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#Hanks Welt: Wann wirken Sanktionen wirklich?

„Hanks Welt: Wann wirken Sanktionen wirklich?“

Lassen sich Kriege ein für alle Mal aus der Weltgeschichte verbannen? Bislang ist das nicht gelungen. Allemal stehen sich nach großen Kriegen Realisten und Utopisten gegenüber. Die Realisten verhöhnten die Pazifisten als Illusionisten. Die Utopisten beschimpfen die Realisten als Zyniker, die nicht bereit sind, aus der Geschichte zu lernen und die Menschheit vor Leid und Zerstörung zu bewahren.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wenn wir Kinder der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit an Pazifisten denken, denken wir an die Friedensbewegung, an Ostermärsche und den Kampf in den Achtzigerjahren gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluss. Doch es gab schon einmal, vor hundert Jahren, eine ganz andere Welt-Friedensbewegung: Deren Utopie bestand darin, militärische durch wirtschaftliche Waffen zu ersetzen.

Diese Bewegung war davon überzeugt, dass es niemals gelingen würde, Konflikte zwischen Staaten gänzlich zu vermeiden. Und sie wusste, dass Verhandlungslösungen ohne Druckmittel wirkungslos blieben. Aber sie war der Ansicht, dass es humaner sei, einander mit wirtschaftlichen Waffen zu bekämpfen anstatt mit Panzern, Raketen und Kanonen. In den Worten eines britischen Bürokraten im Ersten Weltkrieg: „Bleistifte sind sauberere Instrumente als Bajonette.“

So unschuldig sind Sanktionen nicht

Das Produkt dieser „Friedensbewegung“ war die Gründung des Völkerbunds am 10. Januar 1920. Die Gründungsstaaten glaubten, sie hätten ein neues und wirkmächtiges Zwangsmittel an der Hand, um künftige Kriege sogar zu verhindern. Wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Strategie nuklearer Abschreckung („Gleichgewicht des Schreckens“), so hegte der Völkerbund die Erwartung, allein die Androhung wirtschaftlicher Sanktionen würde potentielle Aggressoren davon abhalten, andere Länder militärisch zu überfallen.

Der Völkerbund führte ein Druckmittel in das internationale Recht ein, es hieß „Sanktionen“. Nicht zuletzt ging es um Rohstoffe, vor allem Kohle und Öl, aber auch um den Entzug von Finanzmitteln. Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson nannte Sanktionen im Jahr 1919 „etwas viel Ungeheuerlicheres als ein Krieg“. Denn die Bedrohung liege in der „absoluten Isolation“ der Aggressoren, die dazu führe, dass ihnen recht bald jegliche militärische Kampfkraft fehlen würde. Eine Wirtschaftsarmee („l’armée économique“) könnte eine militärische Armee ersetzen. Der grausame militärische Krieg sollte durch die Verwandlung in den Handelskrieg humanisiert werden.




So unschuldig friedlich, wie Wilson meinte, war der Wirtschaftskrieg freilich nicht. Das kann man der kürzlich erschienenen Studie des niederländischen Historikers Nicholas Mulder über Hoffnung und Scheitern der Wirtschaftssanktionen im 20. Jahrhundert entnehmen. Wirtschaftskriege, so der an der amerikanischen Cornell-Universität lehrende Forscher, hatten häufig sogar mehr Tote zur Folge als Militärschläge, weil viele „unschuldige“ Menschen jämmerlich verhungern oder lebenslang an den Folgen der Unterernährung und Auszehrung leiden.

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