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#„Ich will nicht den Kanzler schlecht machen, aber die Richtung stimmt nicht“

Die Zahl der neu gebauten Wohnungen werde auf nur noch gut 200.000 zurückgehen, warnt Bau-Verbandspräsident Peter Hübner. Und auch für die Sanierung vieler Bahnstrecken sieht er schwarz.

Herr Hübner, die Bauern blockieren Autobahnen und schon bekommen sie Zugeständnisse der Politik. Die Bauwirtschaft hat auf ihrem Baugipfel beim Kanzler nichts erreicht. Gehen Sie jetzt auch auf die Straße?

Nein, das werden wir nicht machen. Wir weisen auf Missstände hin und verhandeln. Aber die Ampel ist selbst schuld. Mit ihrem Hin und Her hat sie den Protest geradezu herausgefordert.

Bleiben wir beim Bau. Wie ist denn der Stand der Dinge?

Im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau sind wir mit einem blauen Auge davongekommen, dort sind die Umsätze leicht zurückgegangen. Im Wohnungsbau sieht es allerdings dramatisch aus. Die Umsätze sind um 12 Prozent regelrecht eingebrochen. Die Unternehmen dort haben ein echtes Problem.

Ist Besserung in Sicht?

Nein. Wir gehen davon aus, dass der Umsatz im Wohnungsbau auch 2024 um weitere 12 Prozent fällt. Der öffentliche Bau und der Wirtschaftsbau werden vermutlich wieder leicht wachsen, unterm Strich wird die Bauindustrie aber nochmals ein Umsatzminus von 3,5 Prozent verzeichnen. 2024 wird aber besonders herausfordernd, da mehr als die Hälfte unsere Mitgliedsunternehmen damit rechnet, dass sich die Ertragslage verschlechtert. 2022 und 2023 lagen wir nominal, also in tagesaktuellen Preisen, noch im Plus.

Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr wird also wieder verfehlt?

Das war von vornherein unrealistisch, das wusste jeder am Bau. Wir schätzen, dass 2023 etwa 270.000 Wohnungen fertig gestellt wurden, dieses Jahr dürfte die Zahl weiter zurückfallen auf gerade mal gut 200.000. Dazu zeichnen sich immer mehr Finanzierungsprobleme der öffentlichen Hand bei großen Infrastrukturprojekten ab, vor allem bei der Streckensanierung der Bahn.

Peter Hübner


Peter Hübner
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Bild: HDB / Stockberg

Befürchten Sie eine Insolvenzwelle?

Nein, aber die Zahl der Insolvenzen bei kleineren handwerklichen Betrieben wird dieses und nächstes Jahr steigen, da dürfen wir uns nichts vormachen. Außerdem befinden sich viele mittelständische Betriebe in einem Generationswechsel. Davon werden einige sagen, das tue ich meinen Nachkommen nicht mehr an und schließen.

Es gibt aber ohnehin einen Fachkräftemangel …

Ja, der dämmt die Folgen für den Arbeitsmarkt. Trotzdem werden wir dieses Jahr erstmals seit 2008 im Bau wieder Beschäftigung abbauen.

Wird Bauen dieses Jahr wieder billiger?

Vermutlich schon. Die Institute gehen von Minus einem Prozent aus. Die extremen Ausschläge der Materialpreise durch den Ukrainekrieg sind vorbei, allerdings ist Energie nach wie vor teuer und jetzt haut auch die schwache Nachfrage rein, alles zu Lasten der Unternehmen. Die Preise allein werden den Markt aber nicht umdrehen. Wir brauchen dringend ein Ende des Förderchaos.

Was genau sollte passieren?

Ich bin aus der Branche, aber ich könnte ihnen nicht sagen, welche Fördertopfe zur Zeit offen sind, oder wann sie wieder offen sein werden. Das wissen vermutlich sogar wenige in der Politik. Da werden Programme aufgelegt und teilweise nur Wochen später wieder geschlossen, weil das Geld leer ist. Wie hingeworfener Zucker, so lockt man aber keine Investoren an. Eine Baugenehmigung dauert mindestens ein halbes Jahr und dann stehen sie plötzlich vor einer anderen Förderkulisse. Es braucht dauerhaft Verlässlichkeit und Vertrauen in den Markt und staatliche Programme. Das hat die Ampel bisher nicht hinbekommen.

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