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#Grüne wollen Haustiere besser schützen

Grüne wollen Haustiere besser schützen

Die Tierheime sind leer wie nie, die Wartelisten der Hundezüchter werden länger und länger, und die Handelskette „Fressnapf“ vermeldet Rekordumsätze. Allesamt klare Hinweise darauf, dass Deutschland einen Haustier-Boom erlebt: Der Mensch sehnt sich in der Pandemie offensichtlich nach Begleitung. Die Frage, ob dabei auch die Bedürfnisse der Tiere ausreichend im Blick sind, stellen Tierethiker schon länger und beklagen, dass schon die Haltung eines Kaninchens in einem Käfig nicht artgerecht ist und Tierquälerei bedeutet.

Reinhard Bingener

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

Die Bremer Grünen haben sich vorgenommen, den Tierschutz in privaten Haushalten nun auch auf die politische Agenda zu setzen. Die Fraktion hat ein Positionspapier vorgelegt, das auf einen Wandel der Tierhaltung und mehr staatliche Kontrollen hinausläuft. Tierschutz sei „keine rein individuelle Verantwortung“, heißt es darin. Zu Diskussionen dürfte vor allem ein Vorschlag führen: Jeder Bürger, der im privaten Rahmen Tiere hält, soll künftig einen „Sachkundenachweis“ erbringen müssen.

Den Bremer Grünen schwebt dabei eine Prüfung mit einem theoretischen und einem praktischen Teil vor, wobei Letzterer „zusammen mit dem Tier“ beziehungsweise „am Ort der Tierhaltung“ erfolgt. Die Prüfungen sollen auch bei Kleintieren wie Wellensittichen oder Zierfischen erforderlich sein, weil deren Kommunikation für die Menschen schwerer zu verstehen sei. Beim zweiten oder dritten Tier der gleichen Art soll keine abermalige Prüfung erforderlich sein. Bei mehr als drei Tieren muss dann wieder eine Prüfung abgelegt werden, um „animal hoarding“ zu verhindern.

Ein Guppy zieht seine Bahn.


Ein Guppy zieht seine Bahn.
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Bild: Picture-Alliance

Die Grünen wollen den Hebel jedoch nicht nur bei der Haltung, sondern auch beim Handel mit Haustieren ansetzen. Tierarten, die nicht auf einer „Positivliste“ enthalten sind, sollen in Deutschland nicht mehr verkauft werden dürfen. Die Positivliste soll auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse erstellt werden und bei unklarer Lage eher restriktiv gehalten werden. Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Philipp Bruck, der das Papier verfasst hat, nennt einige Beispiele: Domestizierte Tiere wie Hunde, Katzen oder Pferde dürfen weiterhin gehalten werden. Das Gleiche gilt für Haustiere wie Meerschweinchen oder Kanarienvögel. Nicht auf die Liste sollen jedoch Affen oder auch Rennmäuse, deren Bewegungsbedürfnis und Sozialverhalten man in einem Käfig nicht Rechnung tragen kann.

Nicht von Welpenaugen überwältigen lassen

Als weitere Maßnahmen schlagen die Grünen ein Verbot extremer Züchtungen vor wie bei Bulldoggen, Möpsen oder Chihuahuas, die bei den Tieren zu Leiden oder Schmerzen führen. Auch der Tierhandel im Internet sowie gewerbliche Tierbörsen sollen verboten werden. Ziel dieser Eingriffe ist es, dass die Verbraucher sich nicht auf die Schnelle von weit aufgerissenen Welpenaugen überwältigen lassen, sondern eine „überlegte Entscheidung“ treffen. Dazu zählt auch die Aufklärung über die Folgekosten. Die Grünen streben an, dass die Krankenversicherung auch bei Haustieren „zum Standard“ werden soll. Ein Umdenken sei ferner bei den Behörden erforderlich. Die Kommunen sollten künftig bei Brücken oder Treppenaufgängen darauf achten, dass dort keine Metallgitterflächen verbaut werden, die bei Hunden zu schmerzenden Pfoten führen.

Die Grünen wollen ihre Forderungen nun zunächst innerhalb der rot-grün-roten Regierung in Bremen besprechen. Ein Teil der Maßnahmen, etwa der angedachte „Sachkundenachweis“, ließe sich auf Landesebene bewerkstelligen. Die geplante „Positivliste“ für erlaubte Tierarten betrifft hingegen Bundesrecht.

Philipp Bruck ist sich als klima- und tierpolitischer Sprecher bewusst, dass die Vorschläge als weiterer Versuch der Grünen verstanden werden könnte, Fragen zu regulieren, die tief in die private Lebensführung der Bürger hineinreichen – Stichwort Veggie-Day. Bruck zeigt sich deshalb offen für eine unbürokratische Ausgestaltung des „Sachkundenachweises“. Entsprechende Kurse könnten auch Tierhandlungen oder Vereine anbieten. „Es geht darum, dass sich jeder Käufer eines Tieres damit auseinandersetzt, was es heißt, solch ein Tier zu halten“, sagt Bruck. „Die Sensibilität der Gesellschaft ist an diesem Punkt noch nicht groß genug.“

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