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#Hetze und faule Witze

„Hetze und faule Witze“

Der Westdeutsche Rundfunk hat ein Compliance-Problem. Dabei geht es nicht, wie beim RBB, um Prasserei in der Senderführung, sondern um die Frage, was und wer zum programmlichen Profil des öffentlich-rechtlichen Senders passt und was nicht.

„Radikalisierung gegen diese Scheißpartei“

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Der eine Fall betrifft den Satiriker, Moderator und „Deutschsprachigen Meister im Poetry Slam“ von 2018, Jean-Philippe Kindler. Er hat in seiner Neujahrsbotschaft auf Instagram zur Hetze gegen die CDU aufgerufen. „Sagen wir es geradeheraus“, heißt es da: „Die CDU ist unser Feind.“ Er wolle „Radikalisierung gegen diese Scheißpartei“, weil – nach den Ausschreitungen an Silvester die Frage gestellt wurde, von wem diese ausgingen, beziehungsweise, wie Kindler meint, es Politiker gebe, die sagten, „dass es die bösen Ausländer“ seien, die geböllert hätten, oder die meinten, dass eine „verfehlte Migrationspolitik“ dafür verantwortlich sei, dass „unsere Einsatzkräfte“ (hier dehnt er die Buchstaben, um besonders lächerlich zu klingen) gefährdet würden.

„Die Agitation hat zu beginnen“

An dieser Stelle, so Kindler, ende „der politische Austausch und die Agitation hat zu beginnen.“ Das sei „Hetze“, genau dazu wolle er „aufrufen – meine ich ganz ehrlich, völlig ohne Ironie“. Denn es könne doch nicht sein, dass sich Deutsche hinstellten und „unwidersprochen von der Mehrheitsgesellschaft“ ihre „faschistoiden Phantasmen einer Politik der ethnischen Reinlichkeit propagieren“. Wer sich gegen die „universalistische Idee stellt, wer anzweifelt, dass Menschen gleich und als Gleiche zu behandeln sind, der ist als politischer Feind auf radikalste Weise zu bekämpfen“.

So heißt es auf Kindlers Instagram-Account, auf dem sich noch einige Tiraden dieser Art finden. Für Satire muss man das nicht unbedingt halten, trotz doppelter Verneinung, derer sich Kindler ab und an bedient. Er erscheint vielmehr wie die Echtausgabe der Kunstfigur „Gernot Hassknecht“ aus der „heute-show“ im ZDF. Bei Kindler gibt es Verachtung pur, von einem eindeutig zu verortenden politischen Standpunkt aus, den der Moderator zum Beispiel im April des vergangenen Jahres markierte, als er bei WDR 5, wo er selbst eine Show hat, im Gespräch mit zwei Kollegen seine neue Fernsehtalkshow „Clinch“ bewerben durfte. Da bekundete er nebenbei, er sei gerade aus der Linkspartei ausgetreten.

Dass Kindlers Geschrei bei der CDU nicht gut ankommt, versteht sich. Der Generalsekretär Mario Czaja kündigte an, er werde sich beim Intendanten beschweren. Der Sender gibt sich auf Anfrage der F.A.Z. ausweichend: „Der WDR übernimmt keinerlei Verantwortung für die privaten Äußerungen von wem auch immer. Es gilt im WDR verbindlich eine strikte Trennung von redaktionellen und privaten Accounts. Auf privaten Accounts darf seit einer Neufassung der betreffenden Richtlinien auch nicht mehr der Eindruck erweckt werden, dass der WDR die Inhalte verantwortet.“

Witze über Sex mit Kleinwüchsigen

Im zweiten Compliance-Fall der vergangenen Tage ist der Sender deutlicher. Da geht es um den Comedian Moritz Neumeier, der in einem Programm Witze über Pädophilie und Sex mit Kleinwüchsigen riss, die nicht zitabel sind und die der WDR nach Bekanntwerden aus dem „Lustig“ genannten Programm schnitt.

Neumeier, teilte der Sender mit, spreche sich „in seinen Bühnenprogrammen und seinen Veröffentlichungen seit Langem und kontinuierlich gegen Hetze und Vorurteile aus“ und trete „für Respekt und Toleranz ein“. In dem betreffenden Programm thematisiere er „den Umgang mit Pädophilie und das Thema Selbstjustiz. Die Reaktionen haben allerdings gezeigt, dass seine Herangehensweise als verletzend und verharmlosend wahrgenommen wird. Die Kritik nehmen wir sehr ernst und haben deshalb die Sendung bearbeitet und die entsprechende Passage herausgeschnitten und dies transparent gemacht. Auch der Künstler hat sich unabhängig davon dafür entschuldigt, dass seine Worte missverständlich und verletzend waren.“

Das hat Neumeier im Gespräch mit einer Journalistin der Funke-Mediengruppe in der Tat, allerdings verwies er darauf, ihm gehe es nicht darum, dass „das Ausleben dieser Neigungen normalisiert oder verharmlost werden sollte“. „Das Gespräch an sich zu diesem Thema“ halte er aber „für wichtig“. Sollte er „Betroffene verletzt und getriggert“ haben, tue ihm dies „unendlich leid“. Da dies geschehen sei, sei es „völlig egal, was meine Intention war. Dann war es ein Fehler, das zu sagen, was ich gesagt habe.“

Den Satz, tippen wir mal, wird man im anderen Compliance-Fall, der beim WDR anliegt, garantiert nicht hören.

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