Nachrichten

#Imran Khans tiefer Fall

„Imran Khans tiefer Fall“

Sie hatten bis zuletzt gekämpft. Doch kurz vor Mitternacht am Samstagabend machten Imran Khans Leute den Weg frei, um die absolute Eskalation in der pakistanischen Verfassungskrise zu vermeiden. In der Hauptstadt Islamabad waren da schon überall die Sicherheitskräfte aufmarschiert, um drohende Unruhen im Keim zu ersticken.

Am Donnerstag hatte der Oberste Gerichtshof festgesetzt, dass die Nationalversammlung am Samstag über den seit Wochen verzögerten Misstrauensantrag gegen die Regierung von Ministerpräsident Khan abzustimmen habe. Dennoch schaffte es Khans Vertrauter, Parlamentssprecher Asad Qaisar, über viele Stunden durch immer weitere Verzögerungen, das Votum zu verhindern, bis er schließlich wenige Minuten vor Mitternacht seinen Platz räumte. Kurz darauf stimmten schließlich 174 Abgeordnete für die Absetzung der Regierung – zwei mehr, als für eine Mehrheit erforderlich waren.

Damit ist erstmals in der an politischen Krisen reichen Geschichte Pakistans ein Ministerpräsident durch ein Misstrauensvotum zu Fall gekommen. Der frühere Kricketstar Khan war lange als politisches Leichtgewicht belächelt worden, bis er 2018 gegen die beiden traditionellen politischen Blöcke PPP und PML-N die Wahlen gewann. In seiner Zeit als Kapitän der Kricket-Nationalmannschaft hatte Khan als weltgewandter Playboy die Klatschspalten gefüllt.

Vergebliche Hoffnung auf frischen Wind

Politisch inszenierte er sich nach seiner Hinwendung zur Religion hingegen als gemäßigter Islamist, der gegen den Einfluss des Westens und des Internationalen Währungsfonds zu Felde zog. Viele hatten gehofft, dass er frischen Wind in die pakistanische Politik bringen würde, die seit Jahrzehnten zwischen den beiden von mächtigen Familien dominierten, korruptionsumwehten Parteiblöcken PPP und PML-N aufgeteilt ist. Doch schon damals meinten Kritiker, dass Khan allein durch die massive Unterstützung des Militärs an die Macht gekommen sei, das in Pakistan seit jeher im Hintergrund die Fäden zieht und das den politisch unerfahrenen Khan offenbar für leicht steuerbar hielt.

Zwei Männer in Peschawar betrachten am Sonntag die Schlagzeilen.


Zwei Männer in Peschawar betrachten am Sonntag die Schlagzeilen.
:


Bild: EPA

Der agierte ungeschickt und blieb politisch weitgehend erfolglos. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie machte einen Strich durch die meisten seiner Reformvorhaben. Khan war nicht in der Lage, die sich immer weiter zuspitzende Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Der Unmut wuchs, doch statt auf seine Kritiker zuzugehen, griff Khan immer mehr auf die Repressionsmittel der vom Militär kontrollierten Sicherheitsbehörden zurück. Zuletzt hatte das Maß an Kritik in der Bevölkerung an der eigentlich angesehenen Armee der Atommacht nicht gekannte Ausmaße angenommen, weshalb die Generäle ihrem Schützling offenbar die Unterstützung entzogen.

Als die Oppositionsblöcke PPP und PML-N schließlich ihre alte Feindschaft vorübergehend begruben und es nicht nur schafften, Khans wichtigsten Koalitionspartner auf ihre Seite zu ziehen, sondern auch zahlreiche Abgeordnete aus Khans PTI ankündigten, für einen Misstrauensantrag gegen ihre Regierung zu stimmen, hatte sich Khan schließlich für die Eskalation entschieden: Er begann von einer durch Washington ins Werk gesetzten Verschwörung zu fabulieren. Sein Parlamentssprecher erklärte den Misstrauensantrag mit Hinweis auf diese „Verschwörung“ für verfassungswidrig, und Präsident Arif Alvi löste die Nationalversammlung auf Bitten Khans auf. Khan hätte so die Möglichkeit gehabt, als Regierungschef in den Wahlkampf zu gehen. Doch der Oberste Gerichtshof zerpflückte Khans Behauptungen von einer Verschwörung, setzte das Parlament wieder ein und verfügte, dass am Samstag über Khans Absetzung abzustimmen sei.

Nun fällt die Regierungsmacht wohl zurück an die beiden politischen Kräfte, die die pakistanische Politik in den letzten Jahrzehnten mal gegen und mal mit dem Militär geprägt haben. Shehbaz Sharif, der Bruder des starken Manns der PML-N und mehrmaligen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif, reichte am Sonntag seine Bewerbungsunterlagen ein, um sich zum Ministerpräsidenten wählen zu lassen. Bilawal Bhutto Zardari, Enkel von PPP-Gründer Zulfikar Ali Bhutto und Sohn der 2008 ermordeten früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto, soll offenbar ein wichtiges Ministeramt bekommen. Khans Partei PTI kündigte an, alle ihre Abgeordneten würden am Montag aus Protest von ihren Mandaten zurücktreten.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!