich viele Diskussionen um Nebenschauplätze: Dürfen Schülerinnen und Schüler streiken? Dürfen sie sich überhaupt engagieren, oder sollten sie nicht erstmal etwas lernen? Handelt Greta Thunberg eigentlich aus freien Stücken? Ist sie nicht zu jung für eine eigene Meinung?

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