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#Immobilienmesse Expo Real: Bauen im kalten Entzug

Neue Bauvorhaben sind rar, Kaufpreise sinken – die Lage für die Branche ist ernst. Auf der Immobilienmesse Expo Real machen die Unternehmen gute Miene.

Einige hatten die Vermutung, dass doch gar keiner auf die Expo Real nach München kommen möchte. Eine Immobilienmesse besuchen, während die Zinsen hoch, die Margen klein, die Projektentwicklungen am stocken und damit die Stimmung schlecht sind? Manche Aussteller konnten sich wohl tatsächlich nicht dazu durchringen, einen Stand auf der größten Messe für die Immobilienwirtschaft in Deutschland aufzubauen. Häufiger finden sich offene Sitzbereiche in den Messehallen anstelle von Ständen.

Gregor Brunner

Redakteur in der Wirtschaft.

Jan Hauser

Redakteur in der Wirtschaft, verantwortlich für Immobilien.

Die Messe München zählt in diesem Jahr immerhin 1850 Aussteller insgesamt auf der Expo Real von Mittwoch bis Freitag dieser Woche. Die Immobilienveranstaltung zieht immer noch Besucher, die Branche und die Bundesbauminister Klara Geywitz (SPD) an, ist aber dennoch kleiner im Vergleich zu fast 2200 Aussteller im Jahr 2019 vor der Corona-Pandemie. Als erste Vertreter der Immobilienbranche ihre Bilanz für den Messeauftakt am Mittwoch zogen, waren manche überrascht, wie voll die Hallen doch waren.

„Viele haben ihre Teams auf der Messe reduziert, aber die Tage sind durchgebucht“, sagt Andreas Völker vom internationalen Immobilienberater BNP Paribas Real Estate der F.A.Z. Der Austausch mit Kollegen und Investoren bleibt nach wie vor wichtig, meint Völker, der Leiter für das Geschäft in der Region Deutschland ist. „Die Besucher müssen sich mit Fragen der Restrukturierung des Geschäfts befassen. Was geht noch unter diesen Bedingungen?“

„Früher gab es alle fünf oder sieben Jahre eine Marktbereinigung“

Richtig zum Fürchten sei die Lage nicht, findet Peter Finkbeiner, Vorstandsvorsitzender des Immobilienvermögensverwalters Primonial Deutschland. „Wir müssen uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass die vergangenen zehn Jahre nicht normal waren“, sagt er mit Blick auf die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Einen so hochpreisigen Markt wie in den letzten drei bis fünf Jahren wird es wahrscheinlich nicht noch einmal geben.“ Mehr als ein Jahrzehnt lang kletterten die Immobilienkaufpreise in Deutschland stetig nach oben. Im vergangenen Jahr endete der Anstieg, der die Branche lange belebt hatte. Seit dem Juli 2022 hat die EZB den Leitzins zehn Mal in Folge erhöht auf nun 4,5 Prozent. Ebenfalls stiegen die Bauzinsen für zehnjährige Darlehen von rund 1 Prozent zum Jahreswechsel 2022 auf derzeit etwa 4 Prozent.

Damit haben sich die Finanzierungsbedingungen deutlich erschwert. Einige Projektentwickler haben schon Insolvenz angemeldet, andere Unternehmen nehmen Abschreibungen auf ihren Bestand vor. Manches Bauvorhaben wartet nun halb fertig auf den nächsten Schritt. Für ungewöhnlich hält auch Michael Schneider den langen Aufschwung mit niedrigen Zinsen, der Geschäftsführer des Hamburger Immobilienfondsverwalters IntReal. „Früher gab es alle fünf oder sieben Jahre eine Marktbereinigung“, sagt er im Gespräch. Schneider spricht von einer gesteuerten Niedrigzinsphase, um die Wirtschaft am Laufen zu lassen. Schwierigkeiten mit der Geschwindigkeit der Zinserhöhungen kann er nachvollziehen. Aber klar sei immer gewesen, dass das Nullzinsniveau zu Ende gehen müsse. So seien die Schwierigkeiten der Branche auch hausgemacht. „Wenn Unternehmen immer von niedrigen Zinsen ausgegangen sind haben sie sich nicht richtig aufgestellt“, sagt Schneider. Der Wandel hätte niemanden überraschen können.

In München trifft sich die Branche.


In München trifft sich die Branche.
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Bild: Reuters

Nun sind die Zinsen hoch, die Baukosten genauso und der Druck, nachhaltig zu bauen, bedeutet für viele noch einmal Aufschläge. „Aber als Deutsche bewerten wir den deutschen Markt besonders negativ im Vergleich zu Investoren, die uns von außen bewerten“, sagt BNP-Mann Völker. Genügend Kapital und Interesse sei vorhanden.

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