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#Hoppeditz nimmt Querdenker aufs Korn

Hoppeditz nimmt Querdenker aufs Korn

Elfter November, 11.11 Uhr am Kölner Chlodwigplatz. Kein Jubel, keine Feiern. Die Kölner Südstadt ist grau, Menschen in dunklen Winterjacken und mit hellblauen Einwegmasken erledigen ihre Einkäufe in der Severinstraße. Am Chlodwigplatz sitzen sie mit Pappkaffeebechern, wer keine Maske trägt, raucht. Dazu Nieselregen. Einziger Farbklecks sind die neongelben Westen der drei Sicherheitsmänner, die Patrouille laufen. Viel zu tun haben sie nicht. Nicht eine Person in Kostüm zeigt sich an diesem Vormittag, der sich ausnimmt wie ein ganz normaler Corona-Herbsttag in einer ganz normalen Stadt. Jeck ist anders.

Reiner Burger

Johanna Dürrholz

Aus der U-Bahn-Station stiefeln drei Sicherheitsfrauen hinauf, die Kölner Verkehrsbetriebe kontrollieren die Bahnen in leuchtendem Orange. Doch auch sie sind nicht furchtbar beschäftigt. Erstmal gibt es einen Kaffee. „Für aller Sicherheit! Ab hier kein Glas!!! Aber mit Maske!“, steht auf den Schildern, die rund um den Chlodwigplatz, am Severinstor stehen. An die Maske halten sich alle, Glasflaschen braucht heute niemand. Die großen Container, die an den Seiten für die Flaschen unrechtmäßig Feiernder stehen – leer. Nur ein einsamer Kaffeebecher liegt verloren in einem Container. „Wo sind denn die ganzen Feiernasen?“, ruft ein älterer Herr mit grauem Bart und grauer Maske, der auf einem Roller vorbeifährt. „Traut sich keiner? Ist auch gut so. Mal einen Tag ohne Suff!“ Am Chlodwigplatz gibt es keine Reaktion.

Nicht einmal der Bäcker auf der Ecke am Ring hat sich in Schale geschmissen, es hängen nicht wie sonst Girlanden über den Teilchen und Röggelchen, es läuft keine Kölsche Musik. Andere Läden wurden von ihren Inhabern schon weihnachtlich geschmückt – Sterne und Glitzer und Tannenbäume hängen im Schaufenster eines Geschäfts. In Köln hofft man dieses Jahr auf ein anderes Fest.

„Wird es braun, ist das echt Scheiße“

Ring runter Richtung Innenstadt: Neben dem Turm der Blauen Funken, auf einem verregneten Stück Rasen, sitzen ein paar Jugendliche beim Schnapsbrunch. Sie haben Musik mitgebracht, tragen Sonnenbrillen und fertig gekaufte Kostüme. Hin und wieder schauen sie sich nervös um: Immerhin sitzen sie hier auf dem Präsentierteller, auf dem Ring fahren viele Polizeiwagen Streife. Fragen wollen sie nicht beantworten.

Die Zülpicher Straße leuchtet gelb. Alles voll mit Polizei und Sicherheitskräften und Ordnungsamt. Hier, auf der Partymeile der jungen Leute und Studenten, rechnen sie mit Randale. Ein älteres Ehepaar hat sich zur nicht existenten Feier des Tages in Rot-Weiß gekleidet. Ein Mann trägt eine lilafarbene Perücke. Die Kirche, an der sonst Betrunkene am Kölner Karneval ihre Notdurft verrichten – heute steht nur Polizei davor.

Allein, allein: Das Kölner Kinderdreigestirn steht vor dem Dom.


Allein, allein: Das Kölner Kinderdreigestirn steht vor dem Dom.
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Bild: dpa

In Düsseldorf hingegen ist der Sessionsauftakt – anders als in Köln – ohnehin kein Massenspektakel mit Zehntausenden zugereisten Karnevalstouristen. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt konzentriert sich das närrische Treiben für gewöhnlich auf dem Rathausplatz, wo Narren das Hoppeditz-Erwachen verfolgen. Um Punkt 11 Uhr 11 wird am 11. November die Figur geweckt, die für den Düsseldorfer Karneval steht. Auch in diesem Jahr ist der Hoppeditz wieder aus seinem Narrenschlaf erwacht – mitverfolgen konnte man das aber nur per Livestream. Hoppeditz-Darsteller Tom Bauer stieg nicht auf dem Rathausplatz aus seinem Senftopf, sondern „erwachte“ hinter verschlossenen Türen und ohne Publikum. Und unter eben diesen trostlosen Bedingungen hielt der neugewählte Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller seine virtuelle Gegenrede.

Der Hoppeditz nahm in seiner Rede selbsternannte Querdenker aufs Korn, die er „Jecken mit dem Aluhut-Kostüm“ nannte. „All die, die glauben, sind dabei, datt die Erde ‘ne Scheibe sei“, reimte er. „Ich Andersdenken prima heiße, doch wird es braun, ist das echt Scheiße.“

Kölner und Düsseldorfer grenzen sich gerne unernst-ernst gemeint voneinander ab, necken sich gegenseitig bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Bestens fügte es sich für den Hoppeditz, dass der Düsseldorfer Oberbürgermeister Keller bis zu seiner Wahl vor wenigen Wochen Stadtdirektor in Köln war. Keller habe sich bei den Kölnern „eingeschleimt“, warf der Hoppeditz Keller vor – um ihn sodann daran zu erinnern, dass die Düsseldorfer Jecken „Helau“ und nicht wie die kölschen „Alaaf“ rufen. In seiner Verteidigungsrede versicherte Keller: „Tatsächlich war es für die Kölner jahrelang ein Graus, dass ich dort Stadtdirektor war – doch niemals ganz zu Haus.“ Er habe ja in Düsseldorf gewohnt, weil das die Stadt seines Herzens sei.

Im Düsseldorfer Stadtzentrum war es derweil geradezu gespenstisch still. Anders als in Köln gibt es in Düsseldorf kein generelles Alkoholverbot – eben, weil der Karnevalsauftakt in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt auch vor Corona immer schon viele Nummern kleiner ausfiel als rheinaufwärts. Auch in den vergangenen Jahren habe es am 11.11. keine größeren Einsätze gegeben, weshalb auch diesmal – anders als in Köln – keine zusätzlichen Kräfte eingeplant seien, hieß es von der Polizei.

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