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#„Ich stelle allen die Frage, ob sie ihrer Entscheidung sicher sind“

„„Ich stelle allen die Frage, ob sie ihrer Entscheidung sicher sind““

Frau Hänel, vor fünf Jahren wurden Sie verurteilt, weil Sie gegen das Werbeverbot für Abtreibungen verstoßen hatten. Sie waren der Ansicht, dass Sie nicht geworben, sondern relevante Informationen bereitgestellt hatten und haben sich auf dem Rechtsweg gewehrt. Nun wird der Paragraph 219a abgeschafft.

Mit Werbung hat der Paragraph ja gar nichts zu tun. Er stammt aus der Nazizeit und wurde 1976, als im Bundestag das Indikationsmodell verabschiedet wurde, schlicht vergessen. Bevor die Abtreibungsgegner ihn wiederentdeckt und Ärzte angezeigt haben, hat den auch niemand auf dem Schirm gehabt.

Ist die Abschaffung des Paragraphen 219a der erste Schritt zur Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland?

Jene, die an dem Paragraphen festhalten wollten, sehen seine Abschaffung als „Dammbruch“. Das hat politische Gründe, aber ich glaube, das Informationsrecht hat mit dem sogenannten Lebensschutzkonzept des Paragraphen 218 StGB, der eine Abtreibung grundsätzlich unter Strafe stellt, nichts zu tun.

Inwiefern?

Deutschland liegt im europäischen Vergleich neben Polen und Malta weit hinten, was die Abtreibungsgesetze angeht. Andere Länder schaffen Beratungspflicht und Bedenkfrist ab. Sie machen etwas gegen die Gehsteigbelästigungen durch Abtreibungsgegner, sie schützen die Betroffenen und die Praxen. Und Deutschland hat gerade mal das sogenannte Werbeverbot abgeschafft. Die Weltgesundheitsorganisation fordert Deutschland schon lange auf, die Bedenkfrist und die Beratungspflicht abzuschaffen. Aber das hat nichts damit zu tun, dass eine freiwillige Beratung sehr sinnvoll ist.

Jede kann betroffen sein

Welche Frauen kommen zu Ihnen in die Praxis?

Alle. Das kann jede treffen. Vor mir sitzen häufig Frauen, die sagen: „Ich hab immer gedacht, so etwas passiert mir nicht.“ Es hat ja nichts mit Weltanschauung, mit Religionszugehörigkeit oder der Schicht, in der man lebt, zu tun. Sondern einfach damit, ob die Verhütung funktioniert oder nicht. Bei der einen lag die Spirale nicht richtig, die andere hat Antibiotika verschrieben bekommen, als sie die Pille nahm. Und keiner hat dran gedacht, ihr zu sagen, dass das gefährlich ist.

Das Statistische Bundesamt sammelt viele Zahlen zu Abbrüchen. Demnach ist der Großteil der Frauen, die einen Abbruch verlangen, zwischen 25 und 35 Jahre alt.

Ja, das stimmt. Wir haben nicht das Problem der Teenagerschwangerschaften wie in den Vereinigten Staaten. Das ist in Deutschland kein so großes Thema.

Die meisten Frauen haben außerdem bereits ein Kind geboren. Sie sind schon Mutter, sie wissen, was es heißt, ein Kind großzuziehen und entscheiden sich gegen ein weiteres. Was für Gründe für einen Abbruch nennen Frauen, die zu Ihnen in die Sprechstunde kommen?

Häufig sind es unsichere Partnerschaften, dann Angst um Existenz, die Wohnung, den Arbeitsplatz. Aber auch besondere Umstände wie ein schwer krankes Kind oder ein Pflegefall in der Familie. Oder der Mann hat eine Krebsdiagnose. Das sind Frauen, die extrem belastet sind und wissen, sie schaffen es nicht.

„Hilfe sollte selbstverständlich sein“: Kristina Hänel im Ruheraum ihrer Praxis


„Hilfe sollte selbstverständlich sein“: Kristina Hänel im Ruheraum ihrer Praxis
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Bild: Frank Röth

Jede Frau, die zu Ihnen kommt und einen Abbruch möchte, hat vorher ein Beratungsgespräch geführt und eine Entscheidung getroffen. Bleiben dennoch Zweifel?

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