#Grüne wollen 25 Euro Pfand auf jedes Smartphone
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„Grüne wollen 25 Euro Pfand auf jedes Smartphone“
Beim Kauf von Getränken in Dosen, Glas- oder Plastikflaschen gehört es seit Jahren dazu: das Pfand von 8, 15 oder 25 Cent, das an der Kasse aufgeschlagen wird. Auch für Autobatterien gilt in Deutschland eine Pfandpflicht. 7,50 Euro sollen dafür sorgen, dass alte Batterien zurück zu den Händlern und in den Recyclingkreislauf kommen.
Die Grünen wollen dieses Prinzip nun auf möglichst viele Produkte ausweiten. Die Partei hat das auf Umweltfragen spezialisierte Wuppertal Institut prüfen lassen, auf welche Produkte ein Pfand erhoben werden sollte und wie. Fazit: auf deutlich mehr, als es aktuell der Fall ist.
„Pfand auf alles“
Als mögliche Bereiche nennt die noch unveröffentlichte Studie unter anderem Haushaltsbatterien, kleine Elektrogeräte, aber auch Reifen, Farbdosen und Behälter mit Pflanzenschutzmitteln. Zudem regen die Fachleute an, für Behälter zum Mitnehmen von Speisen und Getränken in der Gastronomie die Einführung einer staatlichen Pfandpflicht zu prüfen. Grundsätzlich seien staatlich verordnete Pfandsysteme überall dort zu erwägen, „wo potentielle Kosten für die Umwelt nicht ausreichend in den Preisen für Produkte und Rohstoffe reflektiert werden“, heißt es in der Analyse „Pfand auf alles“.
Während sich das Institut zum möglichen Pfandbetrag bedeckt hält, hat die umweltpolitische Sprecherin der Grünen konkrete Vorstellungen: „Rund 200 Millionen Handys verstauben in Schubladen“, kritisiert Bettina Hoffmann. „Ein Pfand in Höhe von 25 Euro auf neue Smartphones und Tablets wäre ein deutlicher Anreiz, um alte Geräte wieder zurückzugeben.“ Pfandsysteme seien die Grundlage dafür, dass Metalle, Plastik oder alte Elektronik sortenrein gesammelt und zu neuen Produkten gemacht werden könnten. Der großen Koalition wirft sie „Desinteresse gegenüber innovativen Instrumenten für eine Kreislaufwirtschaft“ vor. Länder wie Frankreich und Großbritannien seien da schon weiter.
Als ein Vorbild wird in der Studie der Lieferdienst Loop in Großbritannien genannt, der mit der Supermarktkette Tesco zusammenarbeitet. Die Kunden bekommen ihre bestellten Lebensmittel in Mehrwegbehältern. Wenn das Joghurtglas oder die Flasche mit dem Waschmittel leer ist, können sie die Behälter zurück in die Lieferbox stellen und abholen lassen. Die Gefäße werden dann gereinigt und für die nächsten Kunden gefüllt. Noch handelt es sich um einen Test mit 150 Produkten. Das Pfand für jeden Behälter liegt umgerechnet zwischen einem und zwei Euro.
Ebenfalls verwiesen wird auf das dänische Batteriepfand. Seit 1996 müssen Verbraucher dort je Nickel-Cadmium-Batterie 80 Cent Pfand zahlen. Die Sammelquote sei daraufhin von 35 auf mehr als 50 Prozent gestiegen, heißt es in der Studie. In Deutschland geben Verbraucher auch ohne Pfand viele Batterien zurück: 52 Prozent waren es zuletzt nach Angaben des Umweltministeriums. Dieser Anteil könnte mit der Einführung eines Pfandes noch gesteigert werden, schreibt das Institut.
Müll als „Designfehler“
Besonders in jüngeren Altersgruppen ist „Zero Waste“, eine Welt ohne Abfälle, ein verbreitetes Ideal. Drogerien bieten neuerdings wieder feste Seifenstücke an, die Duschgels und Shampoos in Plastikflaschen ersetzen sollen. Kleine Tiegel mit Deocreme sollen Spraydosen überflüssig machen, Menstruationsunterwäsche den Einsatz von Tampons.
Umweltbewusste Teenager zieht es zur Second-Hand-Bekleidungskette Humana statt zum Textildiscounter Primark. Doch nicht jedes Konzept funktioniert: Tchibo versuchte es drei Jahre lang mit einem Mietservice für Kleidung. Dieser wurde jüngst mangels Nachfrage eingestellt.
Geht es nach den Grünen, soll Deutschland in 30 Jahren nicht nur klima-, sondern auch abfallneutral sein. „Wir wollen, dass die Haushalte und Unternehmen spätestens 2050 nahezu keinen Müll mehr produzieren“, heißt es in einem Fraktionspapier zu dem Thema. Müll sei ein „Designfehler“.
CDU-Politikerin: „Der richtige Ansatz“
Mit Blick auf eine mögliche schwarz-grüne Bundesregierung 2021 könnte das spannend werden. Stünde dann ein Zero-Waste-Ziel im Koalitionsvertrag? Ganz so weit will Marie-Luise Dött, umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, zwar nicht gehen. Für „etwas idealisiert“ hält sie das Maximum an geschlossenen Stoffkreisläufen. Dött sagt aber auch: „Eine Zero-Waste-Gesellschaft ist das Gegenteil zur Wegwerfgesellschaft und deshalb der richtige Ansatz.“ Pfandsysteme seien für Produkte geeignet, die einen überschaubaren Lebenszyklus hätten. Alles andere würde zu viele finanzielle Mittel binden. Generell sei Deutschland als rohstoffarmes Land aber auf die Nutzung von recycelten Rohstoffen angewiesen.
Bislang liegt Deutschland diesbezüglich im europäischen Mittelfeld. Der Anteil recycelter Materialien in der Volkswirtschaft lag nach den Zahlen von Eurostat zuletzt bei 11,6 Prozent, der EU-Durchschnitt bei 11,7 Prozent. Spitzenreiter sind die Niederlande mit fast 30 Prozent. Auch Frankreich, Belgien und Italien schneiden besser ab als Deutschland. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat kürzlich einen Gesetzesentwurf vorgelegt, nach dem Gastronomen für Essen zum Mitnehmen von 2022 an neben Einwegverpackungen auch Mehrwegsysteme anbieten müssten.
Ein Sprecher des Ministeriums betont, Deutschland habe sich im Rahmen seiner EU-Ratspräsidentschaft zudem dafür eingesetzt, die Pfandpflicht auf langlebige Produkte zu erweitern. In den allermeisten Fällen sei dafür jedoch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen eine europäische Regelung notwendig. Der Weg zur abfallfreien Gesellschaft könnte auch dadurch noch etwas dauern.
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