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#Heilig’s Blechle

Heilig’s Blechle

Was ist das? Es ist unscheinbar, nicht besonders ansehnlich und man kann prima damit Rodeln gehen. Ein kleiner Tipp: Meistens findet man es in einer Schublade unter dem Backofen. Gut, das Rätsel war jetzt sicherlich allein schon wegen der Überschrift nicht sonderlich schwer: Gemeint ist natürlich das Backblech. Der vielseitige Klassiker wird gerade wiederentdeckt. Vor allem die amerikanische Variante, die sogenannte „Sheet Pan“, ist im letzten Jahr zum trendy Kochaccessoire geworden und das #sheetpandinner läuft gerade der #onepotpasta, also dem Pastagericht, das sich in einem einzigen Topf kochen lässt, als trendigstes Essen auf Instagram den Rang ab.

Das amerikanische Blech ist anders

Dabei sind weder das gute alte Backblech, noch die „Sheet Pan“ ein besonders aufregendes Küchengerät. Die meisten Bleche werden im Internet für um die 20 Euro verkauft, teilweise sind sie sogar noch billiger. Die amerikanische Variante unterscheidet sich lediglich dadurch, dass sie aus unbeschichtetem Aluminium ist und einen etwa zweieinhalb Zentimeter hohen Rand hat. In die Schiene eines Ofens kann man diese Bleche nicht schieben, sie müssen auf den Rost gestellt werden. Das gute alte deutsche Backblech ist hingegen in den meisten Fällen emailliert oder mit sogenannten Polytetrafluorethylen beschichtet. Das gibt die schwarze Farbe, die auch gleich den Vorteil hat, dass man eingebrannte Reste… ähm, ich meine natürlich die schöne Gebrauchspatina, nicht auf den ersten Blick sieht. Diese Patina macht allerdings auch den ‚shabby‘-Charme der amerikanischen „Sheet Pan“ aus.

Aber genug von Äußerlichkeiten, die waren beim Backblech schließlich noch nie wichtig. Vielleicht verschwindet es ja gerade deswegen meist in der Schublade unter dem Backofen, sobald man es nicht braucht, während edle Töpfe und Messer gerne gut sichtbar aufgestellt werden. Dabei ist das Backblech auch kulinarisch ein echter Alleskönner. Oberster Klassiker ist natürlich Blechkuchen mit oder ohne Obst, mit Streuseln, Bienenstich oder Eierschecke, mit dem man problemlos einen Einstand im Büro oder eine etwas größere Familienfeier bestreiten kann. Wer’s lieber pikant mag, kann auf dem Backblech Pizza mit allen möglichen Belägen zaubern. Und auch der Klassiker der studentischen Küche wäre ohne dieses Arbeitspferd unter den Kochgeschirren undenkbar: Das gute alte Ofengemüse. Selbst Baklava wäre ohne die Alu-Bleche kaum denkbar.

Warum das Blech ausgerechnet jetzt seine Renaissance feiert hat wohl mehrere Gründe. Zum einen wird aktuell wegen der Corona-Pandemie zu Hause gerade viel gekocht und einfache, schnelle Rezepte, die man auch mal ein paar Minuten alleine im Ofen lassen kann und mit denen man ohne viel Aufwand eine Familie satt bekommt, sind gefragt. Blogger und Kochbuch-Autoren wie Anna Jones haben die Ein-Blech-Gerichte für sich entdeckt, aber vor allem auf Instagram und TikTok ist #sheetpandinner ziemlich beliebt. Der Klassiker dort: Gemüse aufs Blech, dazu ein bisschen Hähnchenbrust und das Ganze dann im Ofen backen. Das #sheetpandinner auf dem Blech ist dazu wahnsinnig fotogen. Außerdem lässt sich mit dem Prinzip „Alles vom Blech“ einfach sehr, sehr viel anstellen. In allen möglichen Variationen lassen sich damit fast alle Food-Trends und Ernährungsweisen durchspielen: Low-Carb? Ist das Gemüse sowieso. Vegetarisch? Wie wär‘s mit Feta, statt Fleisch? Vegan? Mehr Gemüse und keinen Feta. Lieber mediterran-pikant? Warum nicht Salsiccia mit aufs Blech packen.

Man braucht nicht einmal ein Rezept

Grundsätzlich braucht man nicht einmal ein Rezept für ein solches Blechgericht. Die Kunst ist lediglich, das Gemüse so zu schnippeln und zusammenzustellen, dass alles zur selben Zeit durch ist. Nur zu eng sollte man das Blech nicht belegen. Sonst schmort alles im eigenen Saft. Das kann auch ganz lecker sein, aber wer möchte, dass das Gemüse noch Biss hat, der sollte es dann doch lieber etwas luftiger verteilen. Das Ganze einfach mit Öl beträufeln, Salz, Pfeffer und Lieblingsgewürze drüber und ab ins Rohr. Und noch ein Pluspunkt: Kein Abwasch. Naja fast, am Ende bleiben eigentlich nur Schneidebrett, Messer und das Blech zum Abwaschen (Teller und Besteck natürlich ausgenommen). Wer das Blech richtig mit Alufolie oder Backpapier auskleidet, muss es am Ende nicht mal sauberschrubben.

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Damit toppt das Backblech jede One-Pot-Pasta in punkto Einfachheit um Längen. Und als Kochtrend lässt sich mit den Gerichten vom Backblech vielleicht auch der Spaß am Kochen entdecken. Denn der kommt nicht von schön glänzendem Kupfergeschirr, einem teuren Messer aus 27.000-mal gefaltetem Stahl, oder irren Zutaten, die sonst eher ins Chemielabor gehören, sondern daher, dass man sich auf seine Zutaten konzentriert, sich Gedanken über Gewürze macht und vielleicht auch mal mutig ist und was Neues ausprobiert. (Grünkohl wird auf dem Blech zum Beispiel knusprig wie Chips.) Dazu kommt, dass man meditative Kraft des Gemüseschneidens nicht unterschätzen sollte. Und gemeinsam in der Küche vor dem Ofen rumzulungern, bis das Essen endlich fertig ist, dabei vielleicht schon das erste Glas Wein zu trinken, auch das gehört zum Dinner vom Blech dazu. Abwasch, den man in der Zwischenzeit erledigen müsste, gibt es ja fast nicht.

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