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#Ich verteidige die Stadt

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Ich verteidige die Stadt

Es gibt da die großartige Geschichte vom langobardischen Krieger Droctulft: Der wilde Mann verließ einst Wälder und Sümpfe im Norden, um die Welt zu erobern. Als er nach Ravenna kam, geschah, was niemand erwartet hatte: Droctulft war so bezaubert von der Schönheit der Stadt, dass er sie verteidigte, statt sie zu zerstören, wie es sein Plan war. Die Idee der Stadt ist nichts Natürliches. Die Stadt ist eine großartige Erfindung des Menschen. Sie entspringt dem Bedürfnis, zusammen zu sein. Droctulft hatte nie zuvor eine Stadt gesehen. Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges erzählt, wie Droctulft unvermutet Straßen, Tempel, Gärten, Bögen, Türrahmen und Fenster sah. Das eine oder andere hatte er vermutlich schon zuvor erblickt, aber nie alles auf einmal – nicht diese Vielfalt, Konzentration und Ordnung. Für ihn war die Stadt eine Offenbarung, etwas, das er nicht verstand und dessen Schönheit ihn überwältigte. Da ist etwas in der Idee von Stadt, das zeigt: Sie ist erforderlich.

Die Stadt ist die Polis. Sie kann nicht ausgelöscht werden. Dafür ist sie als Erfindung zu alt und zu wichtig. Sie hat noch jede Bedrohung überstanden, Terrorismus, Gewalt, Umweltverschmutzung oder die Pest. Gesiegt hat letztlich immer sie. Ich denke jedoch auch an eine andere Stadt: an Europa. Nicht im Sinne der Gesamtheit aller europäischen Städte, sondern an Europa selbst: Europa als eine einzige große Stadt, ohne Grenzen, weitläufig, eine Aneinanderreihung von Landschaften, Orten, Flüssen, Wäldern, Brücken, Meeren und Seen. Es ist eine konstruierte Welt, von Menschen geschaffen, gelebt und zivilisiert; vom Mittelmeer bis zur Nordsee; vom Osten, der an den Orient grenzt, bis zu den Küsten des Atlantiks. In diesem Teil der Erde ist es schwierig, einen Punkt zu finden, an dem der Weg zwischen urbanen Zentren, Kleinstädten, Dörfern und Ortschaften mehr als eine Stunde dauert. Europa ist eine offene Stadt, ein Stadtgebiet – eine Stadt, die über ihre Grenzen hinausgeht und das Land befruchtet, von dem sie wiederum selbst befruchtet wird. So werden Wünsche, Waren, Worte, Kulturen und Erinnerungen ausgetauscht.

Stadt, die mehr zum Land wird

Das Einzige, was man in dieser großen Stadt Europa nicht findet, ist die Ödnis. Sie ist das Gegenteil von Stadt, und nicht etwa das Land. Es ist fruchtbar und wird von Menschen bewirtschaftet. In der Ödnis aber werden Monster geschaffen, im Sinne einer existentiellen Einsamkeit. Natürlich haben auch Städte ihre Monster. Aber dort kann man sie entlarven, verstehen und sich mit ihnen auseinandersetzen. In der Heiligen Schrift ist die Stadt, die leuchtet, frei und gastfreundlich ist, der Ort, an dem sich der sehr alte Traum der Menschheit verwirklicht: Frieden. Die vollendete Stadt der Gläubigen, wie sie in der Apokalypse beschrieben wird, hat zwölf Tore und ist so lang und breit wie zwölftausend Stadien, sprich: mehr als zweitausend Kilometer – exakt wie Europa. Eine einzige Stadt, die durch Ideen und ein öffentliches Verkehrsnetz verbunden ist; mit hohen, mittleren und niedrigeren Geschwindigkeiten, per Bahn und mit den großstädtischen oder städtischen Geschwindigkeiten, wie sie sich heute der Elektroenergie verdanken. Ihre Straßen müssen dem entsprechen, und Brücken müssen gebaut werden.

Ich denke an ein Land, das sich entwickelt und immer mehr zur „Stadt“ wird, und umgekehrt: eine grünere Stadt, die ein wenig mehr zum „Land“ wird. Und ich denke an eine Peripherie, die nicht mehr „Grauzone“ ist, in der die Stadt ihre Werte verliert und das Land noch nicht ländlich ist. Ich habe mein Leben damit verbracht, öffentliche Orte zu schaffen: Schulen, Bibliotheken, Museen, Theater, Plätze und Brücken. Orte, an denen Menschen Werte und Emotionen teilen, Toleranz lernen. Orte, an denen man sich vermischt, wo Unterschiede verschwinden und Vielfalt zu einem Wert wird. Orte der Urbanität, wo die Stadt als Zivilisation verstanden und das Ritual der Begegnung vollzogen wird.

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