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#Unruhen in Frankreich breiten sich aus

Frankreich hat eine Nacht „unerträglicher Gewalt gegen die Symbole der Republik“ hinter sich. So formuliert es Innenminister Gérald Darmanin kurz nach 6.30 Uhr am Donnerstag. Die Unruhen, die nach dem Tod des 17 Jahre alten Nahel M. bei einer Polizeikontrolle in Nanterre zunächst auf die Nachbarschaft begrenzt blieben, haben sich wie ein Flächenbrand ausgebreitet. In den Banlieues von Toulouse, Lyon, Nizza und Roubaix zog eine gewaltbereite Minderheit in der Nacht auf die Straße, um „Nahel zu rächen“.

Das Epizentrum der Ausschreitungen aber bilden die Sozialbauviertel der Trabantenstädte der Banlieue um Paris herum. Ein Trupp vermummter Männer versuchte, in die Haftanstalt Fresnes einzubrechen, in einem anderen Vorort rasten Randalierer mit einem gestohlenen Linienbus über die Straße.

Schwarzer Rauch auf der Stadtautobahn

Einige Viertel waren beim Ausbruch der Gewalt völlig sich selbst überlassen. In einer Dienstanweisung hatte der Innenminister die Polizisten aufgefordert, in „sensiblen Vierteln“ nicht zu intervenieren. „Sensibles Viertel“ meint dabei von Rauschgifthändlern kontrollierte Gebiete. Der Einsatz der Gummigeschosse („LBD“), die etwa während der Gelbwesten-Proteste bei Demonstrationen erlaubt waren, wurde ebenfalls untersagt.

150 Randalierer wurden in der Nacht festgenommen. Präsident Emmanuel Macron hat für den Vormittag eine Krisensitzung im Elysée-Palast einberufen.

In den sozialen Netzwerken sind die bürgerkriegsähnlichen Szenen aus der Nacht allgegenwärtig. Toulouse machte den Auftakt. Bereits um 19.30 Uhr vernebelte dichter schwarzer Rauch die Stadtautobahn. Im Problemviertel Mirail hatten Brandstifter ein Großfeuer entzündet und empfingen die Feuerwehrleute mit Steinen und anderen Wurfgeschossen.

In einem anderen überwiegend von Franzosen mit Migrationshintergrund bewohnten Viertel hetzten Randalierer einen blutrünstigen Hund auf eine Polizeistreife. Die Polizisten erschossen das Tier, die Aufnahmen wurden weiterverbreitet und heizten die Stimmung weiter an.

Auch mit Feuerwerkskörpern wurde die Polizei angegriffen.


Auch mit Feuerwerkskörpern wurde die Polizei angegriffen.
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Bild: EPA

In Nizza schossen vermummte Personen mit Feuerwerkskörpern auf ein Polizeirevier. In dem Vorort Vigneux-sur-Seine bei Paris schoss ein Mann mit einer Schrotflinte auf Sicherheitskameras.

Gegen den 38 Jahre alten Polizisten, der mit seiner Dienstwaffe Nahel M. erschossen hatte, findet eine Hetzkampagne in den sozialen Netzwerken statt. So wurden sein Name, Geburtsdatum und Wohnort tausendfach auf Twitter verbreitet. Es kam zu Aufrufen, sich an seiner Frau und seinem Kind zu rächen.

Trauermarsch in Nanterre geplant

An einer Mauer der Schule der Tochter wurde von Unbekannten ein Racheaufruf gesprüht. Der Polizist befindet sich derzeit in Polizeigewahrsam. Premierministerin Elisabeth Borne teilte mit, er habe „nicht nach den Vorschriften gehandelt“. Dabei sind die Todesumstände noch nicht aufgeklärt. Aber bei den politisch Verantwortlichen überwiegt die Sorge, dass sich der Flächenbrand nicht mehr kontrollieren lässt.

Die Stimmung wurde durch einen Videomitschnitt angeheizt, den eine Passantin aufgenommen und in den sozialen Netzwerken verbreitet hatte. Die Aufnahme widerspricht den Angaben der Polizisten, die zunächst behauptet hatten, der Fahrer habe sie zu überfahren versucht und sie hätten aus Notwehr geschossen.

Die Bilder zeigen, wie die beiden Polizeibeamten mit dem Insassen des Sportwagens sprechen. Auf der Tonspur mit Verkehrslärm ist die Stimme eines der Polizisten zu hören: „Du kriegst gleich eine Kugel in den Kopf.“ Der Polizist hielt dabei seine Handfeuerwaffe nur wenige Zentimeter vom Fahrer entfernt. Das Auto fuhr im Schritttempo, als ein Schuss fiel.

Den Unruhen waren am frühen Mittwochabend zahlreiche Kundgebungen vorausgegangen. Die Linkspartei La France insoumise rief dazu auf, die „Straflosigkeit und die Gewalt der Polizei“ anzuprangern. Am Donnerstagnachmittag soll es einen Trauermarsch in Nanterre geben. Dazu hat die Familie des Verstorbenen aufgerufen. Es werden Ausschreitungen befürchtet.

Die extreme Rechte sieht in den Vorfällen den Beweis, dass Frankreich sich in einem schwelenden Bürgerkrieg befindet. „Der Präsident hat aus Feigheit einen Polizisten verurteilt und den Unruhestiftern recht gegeben“, behauptete der frühere Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour. „Emmanuel Macron hat sich für sein Frankreich entschieden“, sagte Zemmour.

Macron hatte den Tod des 17 Jahre alten Jugendlichen als „unerklärbar“ und „unentschuldbar“ bezeichnet. Der junge Mann war nicht vorbestraft, aber bereits 15 Mal von der Polizei verwarnt worden, weil er ohne Führerschein Auto gefahren und mit Rauschgift gehandelt hatte.

Er hätte im September vor einem Jugendrichter erscheinen müssen, weil er bereits am Wochenende von einer Polizeistreife am Steuer eines Sportwagens aufgegriffen worden war. Unklar ist auch, wie sich der von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogene junge Mann einen Mercedes AMG leisten konnte.

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