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#In der Höhle des Löwen

In der Höhle des Löwen

Dass man die Feste feiern muss, wie sie fallen, dieser Redensart hat die CSU am Freitag alle Ehre gemacht. Mitten im wachsenden Unmut über Armin Laschet, die Wahlkampfführung und das schlechte Abschneiden der Union würdigte die CSU ihren Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber, der am Dienstag 80 Jahre alt geworden war.

Und das nicht nur mit einer Rede des amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Markus Söder, für den Stoiber ein wichtiger Mentor war und weiterhin ein wichtiger Berater ist. Auch Laschet sollte in München sprechen, der viel kritisierte Kanzlerkandidat. Auf „besonderen Wunsch“ des Jubilars, wie CSU-Generalsekretär Markus Blume zu Beginn der Veranstaltung betonte.

Ärger um Sondierungsablauf

Dass der CDU-Vorsitzende dann tatsächlich kam, um die Lebensleistung einer der großen Figuren der CSU-Geschichte zu würdigen, erschien schon fast kühn. Weniger wegen des jüngsten Gezankes über die Planung der Sondierungen mit der FDP, als aufgrund der allgemeinen Stimmungslage in Bezug auf Laschet. Was die Sondierungen betraf, so hatte Söder nämlich den Freitagabend (wegen Stoibers Geburtstagsfeier) und den Samstag (wegen Sitzungen von CSU-Bezirksverbänden) aus den Terminplanungen ausgeschlossen.

Aus der CDU hieß es daraufhin, der CSU-Chef nehme Parteitermine wichtiger als Gespräche über die künftige Regierung des Landes. Die CSU wiederum verwies auf andere Zeiträume, die sie für Gespräche mit der FDP genannt habe.

Aber drohender noch als der Ärger über „Organisatorisches“ schwebte über dem Abend die Anti-Laschet-Stimmung in der CSU. Er sei nicht mehr lange tragbar, heißt es abseits der Mikrofone. Doch ähnlich, wie an Laschet schon im Wahlkampf alle CSU-Spitzen abzuprallen schienen, schreckte ihn offenbar auch der Gang in die Höhle des bayerischen Löwen an diesem Freitag nicht.

Vielleicht nahm er es als gutes Zeichen, dass der CSU-Generalsekretär am Vormittag nach einer Präsidiumssitzung nicht gegen ihn ausgeteilt hatte, vielleicht wollte er eine angenommene Einladung nicht wieder zurückziehen. Vielleicht ahnte er aber auch, dass der Geist des Abends ein friedvoller sein würde, verbunden mit einem Appell des „elder statesman“ Stoiber an die beiden Parteivorsitzenden, sich solidarisch zu verhalten und in schwierigen Phasen zusammenzustehen.

Denn genau dieses Geschenk machte Stoiber, der ja eigentlich selbst an diesem Abend der Beschenkte sein sollte, Söder und Laschet und damit auch der gesamten Union. Er gab ihnen eine Gelegenheit, ein paar Stunden lang die gemeinsame Geschichte Revue passieren zu lassen, mit Gelassenheit und Geschlossenheit.

Söder dankt seinem Mentor

Söder, von dem man in der aktuellen Lage der Union – schlechtestes Wahlergebnis in der Geschichte, schlechtestes CSU-Ergebnis seit mehr als 70 Jahren – nicht unbedingt annehmen konnte, dass er auf Sticheleien gegen Laschet verzichten würde, würdigte seinen Vorgänger Stoiber mit einer launigen Rede. Er zeigte sich an vielen Stellen dankbar für die Chancen, die er durch Stoiber in seiner politischen Laufbahn bekommen hat, und verzichtete auf offene Bezüge zur aktuellen Lage in der Union – abgesehen von einer Spitze gegen den CDU-Granden Wolfgang Schäuble, der der Partei in Stoibers Wahlkampf ums Kanzleramt 2002 schon einmal schwer geschadet habe, mit seiner Haltung zum Irak-Krieg. Schäuble wollte die Union damals fest an der Seite der Vereinigten Staaten sehen, Stoiber sprach sich gegen eine militärische Beteiligung an dem Konflikt aus.

Söder spielte mit der historischen Parallele darauf an, dass Schäuble als einer derjenigen in der Union gilt, die Laschet gegen Widerstände als Kanzlerkandidaten durchgesetzt hatten – und damit Verantwortung für das schlechte Wahlergebnis tragen. „Man sieht, manch einer macht die Fehler immer wieder“, sagte Söder am Freitag.

Wie Söder ging auch Laschet in seiner Rede vor allem auf Lebensstationen Stoibers ein. Er könne jetzt viel über das bremsende Wesen von Ampeln und das pulsierende Wesen von Jamaika sprechen, sagte er, aber darauf wolle er verzichten. „Es geht heute ausschließlich um dich“, sagte er an Stoiber gewandt. In seiner Laudatio hob er dessen vorbildhafte Loyalität als Generalsekretär des früheren CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß hervor. „Loyalität hast du immer gelebt und uns immer ans Herz gelegt“, sagte Laschet.

Stoiber zeigte sich nach den beiden Reden der Parteivorsitzenden sichtlich gerührt. Die Reden hätten ihn „fast sprachlos gemacht“ und sein Leben und Wirken so umfassend beleuchtet, „dass ja kein Raum mehr bleibt“, um selbst etwas zu ergänzen, sagte der CSU-Politiker. Er dankte seiner Frau Karin und seinen Kindern für ihre langjährige Unterstützung. Und ganz am Ende seiner Rede versuchte er dann doch noch den Bogen zu schlagen von diesem Abend in München zu den aktuellen politischen Fragen und der Rolle, die Söder und Laschet dabei spielen.

Eine starke Wirtschaft sei die Grundlage für Deutschlands Einfluss in Europa und der Welt, sagte Stoiber. Dass die wirtschaftlichen Grundlagen auch in Zukunft erhalten blieben, werde in den kommenden Tagen „euer großes Thema sein“. Er fügte hinzu: „Ihr müsst auch einen Beitrag leisten, den Laden zusammenzuhalten.“ Konkreter wurde Stoiber an diesem Abend aber nicht – zumindest nicht am Rednerpult.

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