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#In China werden kritische Stimmen laut

In China werden kritische Stimmen laut

Übereifrige Kader in einer nordchinesischen Kleinstadt haben in China eine Debatte über den richtigen Umgang mit Corona ausgelöst. In Tonghua, im Grenzgebiet zu Nordkorea, hatten die Behörden vor einer Woche alle Bewohner in deren Häusern eingesperrt, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Damit niemand das Haus verlässt, wurden die Türen mit Papierstreifen versiegelt.

Friederike Böge

Die Kader hatten aber nicht bedacht, dass ihnen das nötige Personal fehlte, um die Eingeschlossenen mit Essen und Medikamenten zu versorgen. Viele Bewohner machten ihrem Ärger im Internet Luft. Diabetes-Kranke beklagten, dass ihnen das Insulin ausgehe. Andere berichteten, dass sie außer Reis kaum noch etwas zu essen hätten. Seither ist Tonghua zum Symbol für eine Corona-Strategie geworden, die das Virus bekämpft, ohne den Menschen zu bedenken.

Das Geschirr soll ganz bleiben

Der prominente Mediziner Zhang Wenhong aus Schanghai hat dem nun ein anderes Modell entgegengestellt: Er verglich das Virus mit Mäusen in einem Porzellanladen, die man fangen müsse, ohne das Geschirr zu zerschlagen. Es gehe darum, möglichst passgenaue Maßnahmen zu ergreifen und das Leben der Bürger so wenig wie möglich einzuschränken. Die Abriegelung ganzer Städte oder Stadtteile und millionenfache Corona-Tests seien dafür nicht nötig. Ganz China solle sich an Schanghai ein Beispiel nehmen, empfahl Zhang. Dort waren nach einem kleinen Corona-Ausbruch einige Wohnblöcke abgesperrt und 41.000 Menschen getestet worden.

In der Debatte um die Mäuse im Porzellanladen geht es längst um mehr als nur Corona. Es geht um die Frage, wie China regiert werden soll, um das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern. Dabei spielen regionale Gegensätze eine Rolle. Schanghai und der Süden stehen für Innovation, Dynamik, Privatwirtschaft. Der Norden mit der Hauptstadt Peking ist machtbetont, bürokratisch und geprägt von Staatsunternehmen.

Der Wirtschaftswissenschaftler Jia Kang sieht eine wachsende Kluft zwischen Norden und Süden, die durch die unterschiedlichen Seuchenschutzmaßnahmen noch sichtbarer geworden sei. Im Norden herrsche der Glaube an den starken Staat. Das Virus werde dort wie in einem Krieg bekämpft. Das habe Vorteile, aber auch „Rationalitätsmängel“. Im Süden gebe es dagegen eine „dienstleistungsorientierte Regierung“, „höhere Menschenrechtsstandards“ und die Bereitschaft zur Erneuerung.

Kritik an Behördenwillkür

Auch aus der Öffentlichkeit erhielt der Mediziner Zhang viel Lob für seine Vorschläge. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua beeilte sich am Freitag, ihm beizupflichten. Die Agentur schreibt selten Kommentare. Wenn sie es tut, ist das ein Hinweis, dass das Thema im Parteiapparat ernst genommen wird.

„Die Öffentlichkeit erwartet wissenschaftlich fundierte, präzise und verfeinerte Seuchenschutzmethoden“, schrieb Xinhua. Die Epidemie sei ein „wichtiger Test“ für die Professionalität der Verwaltung. Der Kommentator übte scharfe Kritik an Behörden, die ohne guten Grund die Wirtschaft und die Mobilität einschränkten. Manche Orte seien „hastig“ und „willkürlich“ abgeriegelt worden, ohne die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen zu bedenken.

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