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#Ist der MVP wirklich der Beste?

In der vergangenen Woche wurden in der Basketball-Bundesliga die individuellen Auszeichnungen vergeben. Auch wenn Mannschaftssportler nicht müde werden zu betonen, dass ihnen nichts wichtiger sei als der Teamerfolg, so befriedigen diese Awards doch die jedem Menschen innewohnende Eitelkeit. Zudem stehen sie jeder Vita gut zu Gesicht und erhöhen den Marktwert. Sie haben eine größere Bedeutung als uns die Ausgezeichneten glauben machen wollen. Deshalb ist es angebracht, die Kriterien dieser Preisvergaben zu durchleuchten.

Es ist äußerst fragwürdig, dass Journalisten bei den wichtigsten Auszeichnungen MVP (Wertvollster Spieler der Saison), bester Offensivspieler, bester Verteidiger und Trainer des Jahres (mit-)wählen dürfen. Dies sollte ausschließlich den Coaches vorbehalten sein. Fernsehkommentatoren und schreibende Berichterstatter bewerten das Spiel anders als Trainer.

Ihnen geht es um Beobachtungen und Einschätzungen, die dem Zuschauer und Leser weiterhelfen sollen. Schon deshalb verfügen sie nicht über den richtigen Blickwinkel, um an der Abstimmung teilzunehmen. Anstelle der Journalisten sollten die Assistenztrainer ein Stimmrecht erhalten. Diese Experten sehen die meisten Spiele. Sie verfügen über hohes Fachwissen und beobachten unter den für eine Bewertung relevanten Aspekten.

Eine amerikanische Erfindung

Lokaljournalisten verfolgen noch dazu zwar alle Begegnungen „ihres“ Teams, beobachten die anderen Mannschaften aber nicht mehr als zwei Mal in der Saison. Es ist verständlich, dass die Liga hofft, auf diese Weise eine ausführlichere Berichterstattung auslösen zu können. Aber so kam es schon zu schwer nachvollziehbaren Ergebnissen. 2009 gewann Jason Gardner die MVP-Krone, obwohl er nach Meinung der Trainer nur der drittbeste Spieler war – nicht der drittbeste Spieler der Liga, sondern der drittbeste Spieler seiner Mannschaft! Welch ein Glück, dass bei der Wahl des MVP 2023 die Trophäe in die richtigen Hände ging. TJ Shorts vom Hauptrunden-Ersten Telekom Baskets Bonn war auch Favorit der Coaches.

Der MVP ist genauso wie die anderen individuellen Auszeichnungen eine amerikanische Erfindung. Die NBA-Akteure spielen in einer einzigen Liga. In Europa gibt es aber im Pokal einen zweiten nationalen Wettbewerb, vor allem aber auch vier internationale, deren unterschiedliche Qualität die Bewertung zusätzlich erschwert. Sollten diese Wettbewerbe überhaupt einbezogen werden? Schließlich wird doch der MVP der nationalen Liga gekürt.

Bestimmt wird dem Namen des Awards nach nicht der beste, sondern der wertvollste Spieler der BBL. Könnte dies nicht auch jemand sein, der immer dann, wenn er gefordert ist, verlässlich abliefert, aber sonst aufgrund der Doppelbelastung mit anderen Schwerpunkten agiert? Das gilt insbesondere für die Euroleague-Spieler, die in der Hauptrunde des besten europäischen Wettbewerbs genauso viele Partien bestreiten wie in der BBL. Da ist es unmöglich, immer an die Grenzen zu gehen. Auch die Coaches wünschen dies nicht. Sie reduzieren die Einsatzzeit ihrer Leistungsträger oder lassen sie bei Gelegenheit pausieren, was sich negativ auf die Statistik auswirkt.

Spielt der Teamerfolg eine Rolle?

Welchen Einfluss sollten die Zahlen haben, insbesondere der Effektivitätswert als vermeintlich objektives Kriterium? Der neue MVP Shorts ist bester Akteur in dieser Kategorie. Grundsätzlich profitieren hier aber Spieler von Mannschaften, die über Tempo viele Ballbesitze generieren. Es gibt noch weitere Fragen: Sollte es eine Mindestzahl von Spielen geben, die ein MVP absolviert haben muss? Inwieweit spielt der Teamerfolg eine Rolle? Darf ein Spieler MVP werden, dessen Mannschaft nicht die Playoffs erreicht? Sollten Angriff und Verteidigung zu gleichen Teilen einfließen? Aktuell scheint die Offensive die MVP-Entscheidung zu mindestens 85 Prozent zu beeinflussen, so dass die Auszeichnung des besten Offensivspielers fast schon überflüssig erscheint.

Es scheint eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland Firmen die „Patenschaft“ für die Awards übernehmen. So sind in der nordamerikanischen Profiliga (NBA) die Auszeichnungen mit dem Namen eines südkoreanischen Automobilherstellers verbunden. In der NBA ist die Zahl der Awards mit Blick auf die Medien und Sponsoren immer weiter angestiegen. Es wäre zu wünschen, dass uns diese inflationäre Tendenz erspart bliebe. Sie entwerten die wirklich wichtigen Auszeichnungen.

Der Autor war zwei Mal Trainer des Jahres

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