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#Hochfrequenzdiplomatie auf dem Balkan

„Hochfrequenzdiplomatie auf dem Balkan“

Die Einschusslöcher in den Hochhäusern entlang der „Sniper-Alley“ in Sarajevo sind verputzt, die zerstörten Häuser am Flughafen längst Neubauten gewichen. Ein kleines Museum an der Einkaufsstraße Ferhadija erinnert an die mehr als drei Jahre währende Belagerung der Stadt durch bosnisch-serbische Truppen. Anfang der neunziger Jahre wurde in Sarajevo täglich getötet, von den Bergen herab hämmerte Artillerie auf Marktplätze und Wohnhäuser. Serbische Scharfschützen (Sniper) nahmen aus der Distanz jeden unter Beschuss, der in Sarajevo auch nur die Straße überqueren wollte.

Mehr als 11.000 Menschen wurden während der Belagerung getötet. Die Angreifer bekamen Unterstützung aus Serbien, Belgrad wiederum hatte für sein mörderisches Treiben gegen die muslimischen Bosniaken Rückendeckung in Moskau. Europa sah zu. Durch Passivität wurden auch die Vereinten Nationen zu Mittätern, etwa beim Massaker von Srebrenica. Am Ende erzwangen die Vereinigten Staaten 1995 einen Waffenstillstand, das Abkommen von Dayton. Doch dann folgte noch der Krieg um das abtrünnige Kosovo, beendet nach der Bombardierung Belgrads und dem Einmarsch der NATO im Kosovo. Ist all das vorbei, oder legt Russland gerade neue Lunten an die balkanischen Pulverfässer? In Berlin und Brüssel wachsen die Sorgen.

Noch 66 Soldaten im Kosovo

In Sarajevo, der einstigen Vielvölkerstadt, sind die Spannungen jedenfalls spürbar gewachsen. Die serbische Teilrepublik droht mit dem Austritt aus der Föderation des wackligen Gesamtstaates Bosnien-Hercegovina. Seit zwei Jahren gibt es keinen Staatshaushalt. Die Spannungen unter den Ethnien wachsen, neben den muslimischen Bosniern und den Serben gibt es noch die bosnischen Kroaten.

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Die Lage ist so ernst, dass die immer noch präsente Friedenstruppe EUFOR Althea Mitte Februar ihre militärischen Reserven aktiviert und mehrere bewaffnete Kompanien nach Bosnien-Hercegovina entsandt hat. Angeblich gibt es den Wunsch, die Bundeswehr möge ebenfalls ein, zwei Kompanien entsenden. In dieser Situation reist Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) für zwei Tage auf den Balkan. Sie wolle, sagt sie, sich einen Eindruck verschaffen. Mehr kann es nicht sein. Lambrecht war noch nie in der Region, ein Gespräch mit dem bosnischen Verteidigungsminister Sifet Podzic muss für den Anfang genügen.

Man sei sich einig in der Bedeutung der westlichen Werte und habe sich „sehr offen ausgetauscht“ über die Bedeutung von „Frieden und Freiheit“, sagt sie. Konkreter wird es nicht. Von der Bitte um Truppen ist keine Rede. Am späteren Abend spricht Lambrecht noch mit dem Hohen Repräsentanten Christian Schmidt. Grundlage seines Amtes ist das Abkommen von Dayton von 1994, an dem Russland seinerzeit beteiligt war, ebenso wie an der Schutztruppe IFOR. Vor zwei Wochen hat die russische Botschaft in Sarajevo Schmidt das Misstrauen ausgesprochen und zweifelt plötzlich die Rechtmäßigkeit seiner Ernennung an.

Der russische Einfluss in Bosnien-Hercegovina ist groß

Am nächsten Morgen schaut Lambrecht noch kurz beim Hauptquartier des EUFOR-Kontingents am Stadtrand von Sarajevo vorbei. Dort möchte sie herausfinden, was denn eigentlich der Plan ist für den Fall der Fälle. Das scheint nicht so einfach zu sein. Eigentlich stehen der Truppe mehrere Bataillone, also einige tausend Soldaten als Verstärkung zur Verfügung. Einheiten der Bundeswehr zählen nicht dazu. Bloß warum wird dann Deutschland um zwei Kompanien gebeten, wie zu hören ist? Vor allem die mitreisenden Fachleute aus dem Ministerium haben Fragen an den österreichischen Kommandeur der Schutztruppe, Generalmajor Anton Wessely.

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